Geschichte der Sektion Federball - heute Abteilung Badminton

 

Die Bezeichnungen Abteilung und Badminton sind weder für Hermsdorf bis 1990 noch die DDR historisch. Es bestand in der BSG-Motor Hermsdorf eine Sektion Federball. Der Sprachgebrauch Badminton war in der DDR unbekannt oder besser gesagt verpönt. Badminton wird deffiniert als Wettkampfsport des Federballes. Obwohl die Bezeichnung Federball im Gebrauch war, wurde bereits nach den heute in Badminton bekannten Regeln gespielt und gekämpft.

Es ist aber auch so gewesen, dass es Mitglieder in der Sektion gab, die aus Freude am Federballspiel Mitglieder wurden, ohne an Wettkämpfen teilgenommen zu haben. So schrieb uns Prof. Dr. Hubert Langbein: „ … Ich habe in Hermsdorf einige Jahre Federball gespielt. Ich war damals in der kleinen Runde, die von Beginn an dabei waren. Ich glaube es war 1958, als die Sektion Federball gegründet wurde. Zum Turnier anlässlich des 25-jährigen Bestehens war ich noch einmal dabei. Ich habe da mit meinem Cousin Jochen Herling gespielt. Zum nächsten Turnier mit den Alten (ich glaube 40 Jahre Federball in Hermsdorf) war ich >>glücklicherweise<< verhindert. Da soll es ein Turnier der Achillessehnenrisse gewesen sein. Ich selbst habe bis zu meiner Armeeeinberufung im Herbst 1961 ebenfalls am Punktspielbetrieb teilgenommen. Mein Doppelpartner war Dieter Bauer, ein guter Freund, der leider 2008 verstorben ist.…“

Die Sektion Federball in der Betriebssportgemeinschaft ( BSG) Motor Hermsdorf wurde im Oktober 1958 gegründet . Zu den Gründern zählten Ingeborg Eckardt,
Dieter Bauer †, Helmut Benz (Vater von Andreas - siehe unten), Volker Kreß sowie Ursula Marwan verh. Lucke und Reinhard Spitzer, die bis heute noch dabei sind. Zu den ersten Federballsportler zählten Hermsdorfer, die gemeinsam die Erweiterten Oberschule (EOS), die damals ihren Sitz in Stadtroda hatte, besuchten, zum Beispiel aus einer Klasse: Dieter Bauer , Volker Kreß, Christian v. Rhein.

Man trainierte in der Turnhalle der Friedensschule und stieg auch gleich im Erwachsenen- und Nachwuchsbereich in den Wettspielbetrieb ein. Nach dem Motto „Von Null auf Hundert“ schockten die Hermsdorfer die Konkurrenz und holten 1959 den im Republikmaßstab ausgespielten Pionierpokal an die Friedensschule - Jochen Herling, Rudolf Kämnitz und Liesel Gräfe verh. Schau - hießen die stolzen Goldmedaillengewinner.
Die Friedensschule mit Turnhalle war damals die einzige Schule und die einzige Turnhalle in Hermsdorf. Die Turnhalle wurde im Winter noch mit einem Ofen beheizt werden, wobei die Schüler oft das Brennmaterial mitbringen mussten. Anfang der 1960er Jahre wurde sie an die Zentralheizung angeschlossen.

Sektionsleiter waren:

  • Ingeborg Eckardt (Gründungsmitglied und 1. Sektionsleiterin)
  • Volker Kreß 1958 bis 1960
  • Martin Kreß 1960 bis 1961 (wechselte dann in den Bezirksvorstand)
  • ??
  • Peter Ziener 1965 bis 1968
  • Helmut Benz 1968 bis 1973
  • Werner Schau ab Ende 1973 bis 1992
 

Training zur Meisterschaft 1963

Training zur Meisterschaft 1963 - auf dem Spielfeld Elisabeth Gräfe verh. Schau (links mit erhobenen Schläger), rechts daneben Helga Schmidt verh. Lechner.
 
Helmut Benz war als Autodidakt erster Trainer und formte in seiner Freizeit eine republikweit erfolgreiche Nachwuchsmannschaft. Heute kaum vorstellbar, dass dienstags- und samstagnachmittags nach der Schule 25 Kinder auf einem einzigen Feld in der alten Turnhalle der Friedensschule, ohne Waschmöglichkeiten, trainierten und dabei trotzdem massig Spaß hatten. Bis 1971 erkämpfte allein sein Sohn Andreas sieben Medaillen im Nachwuchsbereich für Hermsdorf. Im Jahr 1973 hörte Helmut Benz als Übungsleiter auf.
 

Mitte der 1960er Jahre begann die erhebliche Erweiterung des damals größten Betriebes des Kombinates VEB  Keramischen Werke Hermsdorf. Daran geknüpft war die Erweiterung Hermsdorfs. Im Jahr 1967 wurde die damalige 2. Politischnische Oberschule errichtet. Die angeschlossene Schulturnhalle folgte erst später. Als Zwischenlösung ließ im Februar 1968 Generaldirektor Waldemar Schilling eine Traglufthalle errichten, die auch durch die BSG Motor Hermsdorf genutzt wurde. Für die Federballer standen nun Trainingsmöglichkeiten auf drei Feldern zur Verfügung. Allerdings waren die äußeren Bedingungen, wie das Fehlen einer Heizung und Waschmöglichkeiten bzw. das Zusammenfallen der Halle bei Sturm, nicht sehr günstig. Wie angeführt gab es mit der Traglufthalle oft Probleme. Im Jahr 1972, Helmut Benz trainierte dort gerade mit seinen Schützlingen, brach die Halle in sich zusammen. Die Sportler konnten sich noch alle in Sicherheit bringen. Danach wurde sie nicht wieder aufgebaut und dann abgerissen. Dadurch fehlte den Federballern die Trainingsmöglichkeiten. Man kehrte dorthin zurück, wo alles angefangen hatte, in die Friedensschule. War aber nun gezwungen sich einzureihen, so dass die Trainingsmöglichkeiten beschränkt waren. Durch die damaligen Sektions- und Übungsleiter wurde trotzdem eine ausgezeichnete Trainingsarbeit im Nachwuchsbereich geleistet. Der Erfolg konnte sich sehen lassen.

Im Jahr 1963 fanden die Bezirksmeisterschaften im Federball in Hermsdorf statt. Die Wettkämpfe standen unter dem Motto "Vorwärts zum 4. Deutschen Turn- und Sportfest". Die Hermsdorfer Sportler konnten dabei gute Ergebnisse erzielen:

  • Bezirksmeister Jugend (männlich Doppel) Jochen Herling und Hermann Stötzner
  • Bezirksmeister Jugend (weiblich Doppel) Helga Schmidt verh. Lechner und Elisabeth Gräfe verh. Schau

Peter Ziener, der 1963 für die BSG "Stahl Maxhütte" startete wurde Bezirksmeister (Einzel). Peter Ziener kam 1965 als Lehrer an die Friedensschule Hermsdorf und war dort bis 1968. Er wechselte dann an die Schule in Unterbodnitz, spielte aber weiter in Hermsdorf. Von 1965 bis 1968 war er Sektionsleiter Federball.
 Im Jahr 1964 schafften es die Erwachsenen der Sektion, den Bezirksmannschaftsmeistertitel zu erringen.

Volkswacht 1965

Im November 1966 begannen Partnerschaftsbeziehungen mit einer Federballmannschaft "TJ Slavoy Gottwaldov". Im November 1966 fuhr Hermsdorf nach Gottwaldov, 1967 kamen die Sportler aus Gottwaldov nach Hermsdorf. Das Freundschaftsspiel entschied Hermsdorf mit 6 : 5 für sich.

Im Jahr 1967 fand die Bezirksmeisterschaft Gera statt, Austragungsorte waren Gera und Jena. Die Hermsdorfer waren auch hier sehr erfolgreich.

Volkswacht Januar 1967

Zu den 1969 in Hoyerswerda stattgefundenen DDR-Meisterschaften errangen die Hermsdorfer Federballer gleich drei Titel.

Volkswacht 1969

Volkswacht Juni 1969

Aushang
Am Rathaus Hermsdorf war ein Schaukasten der BSG Motor Hermsdorf angebracht.
Dieser Aushang von 1969 Blieb erhalten.

Zwischen 1969 und 1972 erkämpften die Schüler im DDR-Maßstab 4 Bronze- und 6 Silbermedaillen sowie den DDR-Meistertitel für:

  • Horst Mildner im Jungen - Einzel,
  • Andreas Benz & Uwe Biering im Doppel und
  • Sylvia Hegel & Andreas Benz im Mix.

Diese außergewöhnlichen Erfolge im Nachwuchs mussten sich einfach fortsetzen im Erwachsenenbereich. Motor Hermsdorf bestimmte in all den Jahren die Bezirksspitze mit, wurden fünfmal Bezirksmannschaftsmeister, fünfmal Zweiter und einmal Dritter. Bis zum Jahre 1990 erkämpften Hermsdorfs Federballer bei Bezirkseinzelmeisterschaften diese stattliche Anzahl von Medaillenplätzen:

                                            1. Platz             2. Platz            3. Platz
             Senioren                        1                     13                      9
             Jugend                         37                     29                    37
             Schüler                         43                     40                    38
             Alterssportler               22                     10                      9

Volkswacht Juni 1971

Im Jahr 1972 begann der Bau der Werner-Seelenbinder-Sporthalle, die am 19.04.1974 eingeweiht wurde. Damit verbesserten sich die Trainingsbedingungen nochmals und ab da standen 6 Spielfelder zur Verfügung. Es war seinerzeit die beste ausgestattete Sporthalle im Bezirk Gera. Die Mitgliederzahlen wuchsen auf über 50. Der damalige Abteilungs-und Übungsleiter Werner Schau sorgte dafür, dass Hermsdorf in allen Altersklassen am Wettkampfbetrieb teilnahm und im Bezirksmaßstab auch zu weiteren Erfolgen kam. So konnte die allgemeine Klasse, heutige Senioren, bis zur Wende 5 Bezirksmannschaftsmeistertitel, 5 x 2.Plätze und 1 x 3.Platz erringen. Das Durchschnittsalter der Spieler lag erheblich über 30 Jahre und wird damit der heutigen Bezeichnung „Senioren“ schon sehr gerecht.

Eine Aufwertung für die Hermsdorfer Federballspieler war der Einstieg in den internationalen Mannschaftsvergleich mit der tschechischen Mannschaft TJ CSAD Plzen im Jahre 1976. Diese Freundschaftsspiele wurden jährlich im Wechsel Hermsdorf / Plzen als Austragungsort bis zur Wende durchgeführt. Die 14 Begegnungen endeten mit einem Remis von 7 zu 7.

1985 gelang es dem Sportfreund Jochen Herling erstmals einen Bezirkseinzelmeistertitel zu erringen, nachdem er 1980 und 1983 bereits Vizemeister wurde. Im Jugendbereich war es die Sportfreundin Ute Hofmann (Zehmisch) die auf bezirklicher Ebene die Spitze bildete und mit einer Doppelpartnerin aus Jena einen 3. Platz bei der DDR-Meisterschaft belegte. Die im aktiven Wettkampfsport stehenden Altersklassensportler Gudrun Albrecht, Ursula Lucke, Werner Schau, Dieter Bauer, Wolfgang Fricke, Werner Ambrosch, Jochen Herling und Reinhard Spitzer erkämpften den entsprechenden Altersklassenwettkämpfen für die Abteilung über 20 Bezirksmeistertitel sowie 2. und 3. Plätze.

Ende der 80-er Jahre gab es auch wieder eine starke Schülermannschaft mit den Sportfreunden Sandra Lucke, Jacqueline Göhler, Uwe Fricke, Thomas Engel, Rayk Albrecht, Kay Rohn und Marian Schöppe.
Sandra Lucke und Uwe Fricke nahmen sogar an den DDR-Ranglistenspielen teil."

An DDR-Meisterschaften nahmen teil:

             1976............... Conny Geguschke
             1981............... Ute Hofmann - 3. Platz im Doppel mit Sportfreund Schauer / Jena
             1985............... R. Ille, Evelin Reulecke, S. Schau, Frank Müller
             1987............... Sandra Lucke,
             1988............... Uwe Fricke, Sandra Lucke, Annett Krug, Tomas Engel, Dirk Seidel
             1989............... Sandra Lucke, Kay Rohn

 
Freilufthalle neben der 2. POS
Die Freilufthalle neben der 2. POS nach 1968 - die neue Turnhalle steht schon. Sie wurde auch von den Federballern als Trainingshalle genutzt.
Freilufthalle
Die Halle wurde auf Veranlassung des Generaldirektor Waldemar Schilling vom Kombinat VEB KWH 1968 für die BSG Motor Hermsdorf
errichtet. Bis zum Bau der Turnhalle an der ehemaligen 2. POS auch für den Schulsport genutzt.
Im Jahr 1972 trainierte Helmut Benz mit seinen Schützlingen in der Halle, als diese zusammen brach. Es konnten sich alle in Sicherheit bringen.
Die Halle wurde danach nicht mehr repariert und abgerissen.

 

Die Entwicklung nach der Wende

 

Im Jahre 1990 integrierte sich der DDR-Federball-Verband im "Deutschen Badmintonverband". Nach der Wende sank die Mitgliederzahl und speziell im Nachwuchsbereich fehlte es an guten Spielern. Der Geschlossenheit und das Gemeinwohldenken der  „Altgedienten“ in der Abteilung, ist es zu verdanken, daß es im Hermsdorfer Federball, nunmehr als Abteilung Badminton, wieder aufwärts ging und Erfolge eingefahren werden konnten.

1993 schloss sich die Erwachsenenmannschaft mit dem 1.BC ESV Gera zu einer Spielgemeinschaft zusammen, die bis 1999 hielt. In der Mannschaft spielten folgende Sportfreunde aus Hermsdorf:

  • Ute Zehmisch,
  • Petra Seidel,
  • Ingo Biering und
  • Jens Pfeil.

In dieser Konstellation wurde in Thüringens höchster Spielklasse der Landesliga, zweimal der 1. Platz, einmal Platz 2 und zweimal Platz 4 erkämpft, also eine ständige Platzierung in der Spitzengruppe.

Für die Saison 1999 / 2000 wurde aus dem Jugendbereich eine ganz junge Erwachsenenmannschaft gebildet, die heute in der Bezirksklasse Staffel - Ost spielt.

Im Individualbereich war es vor allem Sandra Lucke, die für Hermsdorfer Erfolge sorgte. So wurde sie mehrmals Thüringenmeisterin im Jugendbereich und errang 1994 bei den südwestdeutschen Jugendmeisterschaften jeweils Platz 3 im Einzel und Doppel. Ihr sportlicher Höhepunkt war aber der Thüringer Meistertitel 1997 im Dameneinzel der Erwachsenen.

Die "Wachablösung" erfolgte durch Vera Spoddeck. Als Schülerin des Sportgymnasiums Jena errang sie mehrere Thüringen-Meistertitel ihrer jeweiligen Altersklasse. 2001 wurde Vera Spoddeck in der U 11 Thüringenmeisterin im Einzel und mit Vanessa Düball im Doppel. Bei der Sportlerwahl der Stadt Hermsdorf 2001 wurde sie deshalb auch zur besten Nachwuchsportlerin gekürt. Vordere Plätze bei südwestdeutschen Meisterschaften sicherten ihr die Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften 2004 und 2005.
Aus gesundheitlichen Gründen (zwei Knie-Operationen) musste Vera Spoddeck leider die Sportlerlaufbahn beendet. Nach einem Jahr Auslandsaufenthalt, wo sie Abstand gewinnen konnte und das Abitur abschloss, kam sie zurück nach Jena. Da das (Auslands-) Abitur hier nicht anerkannt wurde befindet sie sich nun wieder in in der Schule und hat noch die 12. und 13. Klasse vor sich.

All diese Erfolge sind vor allem Verdienste der beiden, mehr als 40 Jahre, tätigen Übungsleiter Ursula Lucke und Reinhard Spitzer.

Ende 2008 feierte die Abteilung Badminton das 50jährige Jubiläum der Abteilung Badminton. Dabei besann man sich auch auf die Wurzeln der Hermsdorfer Federballer. Ein Beitrag aus der OTZ zur Jubiläumsfeier klick unten links auf das Vorschaubild. Auch hier der Hinweis Federball - Badminton (siehe oben). Die Feier hatte nur einen kleinen Wehmutstropfen, man hatte vergessen einige Aktive aus der Geschichte, selbst Gründungsmitglieder einzuladen, wie zum Beispiel Volker Kreß, Hermann Stötzner sowie Helga Schmidt verh. Lechner

OTZ vom 23.12.2008       OTZ vom 19.11.2008     

Übrigens - Andreas Benz ist heute noch als Funktionär in Radebeul aktiv im Badminton. Für eine Biografie klick auf Vorschaubild rechts.

 
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