1910 - 2010 Hundert Jahre Handball in Hermsdorf
 
Bereits in der Antike gab es handballähnliche Spiele wie Urania oder auch Harpastum  bei den Römern. Auch im Mittelalter wurden verschiedene Fangspiele gespielt. Das heutige Handballspiel entwickelte sich aber erst um die Jahrhundertwende, vom 19. zum 20. Jahrhundert, aus verschiedenen Ballspielen, wie Netz-, Korb- oder Turmball. Daraus gingen dann erstmals Spiele hervor, bei denen auf Tore geworfen wurde. Das erste Regelwerk wurde 1906 vom dänischen Lehrer und Oberstleutnant Holger Nielsen aus Ordrup bei Kopenhagen entworfen. Laut Historie des Deutschen Handball Bundes wurden von 1908 bis 1917 verschiedene Ballspiele (Torball, Königsberger Ball, Pforzheimer Torball, Wiesbadener Torball, Raffball, Korbball, Turnball, etc.) in Deutschland entwickelt. Ab 1915 gab es Rundenspiele für Torball in Berlin.

Von 1906 bis 1911 Diakon und ab da bis zum 01.04.1944 war Johannes Müller Pfarrer in Hermsdorf. Bereits kurz nach seinem Amtsantritt wurde er Gemeindewaisenrat in Hermsdorf. Unmittelbar nach seinem Dienstantritt in Hermsdorf wurde er außerdem zum Vorstand des Jugendvereins gewählt. Dieser Verein war zu seiner Zeit mit 200 Mitgliedern der größte Verein, der Turnerbund hatte als zweitgrößter Verein 98 Mitglieder. Hermsdorf hatte 1912 insgesamt 3550 Einwohner, in 775 Haushalten sowie 420 Wohnhäuser. Im Verein betreute er verschiedene Jugendgruppen, die organisiert wanderten und auch Handball spielten.

Auf dem Foto aus dem Jahr 1910 sind die von Johann Müller betreuten Handballer zu sehen. Zu dieser Zeit gab es noch keine Spielabteilung in den Hermsdorfer Turnvereinen. Von zwei Zeitzeugen, die Pfarrer Müller aus ihrer Jugend noch kannten, wurde bestätigt, das dass noch vor Gründung der Spielabteilung im Turnerbund bei Pfarrer Müller Handball gespielt wurde. Auch die Nachkommen der abgebildeten Handballspieler bestätigten, dass ihre Eltern von den Handballspielen berichteten. Es gibt derzeit keine Angaben, wie lange Pfarrer Müller so „Trainer“ der Handball war, vermutlich bis Gründung der Spielabteilung 1923. Das dies aber kein Einzelfall war ergibt sich aus den Berichten der Zeitzeugen und der Tatsache, dass die Sportler auf dem Foto einheitliche Trikots tragen.

Im Jahr 1906 wurde das „Schützenhaus“ mit Schießhallen und Fest- / Sportplatz errichtet (heute Berufsschulzentrum). Da dieser Platz bis 1929 der einzige Sportplatz war, kann davon ausgegangen werden, dass die Handballspiele dort stattfanden, ebenso das Foto dort entstanden ist.

Im Jahr 1923 nahm der Turnerbund „Gut Heil“ mit 32 Mitgliedern am 13. Deutschen Turnfest in München teil. Im gleichen Jahr erfolgte die Gründung einer „Spielabteilung“, die sich in der Hauptsache dem Handball widmet. Die Abteilung wurde 1936 aufgelöst, aber 1937 neu gegründet.

Durch den SV Hermsdorf, Abteilung Handball, wurde bisher 1922 als Gründungsjahr herangezogen. Auch in den letzten Presseveröffentlichungen in der OTZ und im AA ging Dr. Christian Bauer trotz unserer Hinweisen noch vom falschen Jahr aus. So kam es dann auch, dass 1997 statt 1998 das 75jährige Handballjubiläum gefeiert wurde. Ebenso waren die Berichte falsch, wonach erst jetzt und durch Dr. Bauer diese Fakten aufgeklärt wurden. Das Foto unten erhielten wir kurz nach 1998, als das 75jährige Jubiläum schon gefeiert war. Auch alle bis heute bekannten Namen und Zusammenhänge hatten wir bereits ermittelt und hier veröffentlicht.

Die Nachweiskette über erste Handballaktivitäten in Hermsdorf von 1910, bis zur Gründung der Spielabteilung im Turnerbund 1923 kann bisher nicht lückenlos geschlossen werden. Genau wie bei der Urkunde zur Ersterwähnung von Hermsdorf gilt dieses Foto als Nachweis, quasi als Ersterwähnung, obwohl es vorher auch schon etwas gab und nach 1910 weiter.
Obwohl kaum Hoffnungen bestehen wäre es schön, wenn noch jemand weitere Personen auf dem Foto erkennen würde oder Angaben zum Handball „damals“ in Hermsdorf machen könnte. Auch Dokumente und Fotos (leihweise) sind willkommen.
1910 Handballmannschaft

06 = Alfred Vetter - Eisenberger Str. (Friseurmeister)
07 = Curt Beyer - Eisenberger Str. 3 (Elektromeister)
09 = Werner Klein "Bademeister"
11 = Johannes Georg Karl Edmund Müller