In Würdigung
des Entwicklers von Hescho-Pressautomaten
Noch erinnern sich einige frühere Angehörige
der Hescho an jenen eigenwilligen, enorm kreativen Konstrukteur und Maschinenbauer,
dessen Pressautomaten zum Inbegriff in der Pulvermetallurgie und Keramik
geworden sind. Wer war Otto Aßmann, dessen 100. Geburtstag zum historischen
Rückblick veranlasst?
Der am 09.10.1904 in Ückermünde / Pommern Geborene war nach
einem Maschinenbau-Studium in Wismar ab 1928 in verschiedenen Fabriken
des Kahla-Konzerns tätig, so in den Porzellanfabriken Arzberg, Freiberg
und Kahla, wo er für die maschinentechnische Ausrüstung zuständig
war. Von etwa 1934 bis 1945 war er Leiter der Maschinen- und Konstruktionsabteilung
in der Hescho in Hermsdorf / Thüringen.
Der unter Aßmanns Leitung bis Ende der 1930er Jahre erreichte Stand
in der Entwicklung der Presstechnik und des Matrizenbaus [1] -es wurden
z.B. formschwierige Röhrensockel aus Steatit mit einheitlicher Dichteverteilung
gepresst- veranlasste 1941 das Heereswaffenamt, die Hescho in die damalige
Arbeitsgemeinschaft "Herstellung gesinterter Waffenteile, auch komplizierter
Art" einzubeziehen. Man hatte an zentraler Stelle erkannt, dass die
Hescho der geeignete Ort für die Weiterentwicklung dieser Presstechnik
war, gründete unter Hermann Silbereisen eine Versuchsanstalt und
beorderte Ingenieure, Konstrukteure und Werkzeugmacher nach Hermsdorf.
Außerdem bildete die Hescho die Werkzeugkonstrukteure der Arbeitsgemeinschaft
aus und baute und erprobte neue Werkzeuge. Mit dem Einsatz der Hescho-Pressautomaten
in der Pulvermetallurgie wurde damit in Deutschland die moderne Sinterstahlfertigung
begründet
Otto Aßmanns Wirken in Hermsdorf wurde nach 1945 durch einige Monate
verordneter Tätigkeit als Waldarbeiter unterbrochen, konnte aber
dann auch im SAG-Betrieb Werk Hescho-Kahla fortgesetzt werden. Jedoch
einer drohenden Verpflichtung nach Moskau entzog er sich, indem er sich
samt Familie nach Selb in Bayern absetzte. Nach 2-jähriger Tätigkeit
zum Aufbau einer Maschinenfabrik im indischen Bombay arbeitete er freiberuflich
in Selb, u. a. auch in der Porzellanfabrik Schönwald an der Verbesserung
von Schleifmaschinen für Haushaltsgeschirr. In diese Zeit fiel auch
seine Kontaktaufnahme mit der Firma Dorst-Keramikmaschinen-Bau, Kochel
am See/Bayern, der er seine Pressautomaten-Entwicklung vorstellte; schließlich
waren davon zwei Maschinen aus Hescho-Zeit im Westen zum Einsatz in der
Pulvermetallurgie gelandet.
Anfang der 1960er Jahre wirkte sich die Entwicklung der Oxidkeramik, insbesondere
der Ferrite, sehr stimulierend auf die Entwicklung von Hochleistungs-Pressautomaten
aus. Die sich intensivierende Zusammenarbeit mit der Firma Dorst veranlasste
Aßmann 1958 mit Familie und seinem Ingenieurbüro nach Kochel
überzusiedeln. Dort bildete er auch Konstrukteure von Dorst aus,
war aber selbst nie Firmenangehöriger. Resultierend aus dieser Zusammenarbeit
entstanden bei der Firma Dorst in den Folgejahren Hochleistungs-Pressautomaten
[2] der Typenreihe TPA mit maximalen Presskräften von 2 bis 300 t,
die weltweit für Metall-, Graphit- und Kohlepulver sowie in der Keramtechnologie
im Einsatz sind.
Otto Aßmann verstarb am 19.06.1971 und fand auf dem Alten Friedhof
in Kochel seine letzte Ruhestätte. 1983, als Hermann Silbereisen
[3], Fa. Mannesmann, als Skaupy-Preisträger zur Jahrestagung der
Pulvermetallurgen in Bad Nauheim geehrt wurde, betonte er in seinem Vortrag
"Zur Geschichte der Sinterstahlfertigung in Deutschland", dass
" ... letztlich in der Hescho auch die Prototypen der mechanischen
und hydraulischen Pressen geschaffen wurden, aus denen dann später
die Dorst-, Werner und Pfleiderer-, Bussmann-Pressen wie auch die vielen
Abwandlungen entstanden". Dem gilt es anzufügen, dass auch im
Betrieb Sondermaschinenbau Leipzig-Engelsdorf des Kombinats Keramische
Werke Hermsdorf die Pressautomaten "System Assmann" weiterentwickelt
und vielerorts in der technischen Keramik und Pulvermetallurgie zum Einsatz
kamen.
Der Autor dankt der Tochter a. Aßmanns, Frau Gisela Rombusch in
Heilbronn, für die freundliche Bereitstellung von Dokumenten über
ihren Vater sowie den Herren Ruprecht Schoemann und Harald Märker,
ehemals Fa. Dorst, für sachdienliche Diskussionen.
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