Werner Peuckert - Mundartforscher, Bodendenkmalpfleger, Auror, Numismatiker

* 25.10.1903 Hermsdorf
† 15.12.1989 Hermsdorf
Werner Peuckert - Mundartforscher, Bodendenkmalpfleger, Numismatiker

Werner Peuckert wurde am 25.10.1903 in Hermsdorf geboren. Sein Vater Hermann Peuckert war Fleischermeister, seine Mutter Wilhelmine Peuckert half in der Fleischerei und versorgte 10 Kinder, von denen vier Fleischer wurden. Hermann Peuckert führte das Geschäft bis ca. 1924, übergab es dann an seinen Sohn Albin Peuckert. Dieser musste nach zwei Jahren aufgeben und es kamen dann zwei fremde Pächter in das Geschäft.
Werner besuchte die Schule in Hermsdorf von 1910 bis 1918.


Im Anschluss folgte 1918 bis 1920 die Lehre als Fleischer. Wie damals üblich ging er 1921 auf die Wanderschaft und arbeitete im Ruhrgebiet. Von 1922 bis 1923 folgten zwei Jahre bei der Thüringer Landespolizei, dann Fleischergeselle in Leipzig und anschließend in der Wurstfabrik Kraftsdorf. Die Inflation (1914 bis 1923) fiel in diese schwere Zeit und wurde gemeistert.

Werner Peuckert
Werner Peuckert mit Kindern

Werner Peuckert

Im Jahr 1931 übernahm er die Fleischerei vom Vater Hermann Peuckert in der Eisenberger Straße. 1935 baute dieser ein Kühlhaus ein und das Geschäft hatte Fortbestand bis 1940. In diesem Jahr musste er zur Wehrmacht und kam ab 1944 in amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1946 nach Hause entlassen wurde. Das Geschäft war in diesen Jahren geschlossen.

Am 04.09.1945, bei den schwersten Bombenangriffen auf Hermsdorf, wurde auch das Wohn- und Geschäftshaus getroffen und brannte vollständig aus. Seine Frau Senta war allein zu Hause und überlebte. Nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft widmete er seine ganze Kraft dem Wiederaufbau des zerbombten Hauses und des Geschäftes.

Bis 1961 war Werner Peuckert Inhaber der Fleischerei, dann erfolgte die Geschäftsübergabe an seinen Sohn Ottomar Peuckert. Werner arbeitete aber noch eine Zeit weiter mit im Geschäft.

Bereits während seiner Tätigkeit als selbstständiger Fleischer, aber insbesondere danach, beschäftigte sich Werner Peuckert mit Numismatik (Münzkunde) und war Gründer der Ortsgruppe Hermsdorf und ein anerkannter Fachmann.

Als ehrenamtlicher Bodendenkmalspfleger entdeckte er im Thüringer Holzland eine Reihe von Wüstungen, so zum Beispiel Gebäudereste im Teufelstal, die Wüstungen „Bleifeld“, „Oberndorf“ und andere.

Dazu gehört auch die Entdeckung der Reste des Pechofens bei Schleifreisen. Dieser wurde in der Folge durch den Kulturverein Schleifreisen als Modell ab 1975 wieder aufgebaut und am 24.06.1978 feierlich der Öffentlichkeit übergeben.

Für seine Verdienste wurde er 1977, 1978 und 1983 mit den Ehrennadeln in Bronze, Silber und Gold des Kulturbundes ausgezeichnet.

 
Werner Peuckert mit Frau Senta am 24.06.1978 zur Eröffnung des Pechofens.
Werner Peuckert mit Frau Senta am 24.06.1978 zur Eröffnung des Pechofens.
Pechofen Galerie und Geschichte

Schon von Jugend an betrieb er intensiv Mundartforschung und arbeitete später u.a. eng mit dem Friedrich Schiller Universität Jena, Institut für Mundartforschung, zusammen. Bei seinen Forschungen sammelte er gleichzeitig Geschichten aus dem Thüringer Holzland. Lange bevor er diese Geschichten in einem ersten Buch veröffentlichte, erzählte er diese bei verschiedenen Gelegenheiten immer wieder. Natürlich in Mundart. Erste Zuhörer waren seine Kinder, denen er diese als „Gute Nacht Geschichte“ zelebrierte.

Wanderfreunde unter Paul Heinecke aus Eisenberg kamen ebenfalls in den Genuss. Übrigens veröffentlichte Paul Heinecke 1983 in seinem Eigenverlag den Band „Erzähltes und Verbrieftes, Aus Geschichte und Sage im Raum Eisenberg“.

Werner Peuckert entschloss sich, seine gesammelten Geschichten in einem Buch zu veröffentlichen. Dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen war in der vergangenen DDR ein schwieriges und aufwendiges Unterfangen, kosteten Zeit und Nerven. Genehmigungen mussten beschafft werden, politischer Art - nicht alle gesammelten Aufzeichnungen passten in den Kram der Obrigkeit. Genehmigungen für das Papier zum Druck waren ebenfalls erforderlich. Letztlich wurde die Anzahl der geplanten Exemplare reduziert und weniger gedruckt.

Werner Peuckert hatte seine Geschichten alle handschriftlich aufgezeichnet, fast ausschließlich in Sütterlin. So machte er sich daran, alle Geschichten mit einer Schreibmaschine im 1-Finger-Suchsystem abzutippen. Es folgten Korrekturlesungen und Weiteres.

Letztlich war es dann soweit. Es erfolgte die Veröffentlichung im Rahmen einer Schriftenreihe des Stadtmuseums Jena. 1975 veröffentlichte Werner Peuckert dieses erste Buch.

 
Die Aufzeichnungen seiner gesammelten Holzlandgeschichten in Mundart veröffentlichte Werner Peuckert 1975 in seinem Buch.
Die Aufzeichnungen seiner gesammelten Holzlandgeschichten in Mundart
veröffentlichte Werner Peuckert 1975 in seinem Buch.

Volkswacht Dezember 1975
Presseartikel zu Werner Peuckert aus der Volkswacht vom Dezember 1975
 
Ausführungen Werner Peuckerts: Die Hermsdorfer Sage und die Steinkreuze
 

Das Thüringer Holzland und besonders Hermsdorf hat Werner Peuckert, der am 15.12.1989 verstarb, viel zu verdanken. Mit seinen Forschungsergebnissen und Geschichten lebt er heute in unserer Erinnerung weiter. Bis zu seinem Tod war Werner Peuckert geistig fit. Er erlebte die Anfänge der Wende und interessierte sich für alles.

Dem Verfasser war bekannt, dass nicht alle gesammelten Geschichten veröffentlicht wurden. Enkeltochter Christine ließ sich noch nicht überzeugen eine Nachauflage zu wagen.
Um so erfreulicher der Umstand, dass es 39 Jahre nach der Erstauflage und 25 Jahre nach dem Tod von Werner Peuckert zu einer Neuauflage des Buches und zur Herausgabe bisher nicht veröffentlichter Geschichten kam. Der erste Band wurde am 02.06.2014 in der Stadtbibliothek in einer Buchlesung vorgestellt.

02.06.2014 in der Stadtbibliothek in einer Buchlesung


02.06.2014 in der Stadtbibliothek in einer Buchlesung

02.06.2014 in der Stadtbibliothek in einer Buchlesung

NEUERSCHEINUNGEN

Thüringer Holzlandgeschichten Band 1    Thüringer Holzlandgeschichten Band 2

Neuauflage des bekannten Buches aus dem Jahr 1975 von Werner Peuckert. Die Neuauflage wurde erheblich erweitert:

  • Aufnahme weiterer, bisher noch nicht veröffentlichter Geschichten.
  • Alle Geschichten wurden in Mundart, daneben in Hochdeutsch abgedruckt.
  • Zahlreiche Fotos aus der Geschichte passend zu den Texten.
  • In zwei Bänden.