Aus der Geschichte des Saale - Holzland - Kreises um Hermsdorf
 
Kleidung
 
Gesammelt und aufgeschrieben von Werner Serfling Lehrer † 1995
 
Frauenkleidung um 1800 in Thüringen
Die Frauen trugen fußfreie, faltige Röcke aus Leinwand, Wolle und Seide. Diese sahen schwarz, rot, grün und blau aus. Beliebt waren bei den jungen Mädchen die roten Röcke. Zu jedem Rock, sogar zum Brautkleid, gehörte die Schürze. Diese bestand aus Landwand, Wolle, Seide und Kattun. Gern wurde die blau- oder rot gestreifte Leinwandschürze getragen. Das blaue oder schwarze Mieder war aus Woll- oder Seidenstoff. Zum Mieter gehörte wohl auch der Latz. In der kühlen Jahreszeit zog die Frau das aus Wollstoff, Halbseide oder Seide angefertigte schwarze, blaue oder bunte Wams an. Die weißen, bestickten, rot gewürfelten, bunten und mit Blumen bedruckten Hals- oder Schultertücher waren aus Wolle, Baumwolle, Seide und Halbseide gewebt. An das Leinwandhemd knüpfte man lange oder kurze weitbauschige Ärmel. Die Ärmel des Brautkleides trugen feine Spitzenmanschetten. Um den Kopf band die Frau den weißen, schwarzen oder bunten Kopflappen. Auch schwarze oder rote Hauben wurden getragen. Die weißen, roten, blauen und blauscheckigen Strümpfe waren aus Woll- oder Baumwollgarn gestrickt. Im Winter trugen die Frauen hohe Pelzmützen, kurze Pelze und grünsamtene Pelzmuffe.
 
Männerkleidung um 1800 in Thüringen

Sie trugen Kniehosen aus Leinwand, Wollstoff oder Samt und Leder und weiße oder blaue Strümpfe. Die Schuhe wurden mit Riemen und Silberschnallen geschlossen. Die Westen waren aus schwarzen, lichtblauen oder roten Tüchern angefertigt. Auch an das Mannshemd knüpfte man weiße Bauschärmel. Bei schlechtem Wetter zog der Mann den Wams an. Der Kittel schützte die Kleidung bei der Arbeit. Am längsten hat sich der blaue, bestickte Fuhrmannskittel gehalten. Das Sonntagsgewand bestand aus dem langschössigen, blauen, grünen und rotmelierten Tuchrock und dem dreistürzigen Hute. Gegen die Kälte schützte sich der Bauer durch lange Schafpelze und die Pudelmütze. Männer trugen meistens dunkle, junge Burschen aber rote Halstücher. Das Kirchgewand, die Bekleidung des Hochzeitsbitters und des Fuhrmanns sind als besondere Trachten anzusehen.

Nach 1848 schwand mehr und mehr die Bauerntracht. Die Männer fingen an, sich städtisch zu kleiden. Die Mädchen legten die fußfreien roten Röcke und die Burschen die Bauschärmel ab und trugen lange Kleider.

Die Thüringer Bandhaube sah man immer seltener.

 
Vorbacken und Biermarde
In den Jahren, in denen die Bäckerzunft erst im Entstehen war, hatte doch jedes Haus einen eigenen Backofen. Die Hausfrau war noch allein für das Brot verantwortlich. Alle 14 Tage wurden 12 Stück Brote gebacken, rund und groß, wie ein kleines Wagenrad. Dabei wurde der so genannte „Vorbacken“ hergestellt. Dies ist ein Kuchen, der nach altem Brauch mit Quark bestrichen wurde, darauf kamen Zwiebelschloten mit Kümmel. Nach dem Backen wurde er häufig gleich warm gegessen, ein vorzüglicher Genuss! Oft aber auch 14 Tage stehen gelassen, er war dann hart wie Knochen. Die Mutter aber wusste sich zu helfen, denn das Rezept hatte sie von der Großmutter übernommen: Der Kuchen wurde in kleine Stücke geschnitten, darauf goss man einige Flaschen dunkles Bier, die Flasche zu 8 Pfennig. Etwas Zucker kam dazu und die „Biermarde“ war fertig (Biersuppe). Eine Kostprobe würde sich heute noch lohnen.