Raubmord in Hermsdorf am 08.06.1844 zum 09.06.1844

 
Fahndungsplakat Raubmord

Bekanntmachung und Aufforderung.

In Beziehung auf den unter dem 10. d. M. bereits öffentlich bekannt gemachten und an den Holzwaren-Händler Wilhelm Blödner [1] aus Hermsdorf verübten Raubmord bringen wir weiter Folgendes zur öffentlichen Kenntnis und verbinden damit die unten ersichtliche Aufforderung.
       Daß, zu etwa gewünschten Ansicht, bereit liegende Mordinstrument ist ein fichtener, wie behauptet wird, erst heuer geschälter Pfahl, der deutliche Spuren an sich trägt, daß er zum Bestreiten eines Mordes gebraucht  worden  ist, er mißt in seiner ganzen Länge 2 Ellen 11 Zoll und hat am stärksten Ende 1 ¼ Zoll im Durchmesser.
       Nach bis jetzt vorliegenden Ermittlungen wurden dem Ermordeten 26 bis 27 Tha. in ganzen preußischen Thalerstücken currenten [2] kleinen Silbergeld durch Herausreißen der rechten ledernen und nicht wieder erlangten Beinkleidtasche, geraubt.
       Vom hohen Gericht ist die bis jetzt erfolglos gebliebene Ermittlung einer mit Rock und Hut bekleidet gewesenen Mannsperson, die mit brennender Zigarre in der Nacht des 8. d. M., auf 12 Uhr an sonstigen Büchnerschen [3] jetzt Mohrmannschem [4] Hause am Johannsgraben [5] gesehen worden sein soll. Wir fordern sehr dringend diese Mannsperson auf, sich umgesäumt  vor uns zu stellen, um ihre Aussage als Zeugnis zu den Akten bringen zu können.
       Schließlich sichern wir, höchsten Orts ermächtigt, nochmals demjenigen eine Belohnung von

Ein Hundert Thalern

Zu, der den Täter dergestalt zur Entdeckung bringt, daß derselbe des Verbrechens überführt und zur verdienten Bestrafung gezogen werden kann.

       Altenburg, am 17. Juni 1844
                                                                      Das Herzogl. Sächs. Stadtgericht dos.
                                                                                     Karl Vogel, Dir.    

            

Die oben abgebildete Bekanntmachung über einen Raubmord vom 17.06.1844 dürfte das  älteste bekannte Fahndungsplakat aus Hermsdorf sein.

Der Text wurde so wie geschrieben original wiedergegeben. Dazu nachfolgende Bemerkungen:

[1]
Die Schreibweise des in Hermsdorf noch heute am häufigsten vorkommenden Familienname Plötner hat sich über die Zeit verändert,
     bekannt sind zum Beispiel Blodner, Blödner, Plotner, Plothner, Plöthner

     An Hand von Überprüfungen alter Ahnentafeln handelt es sich bei dem Opfer um den Friedrich Wilhelm Blödner * 11.01.1803 in Hermsdorf
     er war Holzwaren-Händler, heiratete 1824 die Marie Rosine Opel († 1875).

[2] current = kurrent = laufende
[3]
Der Familienname Büchner kommt ebenfalls recht häufig vor. Im ersten vorhandenen Adressbuch von 1912 gibt es drei Einträge
     Henriette - Witwe - Bergstraße 57, Louis - Holzwarenhändler - Schiller Straße 3 und Karl - Holzwarenhändler - Bahnhofstraße 3.
[4]
Der Familienname Mohrmann ist bisher in Hermsdorf nicht bekannt gewesen.
[5] Zur Zeit ist eine Aussage zur Flurbezeichnung Johannsgraben nicht möglich.