Otto Worms

• 15.01.1913 Gera
† 12.03.1943 Hermsdorf

Otto Worms wurde als Sohn eines Webers geboren, er wuchs in Hermsdorf auf. Nach seinem Schulabschluss erlernte er den Beruf eines Schlossers, arbeitete jedoch nach seiner Lehrausbildung in der Schleiferei der damaligen HESCHO als Feinschleifer.

Die HESCHO war vor und im 2. Weltkrieg ein Rüstungsbetrieb. Man musste Ersatz für die an die Front geschickten Arbeiter beschaffen. Dies erfolgte zunächst mit Hilfe von "Dienstverpflichtungen" von Werktätigen aus weniger wichtigen Betrieben der weiteren Umgebung von Hermsdorf. Unter ihnen waren ehemalige Arbeitersportler, aktive Gewerkschaftler, Sozialdemokraten und Kommunisten. Sie lernten sich in den verschiedenen Abteilungen kennen. Nach und nach fanden sich in den einzelnen Abteilungen unter Führung von Mitgliedern der KPD Widerstandsgruppen zusammen:

  • in der Feinschleiferei - Rudi Scheffler, Otto Worms
  • in der Porzellanschleiferei - Walter Bärwolf und
  • in der Schlosserei - Richard Bergner.

Neben diesen Antifaschisten, die von Otto Worms, Rudi Scheffler, Walter Bärwolf und Richard Bergner geleitet wurden, sollten sich weitere Arbeiter zu aktiver Tätigkeit zur Verfügung halten. Die erste organisierte Tätigkeit der Widerstandsgruppe wurde in der Feinschleiferei spürbar. Sie versuchten die Rüstungsindustrie zu hemmen. Diese Möglichkeit, eine "arbeite - langsam - Bewegung" einzubeziehen, konnte verwirklicht werden.

Otto Worms und die Mitglieder der antifaschistischen Widerstandsgruppe entfalteten eine umfassende Tätigkeit um vor allem den sowjetischen und polnischen Zwangsarbeitern zu helfen. Sie organisierten zusätzliche Lebensmittel und versuchten, das Vertrauen der Zwangsarbeiter zu gewinnen.
Alle Mitglieder der Widerstandsgruppe versuchten illegale Verbindungen mit anderen Nationen zu schaffen. So erhielt Otto Worms den Auftrag, Verbindung mit den sowjetischen Zwangsarbeitern zu halten. Diese Kontakte sollten in erster Linie dazu beitragen, die "arbeite – langsam - Bewegung" zu verbreiten. So lernte Otto Worms unter den sowjetischen Arbeitern Naum Spektor, der unter falschem Namen als Nikolay Nitschemenko in der HESCHO arbeitete, kennen.

Eines Tages deckte die Gestapo auf, dass Nikolay Nitschemenko ein Deckname für den Juden Naum Spektor ist. Anfang März 1943 verhalf Otto Worms Naum Spektor, nach einer Unterredung mit Rudi Scheffler zur Flucht. Er kleidete ihn in seiner Wohnung ein, gab ihm Karten, Fahrrad und Kompass. Naum Spektor gelang es so aus Hermsdorf zu fliehen. Leider ist über die genauen Umstände diese Flucht nichts bekannt. Ebenso unbekannt ist, wie er nach Hermsdorf kam.
1967 war er bei der Einweihung der Kindergartens "Otto Worms" nochmal in Hermsdorf.

Otto Worms
 
Festnahmeprotokoll
Mitteilung des Lohnbüros an den Direktor Petzsch, über die Festnahmen vom:
09.04.1943

Bärwolf, Walter
Degethoff, Heinrich
Trömmler, Walter
sowie 2 Ostarbeiter und 3 Ostarbeiterinnen

19.04.1943 Bergner, Richard
Knappe, Walter
Tischendorf, Willi
Trömmler, Walter
sowie 18 Ostarbeiter und 2 Ostarbeiterinnen
Sie sollen angeblich in der Baracke gegenüber der Schleiferei schwer misshandelt worden sein.

Otto Worms wurde bereits am 11.03.1943 verhaftet. Zu DDR Zeiten wurde immer behauptet, er sei in der darauf folgenden Nacht von den Gestaposchergen erschlagen worden. Andere Aussagen gibt es, wonach er in der Haft erhängt wurde und wieder andere, er hätte sich das Leben genommen. Für keine dieser Aussagen gibt es schlüssige Belege oder Dokumente. Ebenso gibt es keine Belege dafür, ob und wenn ja wer ihn damals verraten und angezeigt hatte.

 
Die Verhaftung Otto Worms erfolgte im Zusammenhang mit der gelungenen Flucht von Naum Spektor und wegen seiner Beteiligung an der Planung (Aktion 20.02.1943) zur Sprengung des Kraftwerkes der Hescho. Dies wurden auch allen anderen festgenommen (siehe oben) vorgeworfen.
Soweit bekannt ist erfolgten über eine "Planung" keine weiteren Maßnahmen zur Sprengung des Kraftwerkes. Es gibt auch keine weiteren Hinweise über Todesfälle oder Inhaftierungen, auch keine Veränderungen bei den Ostarbeitern.
 
Straßenverzeichnis
Während die Stadt Hermsdorf ihre im Jahr 1967 eröffnete Städtische Kindereinrichtung
"Otto Worms" am 17.06.2003 in "Pfiffikus" umbenennen lies - die angegebenen Begründungen
reichten von "nicht zeitgemäß" bis "für die Kinder unverständlich" - besteht in Gera
noch heute die am 03.05.1978 nach Worms benannte Straße.




Brigade "Otto Worms" Brennerei
1958 Keramische Werke Hermsdorf

Brigade "Otto Worms" Brennerei
1958 Keramische Werke Hermsdorf

Brigade "Otto Worms" Brennerei
1971 Keramische Werke Hermsdorf
Untere Reihe von links:
Kurt Kramuschke - ?? – Horst Hundertmark – Gerhard Herbst – Martha Strugale – Else Sprenger
Zweite Reihe von links:
?? – Georg Seifert – Rudolf Wagner
Dritte Reihe von links:
Walter Hermann – Alfred Zimmermann
Obere Reihe von links:
Heinz Mönch – Helmut Bernhard


Brigade "Otto Worms" Brennerei
1971 Keramische Werke Hermsdorf
Untere Reihe von links:
Alfred Zimmermann - ?? - Walter Hermann – Gerhard Herbst – Martha Strugale
Zweite Reihe von links:
Georg Seifert – Horst Hundertmark – Else Sprenger
Obere Reihe von links:
Helmut Bernhard - Rudolf Wagner - Kurt Kramuschke - Heinz Mönch - ??