Mythen und Legenden um die Autobahn und ihre Nebenanlagen |
Immer wieder ranken sich um die Autobahn, die Teufelstalbrücke und den Rasthof Mythen und Legenden, die jeglicher Grundlage entbehren und in das Reich der Phantasien und Märchen gehören. Dies ist noch bis heute der Fall und wir konnten es wieder zur Ausstellung (von Ende 2008 bis Februar 2009) erfahren. Mit einigen diesen wollen wir aufräumen. |
Behauptung - der Bau der Reichsautobahnen diente der Kriegsvorbereitung. |
Anfangs spielten bei den nationalsozialistischen Ausbauplanungen auch strategische Gründe eine Rolle. Insbesondere wurde die Möglichkeit von schnellen Truppentransporten in Betracht gezogen. |
Behauptung - Autobahnen diente dem Abbau der Arbeitslosigkeit. |
Die nationalsozialistische Propaganda stellte den Autobahnbau als eine wichtige Maßnahme zur versprochenen Beseitigung der Arbeitslosigkeit - man sprach bereits damals von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen - dar. Nach heutigen Erkenntnissen wirkte sich das Bauprogramm auf die Arbeitslosigkeit jedoch nur unbedeutend aus. Die Ausgaben für das Autobahnprogramm hatten einen viel zu kleinen Anteil an den gesamtwirtschaftlichen Investitionen (im Jahr 1935 etwa 4%), um hier nennenswert ins Gewicht zu fallen. |
Behauptung - der Rasthof sollte in der Form eines Hakenkreuzes errichtet werden. |
Diese Behauptung ist falsch. Bewiesen wird dies durch vorliegende Baupläne, die Grafik des Architekturbüros über den geplanten Bau der Raststätte und letztlich durch jetzt freigegebene Luftbildaufnahmen aus amerikanischen Archiven. Darauf ist der Rasthof am 10.04.1945 - also ein Tag nach den Luftangriffen auf Hermsdorf - zu sehen. Mit Beginn des 2. Weltkrieges wurde der Weiterbau des Rasthofes gestoppt. Auf den Luftbildern sind die damals bereits vorhandenen Fundamente für den gesamten Bau zu erkennen. Der Rasthof sollte einer der größten und modernsten in Deutschland werden, mit Schwimmbad, Tennisanlage und anderes. Nicht ganz 1/3 der geplanten Größe wurden errichtet. Der zweite Teil wäre ein spiegelverkehrter Bau auf der gegenüber dem errichteten Haus geworden. Letztlich sollte sich ein noch größerer geschlossener Bau mit Innenhof an beide anschließen. |
|
Die Form des geplanten Bauwerkes hat absolut nichts mit einem Hakenkreuz zu tun. Das belegen eindeutig obige Luftaufnahme und Bauplan (Auszüge) sowie die Entwurfsskizze des Architektenbüros unten. |
![]() Entwurfsskizze des Architektenbüros. |
1 Teil des Rasthofes, der am 05.11.1938 in Betrieb genommen wurde (grüne Linie), die rote Linie zeigt den etwaigen Standort des Bunkers der Organisation Todt. |
Baubeginn für den Rasthof „Hermsdorfer Kreuz“ war 1936 . Geplant war, dass es der größte Autobahnrasthof Deutschlands werden sollte. Mit Ausbruch des 2. Weltkrieges war er etwa zu 20 % fertig und wurde nicht mehr weitergebaut. Hermsdorf war zu dieser Zeit ein kleines Dorf. Überlegungen, warum gerade der Rasthof Hermsdorf der größte in Deutschland werden sollte müssen von den Grenzen des Deutschen Reiches zum Bau gesehen werden. Zu dieser Zeit lag er im Zentrum der Streckenführung. Freigabe der Reichsautobahn Nr. 13, 15, 16 und 27 Berlin - München, heute A 9. Mit Vollendung der 42 km langen Teilstrecke Bratzhof - München an diesen Tag war die Reichsautobahn München - Berlin fertig gestellt. Dieses Ereignis wurde am gleichen Tag zum Anlass genommen, den bis dahin fertig gestellten Rasthofkomplex in Hermsdorf seiner Bestimmung zu übergeben. Die Tankstelle an der Richtungsfahrbahn Berlin - München wurde im Jahr 1939 noch fertig gestellt. Der Rasthof hatte bis zur Eröffnung etwa ein Drittel der geplanten Größe erreicht. Zur Raststätte gehörten das Haupthaus mit Gaststätte und Hotel, der Parkplatz vor der Raststätte und die beiden Tankstellen. Wie bei fast allen Projekten der Reichsautobahn, wurden mit Ausbruch des Krieges die Baumaßnahmen an der Raststätte „Hermsdorfer Kreuz“ eingestellt. Der Innenausbau des eröffneten Teiles war zu 80 % fertig, die Ausstattung gehörte damals zur gehobenen Klasse. Nur wenige begonnene Autobahnobjekte wurden fertig gestellt. Es erfolgten weiter nur noch Innenbauarbeiten und die Fertigstellung der Tankstelle auf der Rasthofseite. Der Betrieb erfolgte als Raststätte nur beschränkt. Gleichzeitig hatte die Wehrmacht hier ein Versorgungsdepot eingerichtet. Die Organisation Todt, die ebenfalls auf dem Rasthof einen Sitz hatte, bekam ein anderes Aufgabengebiet und war jetzt verantwortlich für den Ausbau von militärischen Verteidigungsanlagen. Der Berliner Architekt Friedrich Tamms hatte den Entwurf für die Raststätte Hermsdorf erstellt. Beim Bau griff er bewusst auf einheimische Rohstoffe, wie zum Beispiel Muschelkalk für die Fenstereinfassungen und Säulen am Eingangsbereich und im Haus zurück. Obwohl im Stil der so genannten Naziarchitektur errichtet, kann beim Rasthof Hermsdorf nicht von einem Monumentalbau gesprochen werden. In die Bauten dieser Zeit reiht er sich eher als schlicht ein. Schöne Details im Parterre und im Saal sind die Säulenkapitelle. Im Restaurant sind es Vogelmotive, die von Pflanzen umrankt sind. Vier mächtige Säulen tragen die Decke des Saales in der ersten Etage. Jedes der vier Kapitelle ist mit der Darstellung eines Tieres verziert. Die Bedeutung dieser Tierdarstellungen ist umstritten. So soll der Fuchs für Schlauheit, das Eichhörnchen für Schnelligkeit stehen. Neben den Säulen sind auch die Leuchter und Wandlampen im Saal im Original erhalten geblieben, bzw. konnten nach den Plünderungen wieder beschafft werden. An den beiden Giebelseiten des Saales werden die Hauptdeckenbalken durch je eine Stütze getragen. In Richtung Osten ziert die Stütze das alte Hermsdorfer Siegel mit Nonnen und Räubern, auf der Westseite das Jenaer Wappen. |
Behauptung - Hitler soll auf seinen Fahrten nach Bayern im Rasthof übernachtet haben. |
Tatsache ist, dass es im Rasthof ein Zimmer als so genanntes „Hitler - Zimmer“ hergerichtet wurde. Das war damals in jedem besseren Hotel der Fall. Besagtes Zimmer war prunkvoller als alle anderen Hotelzimmer eingerichtet, z. B. keine Wandschränke, sondern schwere Eichen- und Polstermöbel und eine besondere Ausstattung. Tatsache ist aber auch, dass Adolf Hitler nie auch nur einen Schritt in den Rasthof tat. Die Strecke zwischen Berlin und München wäre auch viel zu kurz, um hier bereits zu übernachten. |
Behauptung - der Architekt der Teufelstalbrücke hat sich von der Brücke gestürzt. |
Diese Behauptung wird vielen Brückenbauwerken in der ganzen Welt angedichtet. Sie gehört ins Reich der Märchen. Der Architekt Paul Bonatz hat noch viele weitere Bauwerke errichtet. Er verstarb 1956. Am Bau der Brücken waren zudem nicht nur der Architekt, sondern weitere Ingenieure und Statiker beteiligt. Der leitende Statiker für die Teufelstalbrücke wohnte in Bürgel.
Es ist bekannt, dass es bei dem Bau der Reichsautobahn auch Todesopfer zu beklagen gab. Konkrete Angaben für unseren Bereich gibt es aber nicht. |
Tatsache - die Reichsautobahn wurde in die Gestaltung des gesamten Lebens einbezogen. |
Am 02.05.1936 erfolgte die Grundsteinlegung des ersten K.d.F. - Seebades Prora auf Rügen. Die Autobahnen spielten für die Organisation der K.d.F.- Fahrten und deren Durchführungen eine zentrale Rolle. Ebenso für private Urlaubsfahrten. Die Autobahnen wurden bewusst in das System einbezogen. Direkt an den Autobahnen entstanden, teils aus Kiesgruben für den Autobahnbau, Strandbäder. |
![]() |