Chronik der Kleingartenanlage "Roter Strumpf" Teil 5 - 1957 bis 1964

   

Bei der Planung des Gartenfestes 1957 gab es Bedenken, es könne aufgrund der Trockenheit zu Engpässen bei der Bierversorgung kommen. Der Termin konnte noch nicht festgelegt werden. Es wurde in der Versammlung vorgeschlagen, aufgrund der immer weniger werdenden Helfer, kein Gartenfest mehr durchzuführen. Nach heftiger Diskussion und Abstimmung entschied sich eine knappe Mehrheit für ein Fest. Bei der Einteilung der Helfer - es wurden 25 benötigt - stellten sich nur 9 zur Verfügung. Dies führte dazu, dass kein Gartenfest sondern nur „fröhliches Beisammensein“ organisiert wurde.

Angesprochen wurde noch das 40-jährige Jubiläum der Gartenanlage.

Im Artikel wurde Emil Planer die Gründung zugeschrieben,
er war Gründungsmitglied (siehe Seite Anfang und Folgeseite).

In Würdigung seiner Verdienste bei der Gründung der Anlage wurde im August 1957 das Gründungsmitglied Emil Planer mit einem Präsentkorb im Wert von 25 DM geehrt, den in dessen Abwesenheit seine Frau übernahm. Emil Planer war bei der Anlegung der Anlage im Jahre 1917 maßgebend beteiligt.
Die Erweiterung des Spartenheimes wurde beschlossen.

Der Versammlung schloss sich ein gemütliches Beisammensein an. 35 anwesende Helfer vergangener Gartenfeste erhielten kostenlos eine Rostbratwurst und drei Flaschen Bier. Alle anderen anwesenden Gartenfreunde eine Flasche Bier.

Zitat:

 „Gegen 19:00 Uhr war für die Anwesenden die Dunkelheit ein Grund zum Aufbrechen. Wollen hoffen, dass es im nächsten Jahr klappt, und wir unsere Versammlungen und Feste bei elektrischem Licht abhalten können.“

Die Fell- und Federablieferung sollte ab April 1958 vorangetrieben werden. Im Kreisgebiet sollten im Auftrag der Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB) in verschiedenen Anlagen Mais angebaut werden. Er sollte versuchsweise angebaut und nach der Ernte im Tausch gegen Futtermais abgeliefert werde. Voraussetzung war, dass im Umkreis von 500 m keine anderen Sorten angebaut wurden. Außerdem sollten verstärkt Zwiebeln angebaut werden. Weder für den Mais, noch für die Zwiebeln, konnte Saatgut zur Verfügung gestellt werden. Für den 26.04.1958 (schönes Wetter vorausgesetzt) wurde der Beginn der Ausschachtungsarbeiten für die Spartenheimerweiterungen beschlossen.

Für den 23.08.1958 wurde die Durchführung eines Gartenfestes geplant. Die erwirtschafteten Einnahmen sollten für die Erweiterung des Spartenheimes genutzt werden. Für den Ausschank waren die Gartenfreunde Otto Plötner, Kurt Erbert (Wirt "Zur Schönen Aussicht") und Adolf Schmidt festgelegt. Zum Gartenfest wurde ein Reinerlös von 877,18 DM erwirtschaftet damit wurden die Rechnungen für die Hallenerweiterung teilweise beglichen.

Die Sparte Schillerstraße richtete im April 1959 eine Anfrage an die Mitglieder, in der sechs Interessenten für eine 2-Tage-Fahrt nach Berlin gesucht wurden. In der Diskussion dazu wurde beschlossen, vom Verein selbst eine Fahrt in den Wörlitzer Park zu organisieren. Um Finanzen für den Hallenbau zu erhalten, wurde für Juli /August ein Gartenfest geplant. Die Gartenfreunde Kurt Erbert und Otto Plötner erklären sich wieder bereit, dabei den Ausschank zu übernehmen. Gartenfreund Adolf Schmidt „Addi“  hatte zwischenzeitlich seinen Garten abgegeben. Der Termin für das Gartenfest wurde für den 25. und 26.07.1959, die Busfahrt wurde auf den 18.07.1959 festgelegt. Die Fahrt, die pro Person 20 DM kostete, ging in den Wörlitzer Park, die Dübener Heide und den Leipziger Zoo.

Angeregt wurde die Durchführung eines Oktoberfestes, da die Finanzmittel vollständig aufgebraucht waren. Als Termin wurde der 24.10.1959 festgelegt. Der Kassierer gab Auskunft über die bisherigen Kosten. Für Dachdeckerarbeiten wurden 800 DM, für Zement 72 DM, für Buffetschrank, 3 Wasserkannen sowie Kranzspenden für die verstorbenen Gartenfreunde Walter Peisker und Otto Beyer 100 DM ausgegeben.

Zu Beginn der Versammlung am 17.10.1959 verlas Otto Schöppe einen Zeitungsausschnitt. Darin wurde berichtet, dass es beim Sommerfest des Kreisverbandes zu einer Schlägerei gekommen war. Gartenfreund Walter Nölle wurde dabei geschädigt. Der aus der Gegend von Meiningen stammende Täter wurde zu vier Monaten Haft verurteilt.

In der Anlage wurde 1959 ein Oktoberfest durchgeführt. Zur Versammlung im November 1959 wurden als Gäste der Vorsitzende der Kleingartenanlage „Hermsdorf Süd“ Gartenfreund Anton Hemprich und Gartenfreund Günter Phillip (Kassierer) begrüßt. In der Versammlung wurde bekannt gegeben, dass der Kreisverband neue Statuten erarbeitet hätte, diese enthielten „… wie er berichtet, weniger erfreuliche Mitteilungen. Den größten Anstoß gibt die Neuregelung der Beiträge. Der Kreisverband erhielt früher von der Sparte pro Mitglied im Monat 0,15 DM = 1,50 DM im Jahr. Neuerdings soll der Kreisverband 4,20 DM erhalten.“

Die Mitglieder lehnten diese Beitragserhöhung in einer Abstimmung ohne Gegenstimmen oder Stimmenthaltungen ab. Der Kassierer Herbert Riedel gab eine Auswertung des Oktoberfestes, zu welchem ein Gewinn von 262,95 DM erwirtschaftet werden konnte.

 

Zu Beginn der Versammlung im Februar 1960 wurde der tödlich verunglückten Bergleuten aus Zwickau und der verstorbenen Mitglieder Frau Oswald, Frau Undeutsch und Max Riedel sowie Arthur Müller, Anton Beier und des Gartenvorstandes Walter Peisker gedacht.


Am Montag, dem 22.02.1960, 08:20 Uhr, verschüttete eine Explosion im Zwickauer Steinkohlebergwerk "Karl Marx“ 174 Bergmänner in 1100 Meter Tiefe. Es war das folgenschwerste Grubenunglück in der Geschichte der DDR. Erst elf Stunden später gaben die Nachrichtenagenturen der DDR das Unglück bekannt. Es war offensichtlich, dass es weder verschwiegen noch bagatellisiert werden konnte. Bis dahin hatten die Rettungsmannschaften 40 Bergleute lebend und 13 Männer tot geborgen.
Über 500 Rettungsmänner kämpfen weiterhin gegen das Feuer und um das Leben der noch vermissten 74 Kumpel. Sechs Tage nach dem Ausbruch des Feuers mussten sie aber aufgeben, nachdem sie einen weiteren großen Brandherd in dem verzweigten Schachtsystem entdeckt hatten. Die Regierungskommission beschloss, den Schachtabschnitt zuzumauern, um eine weitere Ausbreitung des Brandes zu verhindern. Die eingeschlossenen Bergleute konnten nach menschlichem Ermessen nicht mehr am Leben sein, ihre Bergung war nicht möglich. Die schreckliche Bilanz: 123 Tote.

Die Trauer vereinte Deutschland noch einmal mitten im Kalten Krieg. Der Bundestag und das Zentralkomitee, die Bergbaureviere im Ruhrgebiet und im Erzgebirge hatten zur Staatstrauer die Fahnen auf Halbmast gesetzt. Alle Maschinen und Autos standen in Ost und West zu einer Gedenkminute still, alle Menschen verharrten. Danach ging man wieder zur politischen Tagesordnung über. Eine Regierungskommission wurde eingesetzt. Sie sollte die Ursachen der Katastrophe bis ins Letzte aufklären. Das alte Bergmannslied „Glück auf, der Steiger kommt“ wurde vom Staat aus dem Liedgut der Chöre und Orchester „gestrichen“.


Der Kleintierzüchter Alfred Rosenkranz spendete der Anlage ein Klavier für das Spartenheim, welches am 28.02.1960 abgeholt wurde.

Zur weiteren Sanierung des Heimes wurde im März 1960 ein Antrag auf Freigabe von 30 Zentner Zement an das Bauamt Stadtroda gestellt. Nach Vorschlag und Abstimmung führten die anwesenden Mitglieder ein LOTTO - Gemeinschaftsspiel durch. An zwei Wochen wurden vier Scheine mit jeweils den gleichen Nummern gespiegelt. Nicht eine der getippten Zahlen wurde gezogen. Der am 26.03.1960 beantragte Zement wurde freigegeben. Nun fehlte es noch an dem erforderlichen Ziegelbruch oder Schutt, um den Fußboden der alten Halle auf die Höhe der neuen Halle anzugleichen. Der Rat der Gemeinde teilte mit, dass die Wasserleitung zur Festhalle gelegt werden könnte, es mangele nur an den dafür erforderlichen Rohren.

Kassierer Herbert Riedel gab im August 1960 eine Auswertung des Gartenfestes. Es wurden 1100 DM erwirtschaftet. Die Einnahmen und Ausgaben wurden wie folgt aufgeführt:

Ausgaben:

Tageskonzession 7,50 DM
Pappteller für Verlosung 10,00 DM

300 Rollen Drops 36,00 DM

10 Pechfackeln 10,40 DM

1 Zentner Brikett 4,50 DM

Unterhaltungsmusik 60,00DM

Druck von 25 Plakaten 20,40 DM

Kurt Beyer 20,00 DM  

Summe 168,80 DM

Einnahmen:

Fassbierausschank 665,58 DM
Flaschenbierverkauft 52,96 DM

Erlös Küche 236,87 DM

Erlös Kegeln 63,70 DM

Eintritt 168,90 DM

Verkauf Gemüse 20,30 DM

Spenden von 8 Gartenfreunden 50,00 DM

Summe 1268,26 DM

Ausgaben   -168,80     DM

Reinerlös 1100,00     DM

Im Januar 1961 erfolgte die Neuwahl des Vorstandes. Erstmals in der Geschichte des Vereins wurde mit Hedwig Opelt eine Frau in den Vorstand gewählt.

An den Rat der Gemeinde Hermsdorf wurde im Februar ein Schreiben auf Zuteilung von 1.000 Ziegelsteinen und 15 Zentner Zement gerichtet. Die Gemeinde genehmigte diese Zuteilung und leitete sie an die Bäuerliche Handelsgenossenschaft (BHG) weiter. Vom Kreisverband wurde eine Zuteilung von Nägeln, Kanthölzern und Brettern für die Toilettenanlage angefordert. Von der BHG erhielt die Sparte im März dann 10 Zentner Zement, der für das Fundament der Toilettenanlage aber völlig ungeeignet war. Die weiteren Bauvorhaben, wie Toilettenanlage und Lichtanlage wurden geplant. Obwohl die Toilettenanlage noch nicht fertig war, wurde ein Gartenfest geplant. Es erging der Aufruf zur verstärkten Mitarbeit im Nationalen Aufbauwerk (NAW). Bis zum Gartenfest sollten die Stromleitungen und die Toiletten fertiggestellt werden.

Der Kassierer Herbert Riedel machte im März 1963 Ausführungen zu den angekündigten Beitragserhöhungen. So musste die Sparte im Jahr 1959 = 1,50 DM, 1960 = 4,20 DM und nun 1963 = 6,- DM an den Landesverband abführen.

Für den 25. und 26.07.1964 wurde wieder ein Gartenfest geplant. Da inzwischen mehrere neue Häuser in Hermsdorf gebaut wurden, erfolgte eine Namensänderung. Die Kleingartenanlage „Am Neuen Haus“ trug nun den Namen Kleingartenanlage „Am Roten Strumpf“.

 
Ernst Gabler (Lehrer, Schulrektor, Vorstand Schützengesellschaft, Männerchor u. a.) schrieb zwischen 1953 - 1956 ein Gedicht, legte es seinem Testament bei und verfügte, dass es erst 2000 zu öffnen sei. Ein Vers daraus lautet:
   
Am U-Bahnhof „Roter Strumpf“
ist leider noch ein kleiner Sumpf,
doch wird er bald verschwinden.
Der Rat der Stadt, der will darauf
nach eines Jahres kurzem Lauf
die Kunsteisbahn noch gründen.

vollständiges Gedicht klick hier
 
Der Begriff „Roter Strumpf“ hat nichts mit dem heutigen Schlagwort „Rote Socke“ zu tun. Ebenso ist die Auslegung falsch, dass der Name etwas damit zu tun hat, dass nur Arbeiter Gartenpächter, oder Parteigenossen Mitglieder waren. Der Namen geht zurück auf einen alten Tümpel, der sich in der Nähe befand und die Form eines Strumpfes hatte. Durch hohen Eisengehalt im Wasser wurde dieses rot gefärbt. Noch heute kann dieses rote, sehr eisenhaltige Wasser in der Anlage festgestellt werden.
Ging man über die Wiesen in dieser Gegend, färbten sich die Strümpfe rot.

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