Chronik der Kleingartenanlage "Roter Strumpf" Teil 3 - 1946 bis 1952

 
Am 13.04.1945, 08:00 Uhr, wurden die ersten Amerikaner auf der Autobahn und am Felsenkeller, 09:00 Uhr in der Rodaer Straße gesichtet. 14:30 Uhr war die offizielle Zeit des Einmarsches der Amerikaner in Hermsdorf. Wilhelm Odental war den Amerikanern mit einer weißen Fahne entgegen gelaufen, um weiteres Unheil zu verhindern. Drei Monate später, am 04.07.1945 wurde Hermsdorf dann von der Roten Armee besetzt.
 
Als einer der ersten Hermsdorfer Vereine wurden die Kleingärtner wieder aktiv. Bereits am 29.09.1945 erfolgte die erste Mitgliederversammlung, an der 45 Mitglieder im „Altenburger Hof“ teilnahmen.  Der 1.Vorsitzende gab ein Schreiben des Bürgermeisters Wilhelm Sperhake bekannt, wonach eine Neuwahl des Gesamtvorstandes vorgenommen werden musste. In der Versammlung wurde der neue Vorstand gewählt. Seit dem 26.08.1933 gab es keine Vorstandswahlen mehr. Die alte Bezeichnung, wie vor 1933, wurde wieder verwendet. Max Findeiß, als wiedergewählter neuer Vorstand, gab der Hoffnung Ausdruck, die alten Verhältnisse von früher wiederherzustellen. Außerdem es sei es notwendig, die in der Kriegszeit liegen gebliebenen Arbeiten, wie Reparaturen an Spartenheim und den Gartenzäunen schnellstmöglich zu erledigen.

In Kassenbericht für 1949/50 führt der Kassierer aus, dass er die Vereinskasse im August 1950 übernommen hatte, der Bestand betrug 112,70 DM. Laut Bericht betrug die Höhe des Mitgliedsbeitrages 3,60 DM, wovon 1,20 DM als Landesverbandsbeitrag abgeführt werden mussten. Die Anlage wurde zwischen 1946 und 1951 in Kleingartenanlage „Am Neuen Haus“ umbenannt, der Name bezog sich auf die Lage neben dem 30-Familien-Haus.

Im Kassenbericht vom Januar 1951 wurde dargelegt, dass der derzeitige Bestand 642,83 DM betrug. Es wurde beschlossen, am 06.07.1952 eine Busfahrt zur Gartenbauausstellung nach Markleeberg durchzuführen. Diese Fahrt sollte durch „einen hiesigen Lastautobesitzer“ durchgeführt werden. Der Fahrpreis wurde mit 7,- bis 8,- DM veranschlagt. Es meldeten sich 32 Personen, „was dem Fassungsraum eines Lastkraftwagens entsprach.“.

Der Vorsitzende gab die Belieferung der Züchter mit Hühnermischfutter bekannt.

 

In einem weiteren Programmpunkt wurde die Durchführung eines Gartenfestes in der Anlage angeregt. Seit 1939 hatten keine Gartenfeste mehr stattgefunden. Der Gartenverein selbst führte kein Gartenfest durch. Die Gartenanlage gehörte zum Wohnbezirk „Karl-Liebknecht“. Durch diesen wurde für den 14. und 15.06.1951 das erste Sommerfest nach dem Krieg organisiert und in der Anlage durchgeführt. Die Skizze Seite 13 zeigt, wie der Festplatz ausgestaltet wurde. Ein Foto vom Gartenfest siehe Seite 15.

 

 

Erinnerungen an das Sommerfest am 14. und 15. Juli 1951

Nach einem Erlebnisbericht von Werner Hädrich

 

 

Textfeld:

Anfang Mai 1951 wurde in der Konsumgaststätte „Zur Schönen Aussicht“, Reichenbacher Straße, eine Versammlung der damaligen Wohnbezirksgruppe „Karl Liebknecht“ durchgeführt. Zum Wohnbezirk gehörte das Gebiet Alter Markt, Reichenbacher Straße, Oberndorfer Weg, 10-Familien-Haus und 30-Familien-Haus. In der Versammlung wurde der Wunsch geäußert, ein gemütliches Beisammensein durchzuführen. Es kam der Vorschlag, eine solche Veranstaltung in der Gartenanlage „Am Neuen Haus“, im dortigen Spartenheim, zu organisieren. Vor dem 2. Weltkrieg hatten dort stets Gartenfeste stattgefunden.

Werner Hädrich - Vorsitzender der Wohnbezirksorganisation (WBO) - erhielt den Auftrag, mit dem Gartenvorstand Erich Leppin (Friseurmeister - Geschäft Ernst - Thälmann - Straße 25 „Russenhaus“ heute „Alte Regensburger Straße“) das Vorhaben vorzutragen. Dieses wurde vom Gartenverein gern angenommen, zumal sich die WBO verpflichtete, kleinere Baumaßnahmen und Reinigungsarbeiten im Spartenheim durchzuführen. Dort war nach dem Krieg viele Jahre nichts unternommen worden, da die Gartenfreunde andere Probleme hatten. Es ist anzumerken, dass viele der Gartenfreunde auch im Wohnbezirk aktiv waren. Nachdem der Gartenvorstand seine Zustimmung gab, wurde Ende Mai die Durchführung eines Sommerfestes im Juli beschlossen. In Vorbereitung auf dieses Sommerfest, dass erste nach dem Krieg  in der Anlage, wurden im Juni 1951 dann fast täglich Arbeitseinsätze in der Gartenanlage, besonders im Spartenheim, durchgeführt. So wurde die Kegelbahn neu gestaltet, fest stehende Tische und Bänke aufgebaut, die Schaukel für die Kinder repariert, eine Kletterstange sowie Verkaufsstände aufgebaut. Auch im massiven Spartenheim erfolgten Reparaturarbeiten. Letztlich wurde als Festtermin der 14. und 15. Juli 1951 festgelegt.
Weder die Kleingartenanlage, noch der Wohnbezirksausschuss hatten damals die notwendigen finanziellen Mittel, die für die Vorbereitung und Durchführung dieses Festes nötig waren. Letztlich erklärten sich der Vorsitzender der WBO Werner Hädrich (Oberndorfer Weg) und sein Stellvertreter Heinz Böhme (Rundfunkmechanikmeister, Alter Markt 10 bei Schneidermeister Hesse) bereit, die Finanzierung privat zu übernehmen. Dies war damals eine ernste und risikovolle Angelegenheit.
Ein besonders heikles Problem war die Beschaffung von Speisen und Getränken. Werner Hädrich konnte, da er zu dieser Zeit als Verkaufsstellenleiter bei der Konsumgenossenschaft Stadtroda beschäftigt war, alle seine Beziehungen ausschöpfen. Versetzen wir uns in diese Zeit zurück:

§  Der 2.Weltkrieg lag gerade einmal fünf Jahre zurück.

§  Es bestanden große Versorgungsprobleme

§  Die Lebensmittelmarken waren noch für alle Lebensmittel, wie Brot, Semmeln, Butter, Fett, Fleisch, Wurst, Kartoffeln und Gemüse gültig.

§  Dinge des täglichen Bedarfs gab es nur auf besondere Bezugsscheine.

§  Die Handelsorganisation (HO) gab es noch nicht (1952 gegründet).

Aus dieser Ausgangssituation heraus erfolgte die „Beschaffung“ der notwendigen Dinge für das Sommerfest. Zähe Verhandlungen und gute Beziehungen ermöglichten es, die nötigsten Dinge zu beschaffen.

  • Brot und Semmeln, sogar zum Teil billiger, gab es über den Leiter der Konsumbäckerei Max Dobenecker in der Wiesenstraße.

  • Fleisch, Wurst - auch die damals noch seltenen Bockwürste - kaufte man beim Fleischermeister Fritz Röder (Rossschlächterei Ernst-Thälmann-Straße). Dazu war die besondere Genehmigung vom Rat der Gemeinde notwendig.

  • Die Getränke gab es von der Riebeck Brauerei Gera, Niederlassung Hermsdorf (im Objekt der Gaststätte „Zum Schwarzen Bär“). Der damalige Niederlassungsleiter händigte diese auf Kommission aus.

  • Es gelang auch Kaffee, Milch sowie einige Spirituosen zu beschaffen.

Das Fest konnte so beginnen.

Am Samstag, dem 14. Juli wurde ein Fackel- / Lampionumzug für die Kinder durchgeführt. Dieser startete 19:30 Uhr an der Linde am 10-Familien-Haus (Oberndorfer Weg). Harald Mildner und Werner Kraft „Krambi“ vom Werksorchester, damals "Orchester der Aktiengesellschaft Hermsdorf“ - heute Blas-, Tanz- und Unterhaltungsorchester KWH e. V. (BTU), erklärten sich bereit, den Umzug musikalisch zu begleiten.

Am Schrebergartenheim angekommen erhielt alle etwa 35 Kinder kostenlos eine Bockwurst mit Brötchen. Auch die Kletterstange war bereits am Abend dicht umlagert, schließlich konnte man dort etwas vom Kranz am Ende der Stange ergattern. Bis 23:00 Uhr sorgten die Musiker weiter für beste Stimmung.

Am Sonntag, dem 15.06.1951, 09:00 Uhr, wurden alle Verkaufstände, die Kegelbahn, Losbude usw. besetzt. Das offizielle Fest begann um 10:00 Uhr. Ab 10:30 Uhr startete der Kegelwettkampf, der bis in die Nachmittagstunden dauerte und bei dem es ebenfalls Preise zu gewinnen gab.
Das schöne Wetter trug dazu bei, dass nicht nur Gartenfreunde oder Bewohner des Wohnbezirkes, sondern auch andere Hermsdorfer dieses Fest besuchten. Noch lange danach wurde über dieses gelungene Sommerfest gesprochen.

Das Fest war ein großer Erfolg. Als Helfer sollen hier Artur Helfritsch, Otto Ellinger, Herta Beier, Walter Nölle, Willy Undeutsch, Adolf Hädrich, Herbert Riedel und Alfred Hädrich, aber auch die fleißigen Küchenfrauen Elly Titscher und Hedwig Opel genannt werden sowie die beiden Musiker, die ohne Gage spielten, aber dafür bestens bewirtet wurden.

Viele Gartenfreunde trugen durch Blumen-, Obst- und Gemüsespenden wesentlich zum Erfolg bei. Werner Hädrich und Heinz Böhme, die als Hauptverantwortliche zeichneten, konnten zufrieden sein. Nach Auswertung und Abrechnung wurde ein Überschuss von 255,- DM verzeichnet.

Ende Juli 1951 fand das 1. Nachkriegssommerfest seinen Ausklang mit einer Dankeschönfeier in der Konsumgaststätte „Zur Schönen Aussicht“.


 

Mit Rücksicht darauf, dass das Vereinsheim im Jahr 1952 als Kinderferienobjekte genutzt werden sollte, konnte kein Termin für ein Gartenfest beschlossen werden. Über eine Nutzung als Ferienobjekt gibt es keine Hinweise.

Foto vom 1.Sommerfest 1951

01 = Hädrich, Ernst „Milchernst“

02 = Jahn, Werner

03 = Plötner, Willy

04 = Fischer, Wilhelm

05 = Hempel, Herbert

06 = Schmidt, Manfred

07 =

08 = Herling, Walter

09 =

10 =

11 = Plötner, Otto „Flamme“

12 = Lange, Werner „Battrie“

13 =

14 =

15 = Petschulat, Georg „Flamme

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