Aus der Geschichte der Hermsdorfer Bibliotheken

 

Teil 1 - die Entwicklung der Stadtbibliothek

 
1858 - 09.04.1945 Bibliothek in der Volks- und Mittelschule

Eine erste größere Bibliothek gab es in Hermsdorf in der Volks- und Mittelschule, der heutigen Friedensschule. 1858 wurden der Schule zur Gründung einer Schulbücherei von einem Förderer wertvolle und umfangreiche Bücher geschenkt. Diese Bestände wurden mit der Zeit weiter ergänzt. Nach Aussage ehemaliger Schüler war diese Sammlung sehr wertvoll und enthielt auch viele wissenschaftliche Werke, wie z.B. "Brehms Tierleben" und trotz der Tatsache, das bis 1885 die Kirche die Schule verwaltete, auch viele „weltliche“ Werke.

Die Schule vor ihrer Zerstörung vom 09.04.1945
Die Schule vor ihrer Zerstörung vom 09.04.1945
 

Als Folge der Bombenangriffen auf Hermsdorf am 09.04.1945 brannte eine Holzfabrik, die sich auf dem Gelände des heutigen Parkplatzes neben der Schule befand, völlig nieder. Flammen von unmittelbar neben der Schule gelagerte Bretterstapel griffen auf das Schulgebäude über und diese brannte völlig aus. Nicht alles Lehrmaterial und die wertvolle Bücherei konnten gerettet werden und wurden Opfer der Flammen.

1906 Neueröffnung einer Gewerkschafts-Werksbibliothek

Im Jahr 1906 wurde eine kleinere Gewerkschaftsbibliothek in der HESCHO gegründet. Eine kleiner Bücherei hatte demnach schon bestanden. Später wurde diese geschlossen und im Oktober 1939 mit einem Bestand von 700 Bänden neu eröffnet.Diese wurde bis 1940 um 300 Bände erweitert. Täglich wurden 120 bis 150 Bände ausgeliehen. Leiter der Bücherei war damals Erich Seifarth Sportplatzweg. Die Bestände dieser Bibliothek waren nicht nur den Betriebsangehörigen zugänglich.

Aus der Betriebszeitung "Die HESCHO Gemeinschaft" von 1940.
Aus der Betriebszeitung "Die HESCHO Gemeinschaft" von 1940.

Vor 1945

Im Rathaus Hermsdorf, in der 1. Etage, befand sich eine Bücherausleihstation. Diese war nicht hauptamtlich besetzt und wurde von der Lehrerin Ruth Walter zu bestimmten Öffnungszeiten betreut. Für diese Funktion setzte sie auch oft Schülerinnen der 7. und 8. Klasse ein.
Später befand sich die Bücherei in den unteren Räumen des Rathauses (dann Standesamt), geleitet wurde diese von Oskar Stieler.

Ab 1945

Am 13.04.1945 wurde Hermsdorf von den amerikanischen Truppen besetzt. Diese Besetzung dauerte bis zum 02.07.1945. Thüringen wurde von den Amerikanern geräumt und von sowjetischen Truppen besetzt. Beide Besatzungsmächte demontierten Betriebe, Bahnschienen u.a. und setzten Fachkräfte fest.
Noch während der Zeit der Stationierung russischer Truppen in Hermsdorf wurde die Wirtschaft und die Infrastruktur wieder angekurbelt. Ab 1949 kam es auch zur Gründung sozialer und kultureller Einrichtungen. Als Beispiel sei das Werksorchester genannt. 1947 „neu gegründet“ erhielt es eine großzügige Unterstützung und Förderung. Da damals nichts aus der Nazizeit übernommen werden durfte, musste alles „neu“ gegründet werden.

Auch die Bibliothek im Betrieb entstand so als "neue" Einrichtung, obwohl aus der alten Werksbibliothek hervorgegangen und deren Bestände "gesäubert" übernommen wurden. Sie befand sich nun im Kulturhaus der Sowjetischen Aktiengesellschaft Keramischen Werke, später VEB Keramischen Werken Hermsdorf (KWH). In erster Linie war sie für die Beschäftigten - nach sowjetischen Muster - als Gewerkschaftsbibliothek gedacht, darüber hinaus aber auch der Öffentlichkeit zugänglich. Der Bestand der Bibliothek wuchs nun ständig weiter.

Blick in die Bibliothek im Kulturhaus "Völkerfreundschaft" in den 1970er Jahren.
Blick in die Bibliothek im Kulturhaus "Völkerfreundschaft" in den 1970er Jahren.
Als Modell fungierten Gerhard Förster und Rosemarie Sonntag (damals Leiterin Kulturhaus).

 

Leiterin der Bibliothek Inge Schwarz - hier noch im Kulturhaus "Völkerfreundschaft".
Leiterin der Bibliothek Inge Schwarz - hier noch im Kulturhaus "Völkerfreundschaft".

Da die bis dahin bestehende Dreiteilung

- Gewerkschaftsbibliothek (im Kulturhaus)
-
Kinderbibliothek (Schillerstraße, heute Farben Röben) und
- Phonothek der Stadt

uneffektiv war, kam es 1982 zur Zusammenlegung. Die „Villa Hegemann“, in der Eisenberger Straße 110 (einst Wohnsitz der Firma Hegemann - heute Seniorenwohnheim) wurde vom Kombinat VEB Keramischen Werken Hermsdorf gekauft und umgebaut. Versuche der Enteignung waren zuvor gescheitert, da keine Gründe konstruiert werden konnten. Ab Mai 1982 waren dann die ersten Bücher für den Umzug gepackt, welcher im Herbst erfolgte. Initiiert wurde diese Zusammenlegung von der damaligen Leiterin Frau Inge Schwarz.

 
Ansicht der "Gewerkschaftsbibliothek" zu den 20. Arbeiterfestspielen 1984.
Ansicht der "Gewerkschaftsbibliothek" zu den 20. Arbeiterfestspielen 1984.
Die Mitarbeiter der Bibliothek
Die Mitarbeiter der Bibliothek
Von links: Monika Putze, Brigitte Hädrich, Inge Schwarz, Christiane Schmeißer
Innenansicht der "Gewerkschaftsbibliothek"
Innenansicht der "Gewerkschaftsbibliothek"
Innenansicht der "Gewerkschaftsbibliothek"
Innenansicht der "Gewerkschaftsbibliothek"
Innenansicht der "Gewerkschaftsbibliothek"
Innenansicht der "Gewerkschaftsbibliothek"
Buchlesung mit Joachim Specht 1984/85 in der "Gewerkschaftsbibliothek"
Buchlesung mit Joachim Specht 1984/85 in der "Gewerkschaftsbibliothek"

Im Jahr 1987 hatte die Gewerkschaftsbibliothek einen Bestand von:

  • 10.024 Bände Belletristik
  • 10.434 Bände Fachliteratur
  • 7.902 Bände Kinderliteratur
  • reichhaltiges Angebot an Zeitschriften
  • Phonothek mit 7.792 Tonträgern in Form von Schallplatten und Kassetten

Wie viele andere Einrichtungen in Hermsdorf, wurde die Bibliothek durch den größten Betrieb der Stadt, die Keramischen Werke Hermsdorf finanziert. Die Bestände wuchsen stetig, so dass schon vor 1990 um die 40.000 ausleihbare Medien dem Benutzer zur Verfügung standen.

Mitarbeiter
Mitarbeiter

Nach der Wende wurden einige Medien aussortiert, da sie nicht mehr „aktuell“, oder doppelt vorhanden waren. Trotzdem wurde es in der „Villa Hegemann“ zu eng. Die Keramischen Werke Hermsdorf in ihrer alten Form gab es nicht mehr und die Bibliothek musste in die Verantwortung der Stadt übernommen werden. Auf Grund dessen erfolgte im Jahr 2000 der Umzug in das Stadthaus. Eine andere Ursache hierfür war aber auch der Wunsch der Stadt Kultur und Verwaltung unter ein Dach zu bringen. Im Vergleich zur „Villa Hegemann“ steht der Bibliothek im Stadthaus der doppelte Platz zur Verfugung, was eine wesentliche räumliche Verbesserung darstellt.

Weiteres siehe auch hier.

Die Stadtbibliothek heute

Die Bibliothek erstreckt sich über zwei Etagen im Stadthauses. Im Erdgeschoss befinden sich die Bereiche Verbuchung, Belletristik, Kinderbibliothek, ein Lesekaffee, eine Veranstaltungsecke und die Zeitschriften. Im Obergeschoss sind die Sachliteratur, Phonothek und die Internetplätze - welche seit Ende 2001 ein Bestandteil der Bibliothek sind - untergebracht. In der oberen Etage befinden sich außerdem ein Raum, der durch die „Kleine Galerie“ für Sonderausstellungen genutzt werden.

In der Bibliothek finden regelmäßig Veranstaltungen statt zu denen zum Beispiel Lesungen, Feriengestaltung, Lesewettbewerbe, Autorenlesungen, Bibliotheksführungen und die schon traditionellen „Hermsdorfer Gespräche“ gehören.

Der Medienbestand (2003) der Bibliothek umfasst gegenwärtig 23.881 Bücher, 6.909 AV (Schallplatten, CD, DVD, LP, MC, Video) - Medien und 25 Zeitschriften werden abonniert.

2003 waren 1.245 Leser in der Stadtbibliothek angemeldet an die 51.474 Medien ausgeliehen wurden.

Im Jahr 2006 feierte die Stadtbibliothek Hermsdorf ihr 100 jähriges Bestehen (bezogen auf das Gründungsdatum der Gewerkschaftsbibliothek 1906). Trotz unserer. Die Wurzeln einer Bibliothek in Hermsdorf reichen schon bis 1858 zurück.


Bildergalerie von der Ausstellung und Feierstund 2006

Die Stadtbibliothek Hermsdorf