Chronik der Kleingartenanlage „Schillerstraße“ |
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Teil 1 = 1935 bis 1969 Teil 2 = 1970 bis 1979 Teil 3 = 1980 bis 2006 Statistik / Vorsitzende / Wirte |
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1935 Im Jahr 1935 begann der Bau der Reichsautobahn im Bereich von Hermsdorf. Am 16.08.1935 fand eine nicht öffentliche Beratung der Gemeinderäte von Hermsdorf statt. Unter Punkt 10 des Protokolls dieser Beratungen ist zu lesen: „Durch den Bau
der Reichsautobahn wird ein Teil der Schrebergärten verloren gehen. Der Schrebergartenverein
hat deshalb bei der Gemeinde einen Antrag auf pachtweise zur Verfügung Stellung
von weiteren Gemeindegelände gestellt. Die Gemeinderäte sind einverstanden mit
der Verpachtung von Gemeindeland an den Schrebergartenverein.“ Die Gartenanlage „Schillerstraße“ besteht seit 1936. Sie wurde mit dem Teil 1, auf der rechten Seite und Teil 2, auf der linken Seite (siehe Plan Folgeseite) der Schillerstraße, in Richtung Bergstraße eröffnet. Nach der Gartenanlage „Am Roten Strumpf“ ist es damit die zweitälteste Anlage in Hermsdorf. Bisher sind keine weiteren Dokumente zur Gründung bekannt. Das Gründungsjahr stützt sich auf die Aussagen von Zeitzeugen, insbesondere älteren Gartenfreunde und deren Angehörige, diese waren zum Beispiel Karl Leisering, Willi Planer oder auch Franz Schneider. Es wird außerdem von Angehörigen erster Gartenbesitzer bestätigt, zum Beispiel durch Günter Leisering und Erhard Plötner. Vorausgegangen war der Beschlüsse der Gemeinderäte vom 16.08.1935. Noch im 2. Weltkrieg wurden auch am Bahnhof (später Busbahnhof) Kleingärten eingerichtet. Diese wurden in die Schrebergartenanlage „ Schillerstraße“ integriert. Der Verein beging im Jahr 1997 das 50-jährige Bestehen. Dieses Datum war bezogen auf das Jahr der Neugründung 1947. Wie in vielen Hermsdorfer Vereinen wurde auch im Kleingartenverein „Schillerstraße“ nach 1945 alles ignoriert was während oder vor dem Krieg stattgefunden hatte. So wurden eben Vereine neu gegründet, obwohl diese bereits viel länger bestanden bzw. ihre Wurzeln weiter zurück liegen. Nach dem 2.Weltkrieg waren diese „Neugründungen“ der damaligen Zeit und den gesellschaftlichen Verhältnissen geschuldet. Es durfte nicht mehr sein, was einmal war und dies, obwohl die Vereine kaum politische Hintergründe hatten. In jüngerer Zeit, insbesondere in Vorbereitung auf die
750-Jahr-Feier, besann man sich wieder auf unsere Geschichte. Sie wird zunehmend
so dargestellt, wie sie sich tatsächlich abgespielt hat. Leider ist es so, dass
Perioden gesellschaftlicher Veränderungen sehr viel historisches Material
vernichtet wurde. Dies kann man bei der Machtübernahme der Nationalsozialisten mit
dem Verbot aller Arbeitervereine und der Beschlagnahme ihres Eigentums
nachweisen. Auch in der DDR wurde alles vernichtet, was nicht in die Ideologie
passte. Der Gründungsteil der
Anlage in der Skizze entspricht den beiden
Ursprünglich war das gesamte Gelände rechts und links der heutigen Schillerstraße eine vom Raudenbach durchschnitten Senke. Der Befestigung und dem Neubau der Schillerstraße war die Übertunnelung des Raudenbaches im Tal vorausgegangen. Auf einer Aufnahme vom Hochwasser aus dem Jahr 1932 ist die Schillerstraße noch als Damm (linkes Foto) erkennbar. Die Wassermassen strömen durch ein großes Rohr aus Richtung Rathausplatz in Richtung der heutigen Anlage vor dem Spartenheim.
Die stückweise Erweiterung erfolgte in dem Maße, wie das ursprüngliche Tal des Raudenbaches verändert wurde. Nachdem der Bach verrohrt war, erfolgte das Auffüllen des Grundes. Dies zog sich über mehrere Jahre hin. Dazu wurde aus der ehemaligen HESCHO der Schutt, bestehend aus Kapselscherben, Porzellanbruch, Gipsformen, Schlicker, zum Teil auch Hausmüll auf die Fläche aufgeschüttet. Da dieses Areal, teilweise mit einer Höhe von über 8 Meter Schutt, als Baugrund nicht geeignet war, wurde das Gelände als Gartenland durch Beschluss am 16.08.1935 freigegeben.
Eine wichtige Etappe in der Geschichte der Kleingartenanlage war die Übernahme der Baracke in der Heinrich-Heine-Straße, verbunden mit dem Ausbau zum Spartenheimen „ Schillerstraße“, besser bekannt als „ Kohlrabischenke“. Darauf wird in der Folge weiter verwiesen. Die Geschichte dieses Objektes beginnt im 2.Weltkrieg. Hier wurde das Objekt des heutigen Spartenheimes als Gefangenenlager errichtet. Dort waren ständig Gefangene - nach Aussage von Zeitzeugen Russen - untergebracht. Deren Aufgabe war es, den aus der HESCHO angefahrenen Schutt in der Talsenke breit zu schaufeln. Im Jahr 1942 wurde von den Gefangenen ein eigener Landsmann erschlagen, er soll mit den Deutschen besondere Kontakte gehabt haben. Während des Krieges und auch noch kurz danach waren unter anderem bis zu fünf Fuhrwerke des Bauern Schilling „Wagner“ im Einsatz. Deutscher Vorarbeiter war ein gewisser Paul Sieler „Golo“ aus Bad Klosterlausnitz. Vermutlich auch noch der Fritz Geißenhainer, einer der ersten Vorsitzenden. Paul Sieler war ein Unikum in Bad Klosterlausnitz. Er ging zum Beispiel immer in Uniform vor den Umzügen der Maibaumsetzer und rief: „Straß’ frei! Straß’ frei!“ 1945 Die erste Nachkriegsnutzung des Objektes erfolgte durch den Hermsdorfer Walter Hopfe, damals Wielandstr. 2a. Dieser hatte dort zwei LKW untergestellt und es als Werkstatt genutzt. Walter Hopfe war nach 1945 zeitweise der Leiter des Fuhrparks der Gemeindeverwaltung und so für den Einsatz und Wartung der wenigen Fahrzeuge verantwortlich. Viele ältere Hermsdorfer werden sich erinnern, dass sie mit seinem LKW, bestückt mit Holzbänken, die verschiedensten Ausflüge unternahmen. Walter Hopfe (siehe Seite 10) vermietete das Objekt dann wie folgt:
Am 02.03.1952 fand Jahreshauptversammlung in der „Bauernstube“ des Rathauses statt. Anwesend waren 50 Gartenfreunde und 4 Gäste (Mitglieder der Kreisvereinigung). Zu dieser Versammlung wurden in den Vorstand gewählt:
Im Bericht zur Jahreshauptversammlung ist zu lesen: „Der Kreisfachberater Eichhorn machte interessante Ausführungen über Gartenarbeiten im Winter und Düngung. Es wurden auch aus der Versammlung Fragen bezüglich Klärschlamm, Erdflöhe, Ameisen und so weiter gestellt und von Kollegen Eichhorn und aus der Versammlung beantwortet. Vorsitzender Geisenhainer gab bekannt, dass in den nächsten Tagen die Spritzung der Bäume und Büsche durchgeführt wird, die Pflicht ist. Er gab den Plan bekannt, zur Sicherstellung der Gießwasserversorgung eine Pumpe vor dem Tunnel aufzustellen, am Tunnelgewölbe eine Leitung bis zu einem Schacht zu legen und das Wasser in einen Behälter zu leiten.“ Am 13.07.1952 erfolgt die Grundsteinlegung für die Kirche der Freien evangelischen Gemeinde Hermsdorf. Am 06.09.1953 erfolgte deren Weihe. Das Grundstück war Eigentum der Firma Klaus. Damit hatte sich das Aussehen in der Heinrich-Heine-Straße wieder verändert. Die Gärten von der Schillerstraße - rechts der Heinrich-Heine-Straße - bis zum Spartenheim gehörten nicht zur Anlage, sie waren Privat- oder Hausgärten.1953Aus dem Protokoll zur Mitgliederversammlung (Café Rühling) vom 11.10.1953 ist zu entnehmen, dass der damaliger Mitgliedsbeitrag 1,60 Mark betrug Davon musste die Sparte 0,36 Mark an den Kreis- und 0,24 Mark an den Bezirksvorstand der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter abführen. Außerdem bestand eine freiwillige Versicherung in Höhe von 1,20 Mark jährlich. 1955 Am 29.10.1955 fand im Café Rühling eine Mitgliederversammlung statt. Zu Beginn der Versammlung wurde festgestellt, dass vom Vorstand der Schriftführer und der Kassierer nicht erschienen waren. Es wurde ein neuer Vorstand gewählt..
Am 06.11.1955, zur Mitgliederversammlung im Café Rühling, wurde die Wahl vom 29.10.1955 nach § 12 der damaligen Statuten für ungültig erklärt und der Vorstand wie folgt neu gewählt:
In der Versammlung vom 21.1.1956 im Café Rühling wurde festgelegt, dass jeder der einen Garten sucht, sich als Mitglied anzumelden hatte und entsprechende Beiträge zahlen musste. Ein Gartenfest wurde geplant. 1956 war das 700-jährige Jubiläum von Hermsdorf. Die Gartenfreunde wurden aufgerufen, aktiv an der Vorbereitung und Durchführung teilzunehmen. In der Versammlung vom 17.03.1956 im Café Rühling wurde ein zuvor durchgeführtes Vergnügen ausgewertet und ein neues Vereinsfest für den 14.04.1956 beschlossen. Für eine Busfahrt entschieden sich für: -
Meißen 6 Mitglieder Im gleichen Jahr wurde unter den Buchen (am Spartenheim) ein großer Stahlbehälter für Gießwasser aufgestellt. Da dieser aber nicht dicht war, wurde er wieder verkauft. Am 14.04.1956 fand das Vereinsvergnügen statt. Das durchgeführte Gartenfest kostete 828,- Mark, es wurde ein Umsatz von 1079,- Mark erbracht, so dass 251,- Mark Erlös erwirtschaftet wurden. In der Versammlung vom 29.09.1956 in der HO Gaststätte Tölz („Thüringer Hof „ = "Dreckche Schürze") wurden verschiedene Gartenfreunde mit Buchprämien ausgezeichnet. Dies erfolgte im Zusammenhang mit der Auswertung der gestalteten Gärten zur 700-Jahr-Feier. |
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1957
In der Versammlung wurde außerdem der Beschluss gefasst, an Vereinsmitglieder ab 80 Jahre ein Geburtstagsgeschenk in Höhe von 30 DM zu übergeben. Am 09.03.1957 feierte die Sparte im Kulturraum der Leiternfabrik Fasching. In Vorbereitung auf diese Veranstaltung verpflichteten sich die Gartenfreunde Anna Pietsch, Frieda Schmidt und Fritz Wittig für eine lustige Einlage zu gestalten und die Gartenfreunde Albin Trinks und Albin Schäller für das leibliche Wohl zu sorgen. Im Jahr 1957 wurden zwei Busfahrten organisiert. Das Gartenfest erbrachte einen Erlös von 476,- Mark. Bei der Prämierung der besten Gärten belegten Willi Planer Platz 1, Franz Schneider Platz 2, Ludwig Riedel Platz 3 und Ernst Richter Platz 4. Erstmals wurde eine Tafel für Bekanntmachungen in der Anlage aufgestellt.
Zur Mitgliederversammlung am 01.02.1958 wurde die
Kleingartenanlage „Schillerstraße“ vom Kreisvorstand für gute Arbeit geehrt.
Die Gartenfreunde der Anlage am Bahnhof wollten wissen was mit ihren Gärten würde,
da der Bau eines Busbahnhofes dort im Gespräch war. Am 31.01.1959 wurde ein neuer Vorstand gewählt:
Am 16.03.1960 wurde ein neuer Vorstand gewählt:
Es gab erste Versuche die Baracke als Siedlerheim zu übernehmen, diese schlugen aber fehl. Im April des Jahres legte Rudi Hempel seine Funktion als Vorsitzender nieder. Die Geschäfte führte der stellvertretende Vorsitzende Kurt Leitner weiter. In diesem Jahr wurde statt eines Gartenfestes nur ein gemütliches Beisammensein begangen. 1962 Die Sparte hatte 114 Mitglieder, von denen durchschnittlich 22 an den Mitgliederversammlungen teilnahmen. Am 08.02.1962 wurde ein neuer Vorstand gewählt:
Die geplante Gießwasserversorgung mittels Pumpe und Sammelbehälter wurde zurückgestellt, da die Wasserwirtschaft die Übertunnelung des Raudenbaches verlängern wollte. Ein bereits gekaufter Wasserbehälter wurde wieder verkauft. 1963Die Sparte hatte 114 Mitglieder, die im zurückliegenden Jahr 915 NAW - Stunden leisteten. Eine Wettbewerbskommission wurde gebildet, dieser gehörten die Gartenfreunde Helmut Kies, Karl-Heinz Ziche und Max Potschka an. Eine für April geplante Veranstaltung im Kulturraum der Leiternfabrik musste wegen Maul- und Klauenseuche abgesagt werden. Am 28.08.1963 wurde eine Busfahrt nach Markleeberg und am 01.09.1963 ein Kinderfest durchgeführt. Die Gartenanlage war bis 1963 in Richtung Wald / Klärgrube durch den Verbindungsweg zwischen Wielandstraße / Waldgasse und Uhlandstraße / Bahnhof begrenzt. Dieser Weg entspricht in etwa dem Verlauf des früheren Radatzweges, der ursprünglich mitten durch den Wald verlief. Der Raudenbach war bis dahin nur bis zum Gartenweg vertunnelt. Im Oktober 1963 wurde die Anlage um drei Gärten erweitert, die sich nun unterhalb des Weges befanden. 1964 Die Sparte hatte 105 Mitglieder, am 08.02.1964 wurde ein neuer Vorstand gewählt:
Die geplante Wasserentnahme aus dem Raudenbach wurde von Experten endgültig verworfen. Eine Übergangslösung sollte u.a. aufgefangenes Regenwasser sein. Im Jahr 1964 rechneten die Gartenfreunde im Wettbewerb folgende Erzeugnisse bzw. Ergebnisse ab: davon an Handel abgeliefert Obst.................................... 6222..... kg......................... 2200 kg Erdbeeren.......................... 1060..... kg........................... 146 kg Gemüse............................ 12242..... kg......................... 2253 kg Eier.................................... 13300..... Stück................... 5385 Stück Geflügel................................ 120..... kg............................. 36 kg Kaninchenfelle.................... 397..... Stück..................... 397 Stück Kaninchenfleisch............... 750..... kg........................... 185 kg Honig..................................... 33..... kg............................... 5 kg Milch.................................. 3340..... kg......................... 3170 kg Ziegenfelle............................... 6..... Stück......................... 6 Stück Beeren................................ 2598..... kg........................... 594 kg NAW.................................... 861..... Stunden Fachzeitungen...................... 63..... Abonnenten 1965Dem „Laubenunwesen“ wurde Einhalt geboten. Jeder Neu- und Erweiterungsbau musste beim Vorstand beantragt und dort genehmigt werden. Am 20.04.1965 wurde durch die Gemeinde die Kündigung der Pacht für die Anlage am Bahnhof ausgesprochen, da der Busbahnhof gebaut werden sollte. Albin
Trinks legte auf Grund seines hohen Alters seine Funktion als Vorsitzender nach
langjähriger Tätigkeit nieder. Die Geschäfte wurden durch den Stellvertreter
Martin Kreß geführt. 1966
1967 Der Kleingartenverein hatte in diesem Jahr 150 Mitglieder, es wurden 4 Mitgliederversammlungen, drei Gartenbegehungen und 9 Vorstandssitzungen durchgeführt.. Auf eigenen Wunsch schieden Albin Schäller, Horst Bulst und Hans Hotzelmann aus dem Vorstand aus. Auf der Jahreshauptversammlung am 29.02.1968, im Kulturhaus der KWH, wurde der neue Vorstand gewählt.
Im Jahr 1968 wurde der Bau der Wasserleitung beschlossen. Es sollten aber noch Jahre vergehen, bis jedes Mitglied einen Anschluss in zumutbarer Entfernung erhielt. Bis dahin wurde das Wasser von der Quelle des Buchbrunnen, oder aus dem teilweise noch offenen Raudenbach geholt. Das zweite Gartenfest, mit noch größerem Festzelt wurde 1968 gefeiert. Es fiel zusammen mit den Ereignissen in der damaligen CSSR, dem Prager Frühling. Beim 1968-er Gartenfest kam es zu einem folgeschweren Zwischenfall. Wegen des aufgebauten Festzeltes und der dort befindlichen Wertsachen wurde eine Nachtwache eingesetzt. Hier rief dann einer der eingesetzten Nachtwachen, unter Alkoholeinfluss stehend, laut: „Dubček! Dubček!“ und schoss mehrfach mit einer Pistole in die Luft. Als Folge wurde verhaftet und zu Freiheitsentzug verurteilt. 1969Mit Kaufvertrag vom 23.02.1969 (siehe unten) verkaufte Walter Hopfe, zum Preis von 2.500,- M, das Objekt des heutigen Spartenheimes an die Kleingartenanlage „Schillerstraße“. Im August des Jahres konnten die ersten vier Wasserentnahmestellen in Betrieb genommen werden. |
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