Berühmte Persönlichkeiten der Geschichte des Saale - Holzland - Kreises
 
Christian Ludwig Brehm "Vogelpastor" ( 1787 - 1864) und Alfred Edmund Brehm "Tiervater"  (1829 - 1884). 
 

Renthendorf, im südlichsten Zipfel des Landkreises, ist bekannt geworden als Heimatort der beiden Naturforscher.  Alfred Edmund Brehm, der weltbekannte Verfasser von "Brehms Tierleben" ist wohl der berühmteste Sohn unseres Landkreises.

Christian Ludwig Brehm, am 24. Januar 1787 als Sohn und Enkel eines Pfarrers in Schönau vor dem Walde bei Gotha geboren, kam 1813 als Gemeindepastor nach Renthendorf und wohnte dort bis zu seinem Tode am 26. Juli 1864. Im Jahr 1813 heiratete er die Tochter eines angesehenen Renthendorfer Bürgers, die jedoch schon 1826 starb. Sie gebar ihm acht Kinder, von denen sechs wiederum sehr früh starben. Bereits 1827 heiratete der rüstige Witwer die erst achtzehnjährige Pfarrerstochter Berta Reiz, die ihm sechs Kinder zur Welt brachte. Ihr erster Sohn Alfred Edmund Brehm erblickte am 2. Februar 1829 im lutherischen Pfarrhaus Renthendorf, im damaligen Ortsteil Unterrenthendorf, das Licht der Welt.
Alfred Brehms Mutter war eine lebensfrohe, gebildete und sehr belesene Person. Dass sie einen prägenden geistigen Einfluss auf den späteren Schriftsteller Alfred Brehm, auf seinen klaren, durchgeformten Stil, seine plastische Schilderungskunst und sein poetisches Talent ausgeübt hat, steht außer Zweifel. Doch der stärkere Einfluss ging sicherlich vom Vater aus. Christian Ludwig Brehm war ein fürsorglicher Vater, ein guter Seelsorger, aber ein noch besserer Naturkenner. Seine ganze Liebe galt der Ornithologie - der Vogelkunde. Das Pfarrhaus von Renthendorf, in dem es von ausgestopften und lebenden Gefiederten nur so wimmelte, wurde zu einem privaten Forschungszentrum, zu einem Mekka für Vogelfreunde und -forscher aus Deutschland und dem Ausland, die hier praktischen Rat, wissenschaftliche Anregungen, Anschauungs- und Vergleichsmaterial in seltener Vollständigkeit fanden.

Christian Ludwig Brehm gehört neben Johann Matthäus Bechstein (1757-1822) und Johann Friedrich Naumann (1780-1857) zu den frühesten deutschen Ornithologen, die im modernen Sinn Feldforschung betrieben und die heimische Vogelwelt in freier Natur studierten.
Bewaffnet mit Fernglas und Büchse, durchstreifte Vater Brehm, dem der theologische Beruf offensichtlich sehr viel freie Zeit ließ, die thüringischen Wälder, um Vögel zu beobachten, zu belauschen und zu schießen. Wie seine überreiche Ausbeute bezeugt, muss der freundlich - weise blickende Dorfpfarrer ein sehr guter Schütze gewesen sein. Moralische Bedenken hatte er dabei nicht, denn nicht der heutige Naturschutzgedanken herrschte in den Köpfen der Menschen, sondern die Lehre der Bibel, die den Menschen als "Krone der Schöpfung" über alle Kreatur erhob und ihm einen gern akzeptierten Freibrief ausstellte. Sachkundig und gezielt erlegte Pastor Brehm "die Vögel unter dem Himmel" und trug sie nach Hause, um sie wissenschaftlich zu untersuchen, zu sezieren und kunstgerecht auszustopfen.

Christian Ludwig Brehm legte seine Erkenntnisse und Forschungsergebnisse in viel beachteten Büchern und Abhandlungen nieder. Mehr als 200 Einzeltitel umfasst das Verzeichnis seiner Schriften. Bereits 1823/24 erschien sein zweibändiges "Lehrbuch der Naturgeschichte aller europäischen Vögel", und als sein Sohn Alfred gerade zwei Jahre alt war, folgte eine zweite Gesamtdarstellung "Handbuch der Naturgeschichte aller Vögel Deutschlands, worin nach den sorgfältigsten Untersuchungen und genauesten Beobachtungen mehr als 900 einheimische Vogelgattungen zur Begründung einer ganz neuen Ansicht und Behandlung ihrer Naturgeschichte vollständig beschrieben sind".
Bei der "Begründung einer ganz neuen Ansicht" ging es Brehm vor allem darum, aufgrund exakt beobachteter Gefieder- und Gestaltmerkmale den starren Artbegriff aufzulösen und immer neue Unterarten oder Rassen einzuführen. Damit nahm er in gewissem Sinne - und sicherlich ungewollt - sogar das Prinzip der Artdifferenzierung vorweg, das wenig später in Darwins Evolutionstheorie so große Bedeutung erlangen sollte.

Schon sehr früh übertrug sich die Liebe zur Natur im allgemeinen und zu den Gefiederten im besonderen von Vater Brehm auf seinen Sohn Alfred - wie übrigens auch die naive Jagdleidenschaft. Alfred durfte seinen kundigen Papa regelmäßig auf dessen Pirschgängen in den thüringischen Wäldern begleiten. Dabei erhielt der Knirps einen erstklassigen Naturkundeunterricht, so dass er die Namen der meisten Tiere und Pflanzen kannte, noch ehe er richtig schreiben und lesen konnte. Er erfuhr, wie man die einzelnen Vogelarten anhand des Gefieders, des Gesangs oder des Geleges zuverlässig bestimmt und wie man gefangene Wildvögel sachgemäß pflegt und behandelt.

Man sollte meinen, bei einem solchen Vater hätte es für den gelehrigsten Sohn keine andere Berufswahl geben können, als die Zoologie, doch Alfred wollte Architekt werden.
Im Frühjahr 1844 kam Alfred Brehm zu dem Maurer- und Baumeister Friedrich Sprenger in Altenburg in die Lehre. Dort lernte er den Umgang mit Maurerkelle, Zollstock und Zeichenstift und absolvierte nebenher eine Art Gewerbeschule.

Alfred Brehms Abschlusszeugnis, ausgestellt in "Altenburg in Sachsen den 9. Sept. 1846", hat sich erhalten:
"Der Vorstand der hiesigen Kunst- und Handwerks-Schule bescheinigt hiermit der Wahrheit gemäß, dass der Maurerlehrling Alfred Edmund Brehm aus Unterrenthendorf diese Anstalt von Ostern 1844 bis heute ziemlich regelmäßig besucht hat. Seine Leistungen beim Eintritte in unsere Schule waren genügend, sein Fleiß erfreulich, seine Fortschritte ausgezeichnet, sein Betragen untadelhaft."

Noch Ende 1846 übersiedelte Alfred Brehm nach Dresden, um sein Architekturstudium zu beginnen. Doch dann nahm sein Lebensweg eine jähe, endgültige Wende. Bereits 1847 brach Alfred Brehm als Sekretär und Gehilfe des Barons Johann Wilhelm von Müller zu einer Expedition in die Nilländer nach Ägypten, Sudan, Kordofan, Blauer Nil und Sinai auf. Alfred Brehm absolvierte 1853 bis 1855 sein Studium der Naturwissenschaften in Jena, das er am 1. Mai 1855 mit der Promotion abschloss.
Mit seinem Bruder Reinhold unternimmt Alfred Brehm 1856 eine Spanienreise. Anschließend übersiedelt Brehm nach Leipzig als freier Schriftsteller. Dort lernt er E. A. Roßmäßler und Ernst Keil, den Verleger der "Gartenlaube" kennen. Er schreibt zahlreiche Beiträge für wissenschaftliche und populäre Zeitschriften.

Am 14. Mai 1861 heiratet Brehm seine Cousine Mathilde Reiz. Sie schenkt ihm fünf Kinder. Eine Reise nach Habesch (Abessinien) im Gefolge seiner Hoheit des regierenden Herzogs Ernst II. von Sachsen-Coburg-Gotha unternahm Brehm 1862. Brehm wird als erster Direktor des zoologischen Gartens nach Hamburg berufen. 1864 Jahr stirbt der Vater Christian Ludwig Brehm.

Am 29. Oktober 1866 kündigt Brehm - nach zunehmenden Reibereien mit dem Verwaltungsrat des Zoologischen Gartens - seine Stellung. Im nächsten Jahr 1867 beginnt Alfred Brehm mit den vorbereitenden Arbeiten für das neugegründete Berliner Aquarium. Am 11. Mai 1869 fand die Eröffnung des von Brehm geschaffenen Berliner Aquariums statt.
In Wien lernt Brehm 1873 den österreichischen Thronfolger Rudolf kennen. 1874 legt er sein Amt als Leiter des Berliner Aquariums nieder. Er wohnt zwar weiterhin in Berlin, verbringt aber die Sommermonate meist in Renthendorf. Eine Reise nach Westsibirien mit Otto Finsch und Graf von Waldburg-Zeil-Trauchburg unternahm er 1876. Die zweite Auflage des "Tierlebens" ist 1879 abgeschlossen und Brehm arbeitet fortan als freier Schriftsteller und Vortragsreisender.

Im Jahr 1877 stirbt Alfred Brehms Mutter. Im Frühjahr 1878 unternimmt Brehm eine 15-tägige Donaureise mit Kronprinz Rudolf. Am 18. September 1878 stirbt seine Ehefrau Mathilde nach der Geburt des fünften Kindes. Im Jahr 1879 unternimmt Alfred Brehm eine zweite Spanienreise zusammen mit Kronprinz Rudolf. Alfred Brehm absolvierte in den Jahren 1883 und 1884 eine Vortragsreise in Nordamerika.

Im Sommer 1884 übersiedelt Alfred Brehm nach Renthendorf und stirbt dort am 11. November 1884.

Alfred Brehms bedeutendste Werke:

1855     Reiseskizzen aus Nordostafrika
1861     Das Leben der Vögel
1863     Ergebnisse einer Reise nach Habesch Die Tiere des Waldes, Band I
1864     Die Wirbeltiere des Waldes
1864 - 1869 Illustriertes Tierleben, eine allgemeine Kunde des Tierreichs
1865     Bilder und Skizzen aus der Tierwelt im Zoologischen Garten zu Hamburg
1866     Meine Stellung zum Zoologischen Garten in Hamburgund meine Entlassung
1869     Führer durch das Berliner Aquarium
1872 - 1876 Gefangene Vögel
1876 - 1879 Tierleben, Allgemeine Kunde des Tierreichs (10 Bände)
       
Alfred Edmund Brehm (Tiervater)         Christoph Ludwig Brehm ( Vogelpastor)
Alfred Edmund Brehm
(Tiervater) (links)
Christoph Ludwig Brehm
( Vogelpastor) 
Brehm Gedenkstätte       Zimmer in der Gedenkstätte
 
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