Berühmte Persönlichkeiten der Geschichte des Saale - Holzland - Kreises
 

Karl Christian Friedrich Krause ( Philosoph )

* 06.05.1781 Eisenberg
† 27.12.1832 München.
 
  • Nach dem Besuch von Schulen in Eisenberg und Donndorf legte Krause 1797 die Reifeprüfung am Gymnasium in Altenburg ab (sein Vater war 1795 Pastor in Nobitz bei Altenburg geworden).
  • Von 1797-1801 studierte Krause Theologie, aber auch Philosophie und Mathematik in Jena. Er hörte dort auch J. G. Fichte und, nach dessen Vertreibung, Schelling.
  • 1801 wurde Krause zum Doktor der Philosophie promoviert und legte im gleichen Jahr das theologische Kandidatenexamen ab.
  • 1802 habilitierte er sich mit der Schrift »De philosophiae et matheseos notione et earum intima coniunctione«.
  • Im gleichen Jahr heiratete er Amalia Concordia Fuchs, Tochter eines Weinhändlers: Mit ihr hatte der stets mittellose, von des Vaters Unterstützung abhängige Krause 14 Kinder.
  • Als Privatdozent wirkte Krause in Jena neben Hegel und Schelling, Fries, Ast und anderen.
  • 1803 verließen viele Lehrkräfte die Universität, deren Attraktivität daraufhin sank: Die Zahl der Einschreibungen ging rapide zurück.
  • Krause, ohne Mittel, um diese Durststrecke zu überstehen, verließ 1804 Jena und zog sich nach Rudolstadt, 1805 nach Dresden zurück.
  • Dort hatte er von 1809-1813 eine Lehrerstelle für Kartenzeichnen, Erdkunde und Deutsch an der Ingenieur-Akademie. Er blieb jedoch abhängig von der finanziellen Unterstützung, die ihm sein Vater gewährte. In der Dresdener Zeit entwickelte Krause seine Idee des »Menschheitbundes«. In seiner eigenen Zeitschrift »Tagblatt des Menschheitlebens« (1811) und insbesondere in der Schrift »Urbild der Menschheit« (1811) hat Krause seine Ideen propagiert.
  • In der Hoffnung auf einen Lehrstuhl wechselte Krause 1813 nach Berlin, ermuntert von seinem alten Lehrer Fichte. Er habilitierte sich erneut und hielt nach Fichtes Tod philosophische Vorlesungen. Seine Hoffnung aber, die Nachfolge Fichtes antreten zu dürfen, ging nicht in Erfüllung. Beachtenswert ist die auf Krause zurückgehende, 1814 erfolgte Gründung der `Berlinischen Gesellschaft für deutsche Sprache', der bedeutende Gelehrte angehörten.
Karl Christian Friedrich Krause ( Philosoph )
  • 1815 zog sich Krause wieder nach Dresden zurück, wo er weiter unter ärmlichsten Umständen und hochverschuldet mit seiner Familie lebte. Der berühmte Arzt und Naturwissenschaftler Carl Gustav Carus, mit dem Krause in Dresden verkehrte und von dem er auch unterstützt wurde, hielt Krause für "einen der ersten Philosophen und Mathematiker Deutschlands". Kontakt ergab sich auch mit A. Schopenhauer, denn beide wohnten mehrere Jahre im gleichen Haus.
  • 1823 machte Krause seinen Entschluß wahr und zog nach Göttingen, wo er sich 1824 erneut habilitierte. Bis zum Jahre 1830 wirkte er hier als eher unwillkommener Privatdozent der Philosophie. Der eigenwillige Gelehrte, der in das antispekulative Göttinger Szenario nicht paßte, vermochte doch einen begeisterten Schülerkreis um sich zu scharen. In diese Zeit fällt auch die Begegnung mit Fröbel, der von Krause wichtige Anregungen für seine pädagogische Arbeit erhielt.
  • 1830 / 31 kam es in Göttingen zu Studenten- und Bürgerunruhen, bei denen Schüler Krauses, unter ihnen der später berühmt gewordene Rechtsphilosoph Heinrich Ahrens und der Schwiegersohn Krauses, Heinrich Plath, eine herausragende Rolle spielten. Die Revoltierenden bildeten einen provisorischen Gemeinderat. Die Rebellion wurde niedergeschlagen. Fast alle Schüler Krauses konnten fliehen. Nur Plath mußte eine langjährige Gefängnisstrafe verbüßen. Krause selbst wurde bei der nachfolgenden Aufklärung der Vorgänge des Sympathisantentums beschuldigt. Obwohl er jede Beteiligung glaubwürdig bestritt, konnte er wegen dieser gerichtlichen Untersuchungen nicht länger in Göttingen bleiben - zumal der Verarmte in dieser Zeit auch noch eine Erbschaft machte und sofort verdächtigt wurde, das Geld von Pariser Revolutionskomitees erhalten zu haben. Schließlich wurde Krause eine Freistellung von der Strafverfolgung zugesichert, wenn er Göttingen verließe.
  • Der Philosoph ging notgedrungen darauf ein und wandte sich nach München, wo sein Schüler H. Krause von Leonhardi (aber auch einer seiner Söhne) lebte. Er hoffte auf eine Honorar-Professur. Es heißt, Schelling habe das zu verhindern gewußt. Da die Göttinger Nachrichten über diesen gefährlichen Mann auch nach München gelangt waren, drohte ihm auch dort die polizeiliche Ausweisung. Der Philosoph Franz von Baader und andere einflußreiche Persönlichkeiten setzten sich indessen für Krause ein und erreichten beim König die Aufhebung des Ausweisungsdekrets.

Krause ist ein beachtlicher Exponent der Bewegung des Deutschen Idealisnus. Sein philosophisches System ist durchaus originell und hat insbesondere in Spanien und Südamerika eine erhebliche Wirkung auf den Gebieten des Rechts und der Politik, aber auch der Pädagogik ausgeübt. In Deutschland ist dieser eigen-sinnige Denker indessen in Vergessenheit geraten. Der Titel »Panentheismus« ist auf besondere Weise mit dem philosophischen System Krauses verbunden. Auf das Absolute als Urwesen (oder: Grundwesen) bezieht sich der zentrale Begriff seiner Metaphysik: Wesensschauung. Nach dieser Philosophie bleibt das Absolute, welches sich in schöpferischer Tat selbst negiert und in Natur und Vernunft ausdifferenziert, doch eines über allen Entgegensetzungen. Alles gründet in Gott, und Gott ist in allen endlich-geschichtlichen Prozessen `anwesend'. In zwei `Lehrgängen' entfaltet Krause sein Wissenschaftssystem, das er (wie Fichte, Schelling und Hegel) als Fortführung der Philosophie Kants begreift: Ein Weg führt von der `Selbstanschauung' Ich analytisch-aufsteigend zu Gott; der andere Weg, synthetisch-absteigend, nimmt seinen Ausgang bei der Wesensschau und legt den göttlichen Grund als Wahrheitsgehalt aller auf Vernunft und Natur bezogenen Wissensgebiete frei. In praktisch-philosophischer Hinsicht zeigt Krause in seiner »Lebenskunstwissenschaft« auf, wie sich die Gesellschaft in einem organologischen System von `Bündnissen' auf das eigentliche Ziel hinzubewegen hat: die Rechtsgemeinschaft des Menschheitsbundes. - Auffällig ist, daß Krause in den Konkretionen seiner Rechtsphilosophie zu Auffassungen gelangte, die von Zeitgenossen wie Hegel nicht erreicht wurden. Zum Beispiel kennt Krause ein je eigenes Recht der Frau, des Kindes und der Tiere; bei ihm finden sich ökologisch relevante Festlegungen; und seiner Ablehnung einer Bedeutsamkeit von Rasseunterschieden korrespondiert sein, wie Wollgast es formuliert, »lebhaftes Interesse am Befreiungskampf der damaligen Kolonien«. In der Freimaurer-Bewegung, der er 1804 beitrat, hat Krause so etwas wie die Keimzelle jenes groß angelegten praktisch-sittlichen Bundes gesehen, in dem zunächst Napoleon, später, ab ca. 1812, Preußen eine wichtige Rolle zugedacht war. Krause verfaßte Freimaurer-Schriften. Da sein Interesse an dieser Bewegung philosophisch orientiert blieb, enthielt er sich nicht entsprechender öffentlicher Darlegungen - und geriet mit den Verschwiegenheitsanforderungen dieser Kreise in Konflikt. Sein Bruch mit den Freimaurern und die damit verbundenen Intrigen haben gewiß entscheidend dazu beigetragen, daß Krause sich im akademischen Bereich niemals erfolgreich etablieren konnte. (Heutzutage übrigens würdigen die Freimaurer Krause als einen ihrer Großen.) Doch nicht zu unterschätzen ist der theorie-immanente Grund für die ausbleibende Rezeptionsgeschichte in Deutschland: In der Tradition von Thomasius und Wolff hat Krause sich nämlich bemüht, die griechisch-lateinische Fachsprache der Philosophie durch eine deutsche Wissenschaftssprache zu ersetzen. Dieses Unternehmen führte zu einer befremdlichen, auf die meisten Leser abstoßend wirkende Sprachgestalt. Die enorme geschichtliche Wirkung dieser Philosophie kam deshalb konsequenterweise nur über die kommentierende Übersetzung in andere europäische Sprachen, insbesondere ins Spanische, zustande. Das Phänomen des `Krausismo' gibt zu der Vermutung Anlaß, daß entscheidende Einflüsse, die kulturelle Epochenschwellen auslösen können, oftmals gerade nicht von jenen Repräsentanten eines Neuanfangs ausgehen, die in der Rückschau als `erstrangig' ausgegeben werden. Krause hat einmal seine religiöse Glaubensüberzeugung wie folgt zum Ausdruck gebracht: »ich brauche keinen menschlichen Vormund in Sachen der Religion und erkenne, was die religiöse Freiheit betrifft, weder die katholische, noch irgendeine Kirchenpartei als meinen Richter an. Ich denke und lebe im rein evangelischen Geiste Jesu, verehre und achte das religiöse Streben aller kirchlichen Parteien und bin der Überzeugung, dass sie, als Secten, insgesamt untergehen müssen, und dass der ganzen christlichen Kirche eine große, heilbringende Reform und vielmehr Palingenesie bevorsteht. Ich ehre in Luther, Calvin, Melanchthon und anderen religiösen Männern gerade diesen evangelischen Geist, sowie in jedem meiner Zeitgenossen, wo ich ihn finde.... Mein äußeres Schicksal wende sich, wie und wohin es wolle, ich werde dereinst gewiß als freier, achtungswürdiger Mensch, voll frohen Hoffnungen auf Gott sterben, auf den ich einzig mein Vertrauen setze«. - Der umfangreiche wissenschaftliche Nachlaß befindet sich in der Sächsischen Landesbibliothek in Dresden. Obwohl Krauses Schüler einen erheblichen Teil postum publizierten, harrt das Meiste noch der Erschließung.

Einst fast vergessenen Sohn der Stadt Eisenberg gewürdigt

Von OTZ-Redakteurin Angelika Kemter Eisenberg. Mit der Wiedereinweihung des sanierten Krause-Denkmals und einer Gedenkveranstaltung im Rathaus wurde am Freitagabend (27.10.2002) der Philosoph Karl Christian Friedrich Krause - Eisenbergs fast vergessener Sohn - anlässlich seines 170. Todestages geehrt. Dazu konnte Bürgermeister Ingo Lippert (SPD) zahlreiche namhafte Gäste in der Geburtsstadt Krauses begrüßen. Darunter den Geschäftsträger der Botschaft von Costa Rica, Christian Kandler Rodriguez, den Leiter der Kulturabteilung der Spanischen Botschaft, Pedro. J. Sanz, sowie die Mitarbeiterin der Botschaft Chile, Astrid Cacitua, in deren Ländern sich die Lehre des Eisenberger Philosophen bis heute im gesellschaftlichen Leben niederschlägt.

Sanz nannte Krause den "wichtigsten deutschen Philosophen in der spanischen Geschichte". Und für Kandler Rodriguez "verbindet sich der Name Krause mit wirksamer Demokratie."

In den vergangenen Wochen wurde das über hundert Jahre alte Krause-Denkmal für fast 40 000 Euro von der Firma Bennert aus Hopfgarten saniert und konserviert. Dazu steuerte die Denkmalpflege 6400 Euro bei, der Rest sind Mittel aus der Städtebauförderung wobei die Stadt Eisenberg einen Eigenanteil von rund 4200 Euro aufzubringen hatte. Gemeinsam mit dem Jenaer Philosophie-Professor Klaus-Michael Kodalle enthüllte Lippert das Denkmal.

Zuvor war Kodalle der Frage nachgegangen, ob Krauses Ideen als "Seitensprung des Weltgeistes" zu betrachten sind, und hatte in bewegenden Worten, angereichert mit Anekdoten, das Leben des Eisenberger Philosophen skizziert und sein Werk gewürdigt.

Bei der anschließenden Festveranstaltung im Eisenberger historischen Rathaussaal zeigte der Rechtshistoriker Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Peter Landau aus München (dort ist Krause begraben) auf, wie aktuell die Rechtsphilosophie Krauses ist, in der er Sozialutopie und Naturrecht verbindet (siehe auch "Aktueller denn je").

Prof. Dr. Enrique Ure¤a aus Madrid sprach über die Wirkung von Krauses Philosophie in Spanien und weltweit. Dabei verdeutlichte er, wie der im "Krausismo" mit freimaurerischen Gedanken verbundene Panentheismus sich vor allem auf Erziehung und Bildung auswirkte. Auch die Pädagogik von Krauses Freund Friedrich Fröbel spiele dabei eine Rolle. Das Gedankengut Krauses war erst nach dessen Tod über seine Schüler an der Universität Heidelberg und den spanischen Professor Julian Sanz del Rio nach Spanien gekommen, hatte sich von da aus in viele Länder Mittel- und Südamerikas verbreitet. Es schlage sich bis heute in der Gesetzgebung auch vieler europäischer Ländern nieder, von Italien bis Schottland.

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