Otto Aßmann - Entwickler von Hescho-Pressautomaten

 (C) Friedmar Kerbe
* 09.10.1904 Ückermünde / Pommern
† 19.06.1971 Kochel
Otto Aßmann
 
In Würdigung des Entwicklers von Hescho-Pressautomaten

Noch erinnern sich einige frühere Angehörige der Hescho an jenen eigenwilligen, enorm kreativen Konstrukteur und Maschinenbauer, dessen Pressautomaten zum Inbegriff in der Pulvermetallurgie und Keramik geworden sind. Wer war Otto Aßmann, dessen 100. Geburtstag zum historischen Rückblick veranlasst?
Der am 09.10.1904 in Ückermünde / Pommern Geborene war nach einem Maschinenbau-Studium in Wismar ab 1928 in verschiedenen Fabriken des Kahla-Konzerns tätig, so in den Porzellanfabriken Arzberg, Freiberg und Kahla, wo er für die maschinentechnische Ausrüstung zuständig war. Von etwa 1934 bis 1945 war er Leiter der Maschinen- und Konstruktionsabteilung in der Hescho in Hermsdorf / Thüringen.
Der unter Aßmanns Leitung bis Ende der 1930er Jahre erreichte Stand in der Entwicklung der Presstechnik und des Matrizenbaus [1] -es wurden z.B. formschwierige Röhrensockel aus Steatit mit einheitlicher Dichteverteilung gepresst- veranlasste 1941 das Heereswaffenamt, die Hescho in die damalige Arbeitsgemeinschaft "Herstellung gesinterter Waffenteile, auch komplizierter Art" einzubeziehen. Man hatte an zentraler Stelle erkannt, dass die Hescho der geeignete Ort für die Weiterentwicklung dieser Presstechnik war, gründete unter Hermann Silbereisen eine Versuchsanstalt und beorderte Ingenieure, Konstrukteure und Werkzeugmacher nach Hermsdorf. Außerdem bildete die Hescho die Werkzeugkonstrukteure der Arbeitsgemeinschaft aus und baute und erprobte neue Werkzeuge. Mit dem Einsatz der Hescho-Pressautomaten in der Pulvermetallurgie wurde damit in Deutschland die moderne Sinterstahlfertigung begründet
Otto Aßmanns Wirken in Hermsdorf wurde nach 1945 durch einige Monate verordneter Tätigkeit als Waldarbeiter unterbrochen, konnte aber dann auch im SAG-Betrieb Werk Hescho-Kahla fortgesetzt werden. Jedoch einer drohenden Verpflichtung nach Moskau entzog er sich, indem er sich samt Familie nach Selb in Bayern absetzte. Nach 2-jähriger Tätigkeit zum Aufbau einer Maschinenfabrik im indischen Bombay arbeitete er freiberuflich in Selb, u. a. auch in der Porzellanfabrik Schönwald an der Verbesserung von Schleifmaschinen für Haushaltsgeschirr. In diese Zeit fiel auch seine Kontaktaufnahme mit der Firma Dorst-Keramikmaschinen-Bau, Kochel am See/Bayern, der er seine Pressautomaten-Entwicklung vorstellte; schließlich waren davon zwei Maschinen aus Hescho-Zeit im Westen zum Einsatz in der Pulvermetallurgie gelandet.
Anfang der 1960er Jahre wirkte sich die Entwicklung der Oxidkeramik, insbesondere der Ferrite, sehr stimulierend auf die Entwicklung von Hochleistungs-Pressautomaten aus. Die sich intensivierende Zusammenarbeit mit der Firma Dorst veranlasste Aßmann 1958 mit Familie und seinem Ingenieurbüro nach Kochel überzusiedeln. Dort bildete er auch Konstrukteure von Dorst aus, war aber selbst nie Firmenangehöriger. Resultierend aus dieser Zusammenarbeit entstanden bei der Firma Dorst in den Folgejahren Hochleistungs-Pressautomaten [2] der Typenreihe TPA mit maximalen Presskräften von 2 bis 300 t, die weltweit für Metall-, Graphit- und Kohlepulver sowie in der Keramtechnologie im Einsatz sind.
Otto Aßmann verstarb am 19.06.1971 und fand auf dem Alten Friedhof in Kochel seine letzte Ruhestätte. 1983, als Hermann Silbereisen [3], Fa. Mannesmann, als Skaupy-Preisträger zur Jahrestagung der Pulvermetallurgen in Bad Nauheim geehrt wurde, betonte er in seinem Vortrag "Zur Geschichte der Sinterstahlfertigung in Deutschland", dass " ... letztlich in der Hescho auch die Prototypen der mechanischen und hydraulischen Pressen geschaffen wurden, aus denen dann später die Dorst-, Werner und Pfleiderer-, Bussmann-Pressen wie auch die vielen Abwandlungen entstanden". Dem gilt es anzufügen, dass auch im Betrieb Sondermaschinenbau Leipzig-Engelsdorf des Kombinats Keramische Werke Hermsdorf die Pressautomaten "System Assmann" weiterentwickelt und vielerorts in der technischen Keramik und Pulvermetallurgie zum Einsatz kamen.
Der Autor dankt der Tochter a. Aßmanns, Frau Gisela Rombusch in Heilbronn, für die freundliche Bereitstellung von Dokumenten über ihren Vater sowie den Herren Ruprecht Schoemann und Harald Märker, ehemals Fa. Dorst, für sachdienliche Diskussionen.