Erich Dietel - Sportler, Fußballtrainer

• 21.12.1912 in Planitz / Zwickau
01.06.1991
Hermsdorf
Erich Dietel
  • Erich Dietel wurde am 21.12.1912 in Planitz / Zwickau geboren, seinVater war Schlosser im Bergbau.
  • Als kleiner Junge entschied sich Erich Dietel für den Fußball (von der elterlichen Wohnung in Planitz konnte er den großen Teil eines gegenüberliegenden Fußballplatzes einsehen).
  • Bereits mit 8 Jahren spielte er begeistert Fußball, aber auf der Straße und ohne Schuhe, hier wurden Straßenmannschaften gebildet. Während der Schulzeit verbot ihm sein Vater das Fußballspiel, da er keine Schuhe kaufen konnte.
  • 1927 aus der Schule gekommen, erlernte auf Grund Lehrstellen- / Arbeitsplatzmangels den Beruf des Spinners.
  • 1930, mit 18 Jahren, schloss er sich den Planitzer (Zwickau) Sportclub an, Planitz spielte damals in der Liga - die später Oberliga wurde.
  • Am 01.11.1930 sein erstes Spiel - Planitz gegen Zwickau, diese Mannschaften vereinten sich später zu einer (Zwickau-Planitz). In diesem Spiel schoss er als Mittelstürmer allein 3 Tore vom 5:1 Erfolg der Planitzer SC.
  • In späteren Spielen wurde er als Seitenläufer (heute Rechts- oder Linksaußen) eingesetzt, da er ein sehr ausdauernder Spieler war.
  • 1935 erreicht er sein lang erträumtes Ziel und wird in die 1.Mannschaft aufgenommen.
  • 1937 bei der Reichsbahn als Elektroschweißer.
  • 1942 die 1.Mannschaft wird Sachsenmeister.
  • 1946 begann der Verein wieder aktiv zu spielen.
  • 1948 auf Bitten des Sportclubs wird Erich Dietel Trainer und betreut die 1. und 2. Mannschaft.
  • Nachdem1948 die Beschränkung des Sportverkehrs auf Kreisebene aufgehoben wurde, ermittelten die jeweils zwei besten Mannschaften der fünf Länder im K.O.-System den Ostzonenmeister. Am 04.07.1948 besiegte die SC Planitz die SG Freiimfelde Halle mit 1:0 und wurde erster Titelträger.
  • Zur Durchführung seiner Trainertätigkeit benötigte er sehr viel Zeit, musste viele Lehrgänge besuchen. Er verzichtete auf viele andere Dinge. Als Trainer der SC Planitz kam er viel mit seiner Mannschaft in Deutschland herum, so zum Beispiel Hamburg, Stuttgart und viele andere Städte. In dieser Mannschaft spielte damals auch Günter Schneider, den das DFV-Präsidium 1974 zum Präsidenten wählte.
  • Nach einem erfolgreichen Jahr in Planitz kam ein Angebot der BSG VEB Gera Süd, welches er annahm und die Mannschaft 1949 erfolgreich in das erste Pokalspiel des Ostens (0:1 gegen Dessau) führte.
  • Im Jahr 1951 kam Erich Dietel, von Gera kommend, nach Hermsdorf. Die Mannschaft nahm sofort einen Aufschwung. Noch ehe er richtig heimisch wurde, musste er Hermsdorf auf Betreiben des damaligen Direktors Leunert wieder verlassen. Man fand in seiner inzwischen eingetroffenen Kaderakte Einträge, woraus geschlussfolgert wurde, dass er "die Jugend verdirbt". Am 08.04.1951 gewann Hermsdorf gegen Bad Klosterlausnitz 6 : 0, Erich Dietel war zu dieser Zeit schon entlassen, konnte aber für das Foto überredet werden. Gegen die Entscheidung wollten die Fußballer streiken, was ihnen damals sicher schlecht bekommen wäre.
  • Nach zwei Jahren ging Erich Dietel wieder nach Zwickau und trainierte dort einige Zeit die BSG „Motor“ Zwickau.
  • 1954 erreichte diese Mannschaft das FDGB - Pokal Endspiel gegen Frankfurt/Oder. Bei einem großen Turnier in Berlin stellte er eine Auswahlmannschaft auf und gewann gegen Prag und eine brasilianische Mannschaft, diese Mannschaft wurde Turniersieger. Der Siegerpreis war eine 14 tägige Reise nach Rumänien. Auf dieser Reise wurden 3 Spiele ausgetragen. Es war die erste große Reise seiner Mannschaft.
  • Einige Zeit später beschäftigte er sich speziell mit dem trainieren von Torhütern.
  • In den Jahren danach trainierte er viele verschiedene Mannschaften, so Dresden (11 / 1954 als Co-Trainer neben Hans Sieger), Weimar, Rostock (02.05.-14.10.1956) und Leipzig (1966) u.a.
  • Bei den Eisenbahnermeisterschaften wurde er mit seiner damaligen Mannschaft Meister.
  • Während einer Reise durch die damalige Sowjetunion bestritt seine Mannschaft drei schwere Spiele in Taschkent, Baku und Rostow.
  • Am 01.06.1966 kam Erich Dietel von Leipzig nach Hermsdorf, hier wollte er sich eigentlich zur Ruhe setzen.
  • 1970 / 71 war die BSG Hermsdorf Bezirksmeister im damaligen Bezirk Gera.
  • Nachdem er sich 1973 als aktiver Trainer endgültig zur Ruhe gesetzt hatte, blieb er dem Hermsdorfer Fußball als ständiger Gast und noch 10 Jahre als Organisator im Sportbüro weiter treu und dachte an seine eigenen Vorbilder und Trainer zurück, dies waren zum Beispiel Wilhelm Texter (Wien), Bernhard Kellerhof (Frankfurt), Kurt Schmitt (Dortmund) oder Herr Flink aus Gräfeld.
  • Am 01.06.1991, auf den Tag genau 25 Jahre nach seinem Zug nach Hermsdorf, verstarb Erich Dietel 79 jährig in Hermsdorf.
 
Programm Heft 1 1970 (Auszug)
 
OTZ vom 21.06.1991
Artikel aus der Ostthüringer Zeitung vom 21.06.1991 - Autor: Hans-Joachim Gräfe (Text siehe unten)
Zwei Pioniere traten von der Bühne des Sports ab
Für den SV Hermsdorf bleiben Arno Bauer und Erich Dietel unvergessen

Mit Arno Bauer und Erich Dietel verlor der SV Hermsdorf innerhalb von nur drei Wochen zwei Leitbilder seiner Fußballabteilung, die nach dem Zusammenbruch 1945 zu jenen zählten, die als wahrhaftige „Pioniere der ersten Stunde” bereit waren, das sportliche Leben in unserem Lande wieder in Gang zu bringen.
Arno Bauer hatte sich der „schwarzen Zunft” der Schiedsrichter verschrieben, die ja bekanntlich Idealismus in einem besonders hohen Maße erfordert. über die Grenzen unseres Bezirkes hinaus brachte er es bis zum Oberliga-Einsatz.
Doch nicht nur das Pfeifen schlechthin war sein Metier. Als Nestor des Schiri-Wesens im Thüringer Raum fungierte er über viele Jahre als Vorsitzender der Schiedsrommission im Bezirksfachausschuss Fußball und zugleich als Schiri-Ansetzer, eine Tätigkeit, deren immenser Zeitaufwand der Außenstehende nur ahnen kann. Ungezählt bleiben seine kurzfristigen Einsätze, bei denen er zu jeder „Tages- und Nachtzeit“ für einen nicht angereisten Kollegen oder bei Umdisponierungen einzuspringen bereit war - immer eine Selbstverständlichkeit für Arno Bauer! Noch in diesem Frühjahr leitete der inzwischen 77jährige in Vertretung, aber mit Bravour, ein Punktspiel der Bezirksliga-Knaben.
Seine ganz besondere Zuneigung galt den Nachwuchs-Fußballern bis herab zu den Allerjüngsten. Als Leiter des Trainingszentrums unseres Kreises. koordinierte er von 1973 - 1989 deren Ausbildung und hatte so mit nicht unbeträchtlichen Anteil an den Erfolgen der Hermsdorfer Nachwuchsmannschaften. Dass . er neben diesen zentralen Aufgaben bereit war, schon im Rentenalter stehend, auch noch für einige Jahre die damalige Funktion des Sektionsleiters in Hermsdorf zu übernehmen, kennzeichnet den rastlosen Kämpfer für seinen geliebten Sport.
In den Reihen des ersten Fußballmeisters der damaligen Ostzone, der SG Planitz, stand 1948 auch Erich Dietel. Sein persönliches Ziel, nun als Trainer die berühmte Zwickau-Planitzer Fußballschule in unserem Lande zu lehren, hielt schon 1949 einen unerwarteten Erfolg bereit: Er führte die Geraer als Außenseiter in das erste Pokalendspiel des Ostens und verstärkte diese Mannschaft dann u. a. mit Talenten wie Manfred Kaiser und Bringfried Müller, deren Karrieren hier ihren Anfang nahmen. Dass es den damaligen Verantwortlichen in Hermsdorf gelang, Erich Dietel 1951 für die seinerzeitige BSG Chemie zu verpflichten, spricht für deren Sachkenntnis und Engagement. Doch die Freude währte nur kurz, als „politisch nicht tragbar” wurde Dietel, trotz anerkannt hoher Fachkompetenz, schnell wieder abgeschoben. Nicht auszudenken, welchen Aufschwung der Hermsdorfer Fußball schon in den 50er Jahren genommen hätte, das 4:1 im Pokal gegen DS-Ligist Großräschen mag ihn nur andeuten!
Über Stationen wie Zwickau, Weimar, Dresden (Rotation), Rostock und Lok Leipzig führte Erich Dietels Weg 1966 wieder nach Hermsdorf. Hier setzte er neue Maßstäbe, baute eine Mannschaft auf, die nicht nur 1969 den ersten Bezirksmeistertitel mit Riesenvorsprung erspielte, sondern auch als Gruppensieger der Aufstiegsrunde das gesamte Umfeld faszinierte. Diese Spiele haften in der Erinnerung, angefangen vom 1:0 gegen Nordhausen vor 3600 Zuschauern bis zum Finale in Werdau, wo die in 11 Sonderbussen angereisten Hermsdorfer Fans den Schlusspfiff von WM - Referee Glöckner mehr als bejubeln durften. Erich Dietel hatte Wort gehalten, seine Mannschaft in nur drei Jahren mit ausgefeilter Strategie und eiserner Disziplin in die zweithöchste Spielklasse geführt. Was mag in ihm vorgegangen sein, als am 7. 9. 1959 nahezu 8500 Besucher aus ganz Ostthüringen die Werner-Seelenbinder-Sportstätte überfluteten, um das Ligaspiel gegen Wismut Gera (1:2) mitzuerleben, der Liganeuling wenige Wochen später ausgerechnet beim haushohen Favoriten Lok Leipzig ein kaum zu glaubendes 2:2 erreichte? Der Leistungssprung der Dietel-Ara sollte noch über 10 Jahre anhalten, er brachte für Hermsdorf und die Region eine Vielzahl von Auswahl- und internationalen Spielen. Bei den Akteuren jener Zeit, den vielen Freunden und den Anhängern des runden Leders bleiben beide Fußball-Pioniere unvergessen. Arno Bauer und Erich Dietel haben sich um den Fußballsport verdient gemacht. H.-J. Gräfe

 
01.11.1938 Planitzer Sportgemeinschaft, von links - Herbert Seltmann, Karl Marx, Helmut Schubert, Erwin Dörr, Rudolf Heyne, Erich Dietel, Herbert Weigel, Karl Schlösser, Fritz Stemmler, Erich Merkel, Karl Dittes
01.11.1938 Planitzer Sportclub
von links - Herbert Seltmann, Karl Marx, Helmut Schubert, Erwin Dörr, Rudolf Heyne, Erich Dietel, Herbert Weigel, Karl Schlösser,
Fritz Stemmler, Erich Merkel, Karl Dittes
Sportgemeinschaft Planitz - 1. Mannschaft
Planitzer SC, etwa 1940/41,
Stehend v. links - Karl Flink (Trainer), Fritz Müller (zivil), Karl Dittes, Herbert Seltmann, Erich Tautenhahn, Max Hofsommer, Rudolf Heyne, Erich Dietel,
Curt Dittes (Funktionär) Hockend v. links - Günther Schneider ?, Rudolf Voigtmann, Hanno Breitenstein, Hans Beyer, Walther Fröhlich.
Sportgemeinschaft Planitz wurde 1942 Sachsenmeister
Dresdner und Planitzer Spieler gemeinsam auf dem Dresdner Ostra-Gehege (Heinz-Steyer-Stadion)
nach dem vorentscheidenenden Auswärtssieg der Planitzer um die Sachsenmeisterschaft 1942.
Neben Dietel sind noch Helmut Schön (rechts von ihm, 1974 Weltmeister mit der BRD)
und Richard Hofmann (mit verschränkten Armen in der Bildmitte, beide DSC) zu sehen.
Volkswacht vom 27.12.1977
BSG Motor Zwickau

Erich Dietel Trainer BSG Motor Zwickau - hier 1951 in der Oberliga.
Erich Dietel 1954 (rechts)
Erich Dietel 1954 (rechts)
BSG "Motor" Hermsdorf 1969
BSG "Motor" Hermsdorf 1969
01 = Rainer Burgold
02 = Peter Bürger
03 = Günter Kämnitz
04 = Jürgen Fiedler
05 = Bernd Wasner
06 = Erich Dietel
07 = Hans Henkel
08 = Kurt Lauterbach
09 = Günter Opitz
10 = Gerd Möller
11 = Jürgen Schaller
12 = Günter Rohn
13 = Siegfried Amler
BSG "Motor" Hermsdorf 1970/71
BSG Motor Hermsdorf Bezierksmeister 1970/71
Erich Dietel ganz rechts.
Von links: Günter Schimmel - Erich Dietel - Manfred Grimm
Von links: Günter Schimmel - Erich Dietel - Manfred Grimm
BSG "Motor" Hermsdorf 1972