Prof. Dr. Ing. Dr. Ing. e.h. Erwin Marx

•15.01.1893 Mautitz bei Riesa; † 11.01.1980 Braunschweig

Prof. Dr. Ing. Dr. Ing. e.h. Erwin Marx

 

 

Erwin Marx wurde im Jahre 1923 Leiter des zentralen elektrotechnischen Versuchsfeldes, im damals größten Betrieb, der Hermsdorf-Schomburg-Isolatoren GmbH [Hescho], Werk Hermsdorf Thüringen, später Keramische Werke Hermsdorf [KWH]. Dort beschäftigte man sich mit der Untersuchung des Verhaltens von Isolatoren bei kurzzeitig auftretenden Überspannungen, wie sie infolge Gewitter, Schaltvorgängen oder Erdschlüssen häufig auftraten und oft die Isolatoren zerstörten.
Diese Laboruntersuchungen erlangten bald internationale Bedeutung.

Die von Erwin Marx entwickelte Vervielfachungsschaltung zur Erzeugung fast beliebig hoher Stoßimpulsspannungen setzte sich rasch weltweit durch und wird noch heute angewendet. Sie wurde später nach ihm als „Marx - Generator“ benannt. Seine Untersuchungen zur Betriebssicherheit der Isolatoren machten ihn in Fachkreisen so rasch bekannt, dass er bereits 1925 an die Technische Hochschule [heute Universität] Braunschweig auf den Lehrstuhl für „Theoretische Elektrotechnik, elektrische Messkunde und Hochspannungstechnik“ berufen wurde, den er bis zu seiner Emeritierung inne hatte.

In Braunschweig war er einer der bedeutenden Forschungsingenieure. Er hatte Forschung und Entwicklung, auf dem Gebiet der elektrischen Energieübertragung auf weite Entfernungen, zwischen 1918 und 1950 betrieben.

Der VDE Bezirksverein Braunschweig verleiht jährlich als Stiftung den „Erwin-Marx-Preis“ an erfolgreiche Absolventen der TU Braunschweig und/oder der FH Braunschweig / Wolfenbüttel.
Mit der Energieübertragung von Lauffen nach Frankfurt am Main 1891 gelang der Nachweis, dass hoch gespannter Drehstrom für den Stromtransport geeignet ist. Die Errichtung von Verbundsystemen bis zum 1. Weltkrieg führte jedoch zu der Erkenntnis, dass Übertragungen oberhalb von 100 km mit Drehstrom nicht ohne weiteres möglich waren. So wurde nach 1918 verstärkt nach Alternativen gesucht. Dank einer neuen Stromrichtertechnik, die Erwin Marx, Professor an der TH Braunschweig, seit Anfang der 1930er Jahre entwickelt hatte, schien die Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung die Lösung zu bieten. Als es Marx aber trotz vielfältiger Bemühungen nicht gelang, die technischen Detailprobleme zu lösen, rückten die großen Industriefirmen von seinem Konzept wieder ab. Trotzdem konnte er sein Forschungsprogramm - Dank der Rückendeckung aus dem Reichsluftfahrtministerium - bis Kriegsende fortführen. Die Luftwaffe hatte sich von der Verwendung unterirdischer Gleichstromkabel den Schutz der Stromversorgung vor Bombenangriffen versprochen. Durch eine Fernleitung erhoffte man sich von Seiten der NS-Führung außerdem die Nutzung der gewaltigen norwegischen Wasserkräfte, um die Stromversorgung der Rüstungsproduktion zu gewährleisten.
Nach 1945 verlor Marx aufgrund seiner politischen Verquickungen während des Dritten Reiches seine Professur, wurde aber schließlich wieder in Amt und Würden eingesetzt. Wenn auch die Elektrotechnik über Marx' Stromrichter hinwegging, etablierte sich die Gleichstromübertragung doch z. B. für Meeresdurchquerungen.