Die fünfte Jahreszeit in Hermsdorf - Fasching einst und bis 2015

 

Karneval, Fasching und Fastnacht - wenn sich auch das närrische Treiben überall mehr oder weniger gleicht, so sind doch die Bezeichnungen dafür regional sehr unterschiedlich.

Woher kommen die Begriffe Fastnacht - Fasching - Karneval?

Der Tag vor Aschermittwoch heißt als »Vorabend der Fastenzeit« um 1200 mittelhochdeutsch vastnaht. In dem später bezeugten vas[e]naht (dem heute oberdeutsch und mittelrheinisch Fas[e]nacht entsprechen) ist lediglich die Aussprache erleichtert.
Die süddeutsche, ursprünglich bairisch-österreichische Bezeichnung Fasching erscheint im 13. Jahrhundert als vaschanc, vastschang und wurde als »Ausschenken des Fastentrunks« (mittelhochdeutsch schanc = Schenken) verstanden. Das auch als Freudenruf »oho, vaschang!« bezeugte Wort wurde dann im 17. Jahrhundert an die Wörter auf -ing angeglichen.
Die besonders im Rheinland und Norddeutschland übliche Bezeichnung Karneval schließlich wurde aus dem italienischen carnevale entlehnt, dessen genaue Herkunft bis heute nicht eindeutig geklärt ist. Vermutlich setzt es sich aus dem lateinischen caro, carnis (= Fleisch) und levare (= wegnehmen) zusammen. Dass es auf die unmissverständliche Aufforderung »Fleisch, lebe wohl!« (lat. carne vale) zurückgehen könnte, ist wohl eher eine volksetymologische Deutung - wenn auch im Hinblick auf die Fastenzeit nicht ganz abwegig.
Vor der harten Fastenzeit wurde natürlich nochmals kräftig geschlemmt. Damit das Essen nicht so trocken heruntergewürgt werden musste, wurden kräftig Bier, Wein und Schnaps getrunken, das Trinken war natürlich beim Fasten auch verboten. Die Karnevalszeit war also immer eine Zeit der Ausgelassenheit vor der Fastenzeit.
Innerhalb Deutschlands gibt es für Karneval noch andere Ausdrücke, so wird in Mainz von der Fastnacht und in Baden-Württemberg und Bayern von Fasching gesprochen. Die Karnevalshochburgen Deutschlands befinden sich in Köln, Düsseldorf und Mainz.
Als Karnevalszeit hat sich Deutschland, außerhalb den allemannischen Regionen, die Zeitspanne vom 11. November, 11:11 Uhr bis zum Aschermittwoch eingebürgert.
Aber auch in Städten, die für Karneval weniger bekannt sind, wie z.B. Kiel wird die fünfte Jahreszeit gefeiert. Auch zu DDR-Zeiten wurde Karneval gefeiert, was nicht gerne gesehen wurde. Schon zu dieser Zeit wusste man, wie gefeiert wurde. In der ehemaligen DDR war es allerdings nicht üblich, dass das Rathaus „gestürmt und besetzt“ und die „Macht“ übernommen wurde. Obwohl Faschingsveranstaltungen nicht so, wie zum Beispiel das Maibaumsetzen, verboten wurde, war der Fasching von offizieller Seite nicht als eine würdige Veranstaltung angesehen. Ausnahme bildeten die Faschingshochburgen der DDR, so zum Beispiel Wasungen, Cottbus, Eberswalde und Fehrbellin.
Im fränkischen Raum galt Wasungen an der Werra (heute Südthüringen) als Karnevalshochburg. Dort ist der Karneval seit 1524 beurkundet und gilt als einer der ältesten Deutschlands. Nach einer alten Stadtrechnung fanden auf dem Marktplatz von Wasungen Fastnachtsspiele statt, und der Bürgermeister spendierte den Mitwirkenden einen Eimer Bier. Der Wasunger Karneval ist berühmt für seine Volkstümlichkeit, die er sich bis zu dem heutigen Tag erhalten konnte.

 
Der Fasching hat in Hermsdorf ebenfalls eine lange Tradition. Gefeiert wurde die fünfte Jahreszeit schon immer, ob privat, in Schulen, in Gaststätten und Vereinen.
Im Februar 1946 fand nach dem 2. Weltkrieg die erste Faschingsveranstaltung auf dem Saal im Rathaus statt. Diese wurde bis gegen 03:00 Uhr gefeiert. Ein "harter Kern" blieb bis gegen 05:00 Uhr. Um diese Zeit betraten 4 bis 5 Russen das Rathaus und schossen dort volltrunken mit scharfer Munition umher. Verletzt wurde glücklicherweise niemand, es entstand aber Sachschaden, so wurde z.B. die Heizungsanlage zerschossen.

Faschingsveranstaltungen gab es zuvor mit Bau des Schützenhauses ab 1913. Themen der Faschingsveranstaltungen im Schützenhaus waren zu Beispiel:

  • Im Wartesaale 1. und 2. Klasse
  • Schützenfest in Rummelskirchen
  • Alpenfest
  • Ein Tag auf Helgoland
  • Gesindeball
  • Ein Tag in Oberhof und weitere.
 
 
Faschingsverein vom Berg 01.06.1969 bis 2015
  • Die Gründung erfolgte am 01.06.1969.
  • Gegenwärtig hat der Verein 70 Mitglieder.
  • Zu allen Veranstaltungen gibt es ein kulturelles Rahmenprogramm in der Faschingssaison.
  • Im Jahr 2003 wurde der 10 Faschingsumzug durch Hermsdorf (letztmalig von Reiner Remme organisiert) durchgeführt. Der 16. Umzug vom 15.02.2005 erfolgt in gekürzter Streckenführung, da zahlreiche Vereine zum Umzug ihre Teilnahme nicht wie sonst zusagten.
  • Selbstverständlich hat auch die Eroberung des Rathauses am 11.11. um 11.11 Uhr in Hermsdorf Tradition.
  • Mangels Mitstreiter löste sich der Verein 2015 auf.

Berg ole
 
1982 Eintrittskarte   Eintrittskarte von 1982 
Vorder- und Rückseite einer Eintritskarte der Faschingsgesellschaft vom Berg aus dem Jahr 1982.
Die Feiern fanden damals in den Baracken auf dem Berg (Holzbauwerke) statt.
 
 
Fotogalerie aus der Geschichte, mit Aufnahmen der Faschingsumzüge 1994, 2000, 2001, 2003, 2007 sowie der Erstürmung des Rathauses am 11.11.11.
 
 
ECV-CR [Eingetragener Carneval Verein Cafe Rühling]
Im Cafe Rühling wurde Ende der 1960-er bis Anfang der 1970-er Jahre vom
ECV-CR [Eingetragener Carneval Verein Cafe Rühling] ordentlich Fasching gefeiert.
 
 
Fasching der Fachschule Hermsdorf

In den 1960er bis Ende der 1970er Jahre feierte die Fachschule traditionsgemäß die fünfte Jahreszeit in der Gaststätte "Stadt Hermsdorf" in der Paul-Junghans-Straße. Ebenso war es eine Tradition, dass die Hermsdorfer Feuerwehren (FFW und KWH), zusammen mit Kameraden der Wehren aus Jena (Zeiss und Schott) die Faschingssessionen eröffneten.