Als einer der ersten
Hermsdorfer Vereine wurden die Kleingärtner wieder aktiv. Bereits am 29.09.1945
erfolgte die erste Mitgliederversammlung, an der 45 Mitglieder im „Altenburger Hof“
teilnahmen. Der 1.Vorsitzende gab ein
Schreiben des Bürgermeisters Wilhelm
Sperhake bekannt, wonach eine Neuwahl des Gesamtvorstandes vorgenommen
werden musste. In der Versammlung wurde der neue Vorstand gewählt. Seit dem
26.08.1933 gab es keine Vorstandswahlen mehr. Die alte Bezeichnung, wie vor
1933, wurde wieder verwendet. Max Findeiß, als wiedergewählter neuer Vorstand,
gab der Hoffnung Ausdruck, die alten Verhältnisse von früher
wiederherzustellen. Außerdem es sei es notwendig, die in der Kriegszeit liegen
gebliebenen Arbeiten, wie Reparaturen an Spartenheim und den Gartenzäunen
schnellstmöglich zu erledigen.
In Kassenbericht für 1949/50 führt
der Kassierer aus, dass er die Vereinskasse im August 1950 übernommen hatte, der
Bestand betrug 112,70 DM. Laut Bericht betrug die Höhe des Mitgliedsbeitrages
3,60 DM, wovon 1,20 DM als Landesverbandsbeitrag abgeführt werden mussten. Die
Anlage wurde zwischen 1946 und 1951 in Kleingartenanlage „Am Neuen Haus“ umbenannt,
der Name bezog sich auf die Lage neben dem 30-Familien-Haus.
Im Kassenbericht vom Januar
1951 wurde dargelegt, dass der derzeitige Bestand 642,83 DM betrug. Es wurde
beschlossen, am 06.07.1952 eine Busfahrt zur Gartenbauausstellung nach
Markleeberg durchzuführen. Diese Fahrt sollte durch „einen hiesigen Lastautobesitzer“ durchgeführt werden. Der Fahrpreis wurde mit 7,- bis 8,- DM veranschlagt.
Es meldeten sich 32 Personen, „was dem Fassungsraum eines Lastkraftwagens
entsprach.“.
Der Vorsitzende gab die
Belieferung der Züchter mit Hühnermischfutter bekannt.
In einem weiteren Programmpunkt
wurde die Durchführung eines Gartenfestes in der Anlage angeregt. Seit 1939
hatten keine Gartenfeste mehr stattgefunden. Der Gartenverein selbst führte
kein Gartenfest durch. Die Gartenanlage gehörte zum Wohnbezirk „Karl-Liebknecht“.
Durch diesen wurde für den 14. und 15.06.1951 das erste Sommerfest nach dem
Krieg organisiert und in der Anlage durchgeführt. Die Skizze Seite 13 zeigt,
wie der Festplatz ausgestaltet wurde. Ein Foto vom Gartenfest siehe Seite 15. |
Anfang Mai 1951 wurde in der
Konsumgaststätte „Zur Schönen Aussicht“, Reichenbacher Straße, eine Versammlung der
damaligen Wohnbezirksgruppe „Karl Liebknecht“ durchgeführt. Zum Wohnbezirk
gehörte das Gebiet Alter Markt, Reichenbacher Straße, Oberndorfer Weg,
10-Familien-Haus und 30-Familien-Haus. In der Versammlung wurde der Wunsch
geäußert, ein gemütliches Beisammensein durchzuführen. Es kam der Vorschlag,
eine solche Veranstaltung in der Gartenanlage „Am Neuen Haus“, im dortigen
Spartenheim, zu organisieren. Vor dem 2. Weltkrieg hatten dort stets
Gartenfeste stattgefunden.
Werner Hädrich - Vorsitzender
der Wohnbezirksorganisation (WBO) - erhielt den Auftrag, mit dem Gartenvorstand
Erich Leppin (Friseurmeister - Geschäft Ernst - Thälmann - Straße 25
„Russenhaus“ heute „Alte Regensburger Straße“) das Vorhaben vorzutragen. Dieses
wurde vom Gartenverein gern angenommen, zumal sich die WBO verpflichtete,
kleinere Baumaßnahmen und Reinigungsarbeiten im Spartenheim durchzuführen. Dort
war nach dem Krieg viele Jahre nichts unternommen worden, da die Gartenfreunde
andere Probleme hatten. Es ist anzumerken, dass viele der Gartenfreunde auch im
Wohnbezirk aktiv waren. Nachdem der Gartenvorstand seine Zustimmung gab, wurde
Ende Mai die Durchführung eines Sommerfestes im Juli beschlossen. In
Vorbereitung auf dieses Sommerfest, dass erste nach dem Krieg in der Anlage, wurden im Juni 1951 dann fast
täglich Arbeitseinsätze in der Gartenanlage, besonders im Spartenheim,
durchgeführt. So wurde die Kegelbahn neu gestaltet, fest stehende Tische und
Bänke aufgebaut, die Schaukel für die Kinder repariert, eine Kletterstange
sowie Verkaufsstände aufgebaut. Auch im massiven Spartenheim erfolgten
Reparaturarbeiten. Letztlich wurde als Festtermin der 14. und 15. Juli 1951
festgelegt.
Weder die Kleingartenanlage, noch der Wohnbezirksausschuss hatten damals die
notwendigen finanziellen Mittel, die für die Vorbereitung und Durchführung
dieses Festes nötig waren. Letztlich erklärten sich der Vorsitzender der WBO
Werner Hädrich (Oberndorfer Weg) und sein Stellvertreter Heinz Böhme
(Rundfunkmechanikmeister, Alter Markt 10 bei Schneidermeister Hesse) bereit,
die Finanzierung privat zu übernehmen. Dies war damals eine ernste und
risikovolle Angelegenheit.
Ein besonders heikles Problem war die Beschaffung von Speisen und Getränken.
Werner Hädrich konnte, da er zu dieser Zeit als Verkaufsstellenleiter bei der
Konsumgenossenschaft Stadtroda beschäftigt war, alle seine Beziehungen
ausschöpfen. Versetzen wir uns in diese Zeit zurück:
§
Der 2.Weltkrieg lag gerade einmal fünf Jahre zurück.
§
Es bestanden große Versorgungsprobleme
§
Die Lebensmittelmarken waren noch für alle
Lebensmittel, wie Brot, Semmeln, Butter, Fett, Fleisch, Wurst, Kartoffeln und
Gemüse gültig.
§
Dinge des täglichen Bedarfs gab es nur auf besondere
Bezugsscheine.
§
Die Handelsorganisation (HO) gab es noch nicht (1952
gegründet).
Aus dieser Ausgangssituation
heraus erfolgte die „Beschaffung“ der notwendigen Dinge für das Sommerfest.
Zähe Verhandlungen und gute Beziehungen ermöglichten es, die nötigsten Dinge zu
beschaffen.
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Brot und Semmeln, sogar zum Teil billiger, gab es
über den Leiter der Konsumbäckerei Max Dobenecker in der Wiesenstraße.
-
Fleisch, Wurst - auch die damals noch seltenen
Bockwürste - kaufte man beim Fleischermeister Fritz Röder
(Rossschlächterei Ernst-Thälmann-Straße). Dazu war die besondere
Genehmigung vom Rat der Gemeinde notwendig.
-
Die Getränke gab es von der Riebeck Brauerei
Gera, Niederlassung Hermsdorf (im Objekt der Gaststätte „Zum Schwarzen
Bär“). Der damalige Niederlassungsleiter händigte diese auf Kommission
aus.
-
Es gelang auch Kaffee, Milch sowie einige
Spirituosen zu beschaffen.
Das Fest konnte so beginnen.
Am Samstag, dem 14. Juli
wurde ein Fackel- / Lampionumzug für die Kinder durchgeführt. Dieser startete
19:30 Uhr an der Linde am 10-Familien-Haus (Oberndorfer Weg). Harald Mildner
und Werner Kraft „Krambi“ vom Werksorchester, damals "Orchester der Aktiengesellschaft Hermsdorf“ - heute Blas-, Tanz- und Unterhaltungsorchester KWH
e. V. (BTU), erklärten sich bereit, den Umzug musikalisch zu begleiten.
Am Schrebergartenheim
angekommen erhielt alle etwa 35 Kinder kostenlos eine Bockwurst mit Brötchen.
Auch die Kletterstange war bereits am Abend dicht umlagert, schließlich konnte
man dort etwas vom Kranz am Ende der Stange ergattern. Bis 23:00 Uhr sorgten
die Musiker weiter für beste Stimmung.
Am Sonntag, dem 15.06.1951,
09:00 Uhr, wurden alle Verkaufstände, die Kegelbahn, Losbude usw. besetzt. Das
offizielle Fest begann um 10:00 Uhr. Ab 10:30 Uhr startete der Kegelwettkampf,
der bis in die Nachmittagstunden dauerte und bei dem es ebenfalls Preise zu
gewinnen gab.
Das schöne Wetter trug dazu bei, dass nicht nur Gartenfreunde oder Bewohner des
Wohnbezirkes, sondern auch andere Hermsdorfer dieses Fest besuchten. Noch lange
danach wurde über dieses gelungene Sommerfest gesprochen.
Das Fest war ein großer Erfolg. Als Helfer sollen hier Artur Helfritsch, Otto
Ellinger, Herta Beier, Walter Nölle, Willy Undeutsch, Adolf Hädrich, Herbert
Riedel und Alfred Hädrich, aber auch die fleißigen Küchenfrauen Elly Titscher
und Hedwig Opel genannt werden sowie die beiden Musiker, die ohne Gage spielten,
aber dafür bestens bewirtet wurden.
Viele Gartenfreunde trugen
durch Blumen-, Obst- und Gemüsespenden wesentlich zum Erfolg bei. Werner
Hädrich und Heinz Böhme, die als Hauptverantwortliche zeichneten, konnten
zufrieden sein. Nach Auswertung und Abrechnung wurde ein Überschuss von 255,- DM
verzeichnet.
Ende Juli 1951 fand das 1.
Nachkriegssommerfest seinen Ausklang mit einer Dankeschönfeier in der
Konsumgaststätte „Zur Schönen Aussicht“. |