Die gesellschaftlichen Entwicklung des Landes ist immer mit der sportlichen Entwicklung verbunden und umgekehrt. Die eigentliche Sportbewegung in Deutschland begann Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts, wobei zunächst das Turnen die dominierende Rolle spielte. Wegbereiter waren Turnvater Friedrich Ludwig Jahn (1778 bis 1852), Johann Christoph Friedrich Guts Muts (1759 bis 1839) und andere. Friedrich Ludwig Jahn gründete 1836 den ersten Turnverein. Er prägte auch den Spruch: Frisch, fromm, fröhlich, frei!“, der über Jahrzehnte das Leitmotiv der Turner war.
Im Jahr 1861 kam es zur Gründung der ersten selbstständigen Sportverbände. Ab 1890 bildeten sich Arbeiter-Turnvereine sowie evangelische und katholische Sportverbände. Im Jahr 1893 bildete sich der Arbeiter-Turnerbund (ATB). Sieben größere Sportorganisationen existierten bereits 1924 bis 1926, unter anderem der Deutsche Sportbund und der Deutsche Turnerbund, die sich 1926 / 1927 vereinigten. 1900 entstand der Deutsche Fußballbund (DFB) in Leipzig.
Hermsdorf und Klosterlausnitz sprangen relativ spät auf diesen Zug auf. Erst Jahre später gründeten sich hier die ersten Sportverein.

1884      Turnverein "Vater-Jahn" Klosterlausnitz
1887      Turnverein „Gut Heil“ Hermsdorf
1892      Turnverein "Germania" (bildet sich aus der Abspaltung von „Gut Heil“) Hermsdorf
1894      Verein "Freie Turnerschaft" Hermsdorf
1897      Kegelklub "Gut Holz" Hermsdorf
1898      Kegelverein "Namenlos" Hermsdorf
1899      Keglerverein "Scharfe Kugel" Hermsdorf
1899      Hermsdorfer Radfahrer-Verein
1899      Keglerverein "Alle Neune" Hermsdorf
1901      Schützengesellschaft Hermsdorf
1903      Turnverein "Gut Heil" Klosterlausnitz
1903      Kegelverein "Frei Holz" Hermsdorf
1903      Freie Turnerschaft in Klosterlausnitz
1904      Arbeiter-Radfahrerverein "Frisch auf" Klosterlausnitz
1905      Kegelklub "Papiermüller" Hermsdorf
1905      Radfahrerverein "Germania" Klosterlausnitz
1906      Arbeiter-Radfahrer-Verein "Freie Radler" Hermsdorf
1908      Arbeiter-Turn-Verein Klosterlausnitz
1911      Radfahrer-Verein "Flott-Weg" Hermsdorf
1911      Fußballklub "Konkordia" Klosterlausnitz (20.08.1911)
1912      Radfahrerverein "Diamant" Klosterlausnitz
1912      Kegelverein "Eintracht" Klosterlausnitz
1912      Vereinigung der Turner "Vater Jahn" und "Gut Heil" Klosterlausnitz
1913      Wintersport-Vereinigung Klosterlausnitz
1919      Kegelklub „Jungblut“ Hermsdorf (08.04.1919)
1920      Kegelklub der Schützengesellschaft Hermsdorf
1925      Kegelklub „Delta“ Hermsdorf
1925      Kegelklub „Kampfgruppe“ Hermsdorf
1925      Kegelklub „Fußballer“ Hermsdorf
1925      Kegelklub „Lauter Led‘che“ Hermsdorf
1927      Kegelklub „Berg“ Hermsdorf
1927      Kegelklub „Lasse sause“ Hermsdorf
1929      Foto von Turner in Hermsdorf, mit Datum „1861“ auf Embleme, bisher keine weiteren Angaben dazu.

 

Eine gesellschaftliche Veränderung erfuhr Deutschland 1933 durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten.  Daraufhin wurde deutschlandweit die Tätigkeit der Arbeitersportgemeinschaften verboten, deren Vermögen wurde beschlagnahmt. Aufgrund der nationalsozialistischen Ideologie wurde 1934 der Deutsche Reichsbund für Leibesübungen gegründet. Der Ausbruch des 2.Weltkrieges beschleunigte die militärische Ausrichtung des Sports.

Nach dem 2.Weltkrieg kam es zunächst zu einem Zusammenbruch der Sportbewegung. Alle Turn- und Sportverbände lösten sich 1945 auf. Sportorganisationen auf lokaler Ebene wurden in den Besatzungszonen erlaubt.
Mit der Ausrufung der Bundesrepublik Deutschland (BRD) im Mai 1949 und der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) im Oktober 1949 gab es zwei deutsche Staaten mit unterschiedlicher Prägung. In der BRD hatten sich die Besatzungszonen unter der Vorherrschaft der Westmächte vereinigt und in der DDR wurde das Regime durch die Sowjetunion bestimmt. Das Leben in den beiden Teilen Deutschlands entwickelte sich unterschiedlich. Das wirkte sich auch auf die Sportentwicklung aus.
In der DDR erkannte die Staatsführung sehr bald die Bedeutung des Sports und nutzte dies aus, um das Ansehen des  Staates damit aufzupolieren. 1948 / 1949 gründete sich der Landessportausschuss. Im Jahr 1949 / 1950 wurde der Fußball unter dem Deutschen Sportausschuss (DS) als selbstständige Sportart deklariert. Die DS-Liga bekam den Namen DDR-Oberliga.

Eine weitere Neuerung trat 1950 / 1951 ein. Die Sparten wurden in Sektionen umbenannt. Es gab eine neue DS-Liga mit Klassenstruktur. Grund dafür war die DDR-Verwaltungsreform, wobei die Länder aufgelöst und Bezirke geschaffen wurden. Der Deutsche Fußballverband der DDR wurde gegründet. Die Sektion Fußball stellte einen Aufnahmeantrag beim Fußballweltverband (FIFA). Durch die FIFA-Mitgliedschaft erhielt die Sektion auch internationale Anerkennung.

Durch besondere Förderung und ein breit gefächertes Ausleseverfahren errangen DDR-Sportler international große Erfolge. Auf dem Gebiet des Fußballs waren diese bescheidener. Traditionsvereinen wie Jena, Dresden, Erfurt, Magdeburg gelangen Achtungserfolge. Die BRD-Fußballer konnten bereits 1954 als Fußballweltmeister Ansehen gewinnen. Weitere Weltmeistertitel erkämpften sie 1974 und 1990. DDR Radsportler, Wintersportler und zahlreiche andere waren an der Weltspitze vertreten.
Trotzdem und vor allem zur Nachwuchsgewinnung gab es erhebliche Anstrengungen.

Nach der politischen Wende und der Wiedervereinigung am 03.10.1990 beider deutschen Staaten gab es auch im Sport Veränderungen. Alte Strukturen wurden in der untergegengenen DDR aufgelöst, neue gegründet. Die finanziellen Grundlagen – heute würden wir Sponsoren sagen – fielen weg, Betriebssportgemeinschaften wurden aufgelöst. Einigen gelang es sich in Vereinen neu zu strukturieren. Auf Grund der fehlenden finanzellen Mittel blieben aber zahlreiche Sportgemeinschaften auf der Strecke.

 

Zahlreiche außergewöhnliche Sportler begannen in (Bad) Klosterlausnitz und Hermsdorf ihre Laufbahn. Diese Sportgeschichte hier darzustellen ist das Anliegen dieser Rubrik. Dargestellt werden kann aber nur das, was bekannt ist, wozu es Unterlagen, Hinweise und Dokumente gibt.

Zur Sportgeschichte von Hermsdorf, besonders ab Ende der 1950er Jahre, gibt es dabei leider Defizite. Chroniken wurden zerrissen, jeder bediente sich nach Belieben oder sie verschwanden auf „rätselhafte Weise“.

Im Jahr 1964 beging der damalige BSG Vorsitzende Willy Planer in Hermsdorf seinen 60. Geburtstag. Aus mehreren Alben der Jahre nach dem 2. Weltkrieg, die chronologisch geordnet waren, wurden zahlreiche Fotos und ganze Seiten herausgerissen. Dies, obwohl es bereits Möglichkeiten zur Reproduktion gab. Man fertigte dann ein großes Erinnerungsalbum für Willy Planer an, in dem alle Sektionen vertreten waren. Außer den Fotos gab es dort keine Kommentare. Damit war die Chronologie vernichtet. Eine Zuordnung der Fotos zu Daten ist nur noch selten möglich. Die Witwe von Willy Planer hatte dieses Album dem Sportverein für die Öffentlichkeitsarbeit übergeben. Dort verschwanden es nach der Wende, tauchte erst nach unserer Nachforschungen wieder auf.

Auch nach der Wende setzte sich das Vernichtungswerk fort. So wurde auf Grund der Weisung des SV Vorsitzenden Gerd Pillau z. B. eine umfassende Chronik der Bogensportler vernichtet. Zahlreiche (selbst für eine Ausstellung geliehene) Fotos landeten im Papiercontainer, historische Pokale flogen in die Müllcontainer usw..

Abgesehen davon, dass der Mann, der das größte Interesse an einer Zusammenarbeit haben sollte - nämlich der Bürgermeister und SV Vorsitzende - an einer Sportchronik kein Interesse hat - kennt er nur eine Sportart.

Umso mehr danken wir Allen, die uns mit Fotos, Dokumenten unterstützten und auch Hinweise gaben, um wenigstens einige Dokumente vor der Vernichtung zu retten.

Auf weitere gute Zusammenarbeit.