Robert Kronfeld - Segelflieger, Rekordinhaber, Konstrukteur, Testpilot (Einflieger)

* 05.05.1904 in Wien
† 12.02.1948 bei Lasham England bei Absturz tödlich verunglückt
 
In den Jahren 1927 bis 1930 nahm der deutsche Segelflug einen ungeahnten Aufschwung. Man hatte die weiten fliegerischen Möglichkeiten des Gewitterfluges und der Thermik entdeckt. Damit löste man sich immer mehr vom Hangsegelflug und ging auf die freie Strecke. In einer kleinen Spitzengruppe trafen sich Flieger, deren Namen in der Geschichte des Segelfluges mit leuchtenden Lettern eingetragen werden müssen. Zu dieser Spitzengruppe gehörten Wolf Hirth, Günther Groenhoff, Johannes Nehring, Max Kegel. Zu ihnen gehörte auch Robert Kronfeld, dieser war nicht nur Segelflieger, sondern auch Techniker, Konstrukteur und Einflieger.
Robert Kronfeld

Robert Kronfeld wurde 1904 als Sohn des Zahnmediziners Robert Kronfeld (1874–1946) geboren und war der Neffe des Arztes und Schriftstellers Adolf Kronfeld und des Botanikers Ernst Moriz Kronfeld.

In den Jahren 1929 und 1930 errang er mehrere Weltrekorde:

  • Am 15.05.1929 überflog als erster Segelflieger die damalige Traumgrenze von 100 km.
  • Am 20.07.1929 Flug von der Wasserkuppe bis nach Hermsdorf / Thüringen über 164,51 km einen neuen Streckenweltrekord und gleichzeitig einen Höhenrekorde bis 2589 m auf. Es war der erste Segelflug mit mehr als 2000 m Höhengewinn. In Hermsdorf / Thüringen landete er auf dem damaligen Sportplatz hinter dem Schützenhaus (heute Berufsfachschulzentrum).
  • Am 30.07.1929 legte Robert Kronfeld mit seinem Flugzeug "Vienne" eine Strecke von 150 km zurück.

1929 unternahm er den 1. Gebirgssegelflug (Rax), veranstaltete Großflugtage und überquerte als erster Segelflieger 1931 den Ärmelkanal in beiden Richtungen: Er startete am 20.06.1931, 19:00 Uhr bei Boulogne sur Mer und landete beim Kastell von Dover. Von dort startete er gegen 21:00 Uhr desselben Tages zum Rückflug und landete wieder bei Boulogne sur Mer (St. Inglevert).

Kronfeld emigrierte, da er Jude war, 1933 nach England und nahm 1939 die britische Staatsbürgerschaft an. Im 2. Weltkrieg stellte er sich in den Dienst der Royal Air Force, bei der er es bis zum Staffelführer im Majorsrang brachte.

Am 12.02.1948 wurde die „GAL.56/01“ zur Durchführung eines Tests von einem Halifax auf 10.000 Fuß geschleppt. Der Pilot, Robert Kronfeld, initiiert einen Stall (Flugmanöver bei dem es zum Strömungsabriss kommt), der in einen unkontrollierbare Sturzflug über ging und zur Bewusstlosigkeit der Besatzung führte. Der Beobachter, Barry MacGowan, erwachte wieder und stellte fest das das Flugzeug nun in einem Horizontalflug war, dies jedoch kopfüber. Er konnte, auf niedrigem Niveau, aussteigen und sich erfolgreich mit dem Fallschirm retten. Kronfeld starb bei dem Absturz beim Lower Froyle, in der Nähe von Lasham. Als Folge des Absturzes, und anhaltenden Stallproblemen die bei allen schwanzlose Flugzeuge der Zeit vorhanden waren, wurde die Entwicklung beendet.

Tabelle Entwicklung des Segelfluges
Tabelle Entwicklung des Segelfluges
Notizen zum Rekordflug vom 20.07.1929
Notizen zum Rekordflug vom 20.07.1929

Direkte Luftlinie zwischen der Wasserkuppe / Rhön und Hermsdorf / Thüringen (Quelle: Google-Earth)
Direkte Luftlinie zwischen der Wasserkuppe / Rhön und Hermsdorf / Thüringen (Quelle: Google-Earth)

 

Den Flug und die Landung in Hermsdorf beschrieb Robert Kronfeld:

Es krachten die Blitze, sie zuckten, leuchteten auf, neckten die „Wien“, es grollten die Donner, dumpf und gewaltig, schwarz ballten sich die Wolkenmassen — mitten im Feuerwerk Robert Kronfeld und seine „Wien“. Da kitzelte eine Bö von unten, da drückte ein Windstoß von oben — der Segelflieger wurde zum Akrobat, zum Künstler am fliegenden Trapez, und über ihnen wölbte sich die unendliche Kuppel des himmlischen Zirkus.
Das Wetter flaute ab, flaute wieder auf.
Der „Wien“ war es allmählich satt, schließlich war sie ja nicht für den Gewittersturm gebaut, bei schönem Wetter, im Sonnenschein — ja — aber hier in diesem Unwetter — sie ächzte, sie stöhnte, sie krachte in allen Fugen — Warnungssignale für den vorsichtigen Piloten — und er sah schon im Geiste, wie seine treue Maschine langsam einen Flügel nach dem anderen verlor, wie Höhensteuer und Seitensteuer herrenlos durch den Äther sausten, der Rumpf aber senkrecht herunterfiel und in irgendeinem Misthaufen als Fliegerdenkmal mit der Schnauze nach unten stecken blieb. Der Pilot freute sich, dass er den Fallschirm bei sich hatte. Aber die „Wien“ riss die Knochen zusammen, biss die Zähne aufeinander, hielt durch, bis die Wetter sich verzogen, bis Sonnenschein ihr die dicken Tränen von den Flügeln trocknete, bis unten die weiten, dunklen, grünen Waldflächen des Thüringer Waldes sich ausbreiteten. Der Kampf mit dem Gewitter war sicher und glorreich zu Ende gekämpft, das wild gewordene Schaukelpferd war wieder ein braves, liebes Spielzeug in der Hand seines Besitzers. Die „Wien“ aber ist ein echtes Wiener Kind, und ein solches versteht sich nicht lange auf Ernst und Gefahren, dafür lacht es viel zu gern. Und so ist es auch verständlich, dass sich das Segelflugzeug einen passenden Platz für die Landung aussuchte; lange schaute es aus, wo es am besten sei — eine weiche Wiese, ein frisch gepflügtes Feld, Getreidehaufen, Hochspannung, Gräben, ein Fluss, eine Stadt mit lauter Dächern — alles war nicht das Richtige, und so zog sie weiter ihre Bahn. Bis der Abend dunkelte. Da leuchteten bunte Lichter, da sang eine Orgel einen Gassenhauer in den Abendhimmel, da ging eine festlich gekleidete Menge über einen mit Buden bebauten Platz, da war Schützenfest in Hermsdorf, und da setzte sich die „Wien“ nach langem Flug hin — da kam der ganze Schützenverein gelaufen, da kamen die Alten und die Jungen, und wenn der Flieger seine „Wien“ nicht wieder mitgenommen und abtransportiert hätte, dann hätten die Hermsdorfer sie sicher zur Schützenkönigin gemacht. Robert Kronfeld aber hatte an diesem 20. Juli 1929 hundertdreiundvierzig Kilometer zurückgelegt und eine Höhe von 2025 Metern erreicht. Robert Kronfeld hatte mit seinem wild gewordenen Schaukelpferd zwei neue Weltrekorde aufgestellt.

Sportplatz am Schützenhaus
Sportplatz am ehemaligen Schützenhaus (heute Berufsfachschulzentrum)
Hier landete am 20.07.1929 Robert Kronfeld nach seinem Rekordflug mit seinem Segelflugzeug "Wien"..

Die „Wien“ hatte eine Spannweite von 19,5 m, eine Länge von 7,0 m,  eine Höhe von 1,2m. Ihre Flügelfläche betrug 16qm, das Fluggewicht 248 kg.
Die „Wien“ hatte eine Spannweite von 19,5 m, eine Länge von 7,0 m,
eine Höhe von 1,2m. Ihre Flügelfläche betrug 16qm, das Fluggewicht 248 kg.

 

Kronfeld im Kreise der Kameraden.
Kronfeld im Kreise der Kameraden.
Von links: Oskar Ursinius, Robert Kronfeld, Peter Riedel, Günther Groenhoff, Martha Mendel,
Friedrich Hentzen, Erich Bachem, Gebrüder Edgar und Heini Dittmer.
Auf der vorderen Bank: Wolf Hirth und Otto Bräutigam.


1 = Robert Kronfeld, 2 = Wolf Hirth, 3 = Günther Groenhoff
1 = Robert Kronfeld, 2 = Wolf Hirth, 3 = Günther Groenhoff

Gruppenbild von der Wasserkuppe.
Gruppenbild von der Wasserkuppe.

  1. Günter Groenhoff * 07.04.1908 Stade; † 23.07.1932 nahe der Wasserkuppe abgestürzt, - war einer der ersten Segelflugpioniere.
  2. Peter Riedel * 24.08.1905 † 06.11.1999 Segelflugpioniere.
  3. Friedrich Hentzen * 27.03.1897 † 1978 - am 09.08.1922 im Hangwind der Wasserkuppe auf einem H1 „Vampyr“ mit einer Flugzeit von drei Stunden und sechs Minuten einen neuen Weltrekord im Dauerflug.
  4. Robert Kronfeld  * 05.05.1904 Wien † 12.02.1948 bei Lasham England abgestürzt.
  5. Wolf Hirth * 28.02.1900 Stuttgart † 25.07.1959 Dettingen - Segelflugpionier und Träger des silbernen Segelflugabzeichens Nr. 1. Er ist zweifacher Gewinner des. Hindenburgpokals, war Motorradrennfahrer und erster Präsident des Deutschen Aero Clubs nach dem Zweiten Weltkrieg.
  6. Erich Bachem * 12.08.1906 Mülheim  † 25.03.1960 Mühlheim - war ein deutscher Ingenieur und Konstrukteur. In den 1930er-Jahren entwarf er einen der ersten Wohnwagen; dieser wurde von dem Segelflugzeughersteller Wolf Hirth in Kirchheim hauptsächlich aus Sperrholz gebaut. Bis Anfang 1942 war Bachem als Technischer Direktor bei Fieseler tätig; danach gründete er im Februar 1942 die Bachem-Werke GmbH, einen Zulieferbetrieb für die. Luftfahrtindustrie.
    Gegen Kriegsende baute er für die SS das erste senkrecht startende bemannte Raketenflugzeug „Bachem Ba 349“, besser bekannt unter dem Namen „Natter“, das seinen ersten (und einzigen) bemannten Testflug am 01.03.1945 absolvierte. Der Testpilot Lothar Sieber kam dabei ums Leben.
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