Aus dem Tagebuch von Rolf Hädrich

 

02.04.1945 [Montag]

Eine nette Osterüberraschung, die Muna [1] wird gesprengt.
Überall Entsetzen. Ein Packen von Koffern hebt an.

Die Bilder von den Wänden, Glas und Porzellan in den Keller.

Die Amerikaner stehen vor Eisenach und Fulda.

Um 13.00 Uhr muss Jahrgang 1928 - 1929 fort nach Jena zur Ausbildung an den Waffen.

In den Nazi-Stellen wird Befehl gegeben, alles zu verbrennen, was mit Hitler zu tun hat.

Die Amerikaner werden von den meisten erwartet, viele freuen sich darüber, dass bald der Krieg aus ist.

 

03.04.1945  [Dienstag]

Noch wird immer gepackt. Die Sprengung und die Front das Tagesgespräch.

Um 16.00 Uhr bis 16.45 Uhr Voralarm. Jahrgang 1930 wird zum Volksturm herangezogen.

 

04.04.1945  [Mittwoch]

Um 08.00 Uhr bis 08.45 Uhr war Voralarm.

Die amerikanischen Panzerspitzen in Gotha eingedrun­gen.

Die Offiziere im Ort sprechen von etwas Neuem, das noch kommen soll und womit sie den Krieg gewinnen wollen! Phrasen! Unsinn!

Um 11.00 Uhr Alarm bis 12.00 Uhr.

Um 15.00 Uhr Voralarm bis 15.30 Uhr.

Um 17.30 Uhr Voralarm bis 18.00 Uhr. Man merkt, dass die Front näher kommt. Eben meldet der Englische Sender, die Panzerspitzen der Alliierten vor Erfurt. Heute verbrannten die obersten Nazis des Ortes, wie z.B.: Ortsgruppenleiter [2] Schmidt, Lessingstr. 2, Propagandaleiter Storch mit seinem Sohn, dem Hauptjungzugführer Werner Storch Lessingstr. 9 usw. ihre Parteipapiere.

Das gesamte Nazivolk ist in fieberhafter Tätigkeit,  ihre Sachen zu vernichten. Mein Vater sagt: "Wir behalten

unsere Zeitungen, denn das sind alles Beweise, von der Schuldigkeit der Nazis.“

Eben schossen Tiefflieger in unser Dorf. Es ist 17.30 Uhr.

20.30 Uhr schon zum 5. Mal  Voralarm.

22.30 Uhr Voralarm.     

22.45 Uhr Alarm bis 00.30 Uhr

01.30 Uhr Alarm. Bomben fielen in unsere Gegend. Ich musste in den Keller.

02.15 Uhr Entwarnung.

 

05.04.1945  [Donnerstag]

03.00 Uhr bis 03.15 Uhr Voralarm. Man kann kaum noch schlafen. Hoffen wir, dass der Krieg bald aus ist.

08.00 Uhr Das karge Frühstück wird auch noch gestört. Es fängt gleich wieder gut an. Voralarm !

Der englische Rundfunk meldet: Kassel genommen, Suhl und Zella-Mehlis und Arnstadt genommen, Panzerspitzen vor Erfurt. Die Front kommt näher. Noch 60 km, hoffentlich geht alles gut ab.

Dauernd überfliegen Tiefflieger unseren Ort.

10.30 Uhr Alarm!

12.00 Uhr Vorentwarnung.

13.00 Uhr Es sind jetzt schon 3 Stunden Voralarm. Und von Deutschlands Luftwaffe kein Jäger zu sehen.

13.15 Uhr Tieffliegerangriff. Meine erste Begegnung mit Jabos [3] . Die ersten zerstörten Häuser und die ersten

Verwundeten.

15.00 Uhr Endlich Entwarnung. Das waren 7 Stunden Daueralarm.

17.00 Uhr Es ist kein Alarm. Trotzdem kreisen dauernd Mustangs über unserem Ort und beschießen die Straßen. Heute wurde bekannt gegeben, die Muna würde auf Hitlers Befehl nicht gesprengt. Die Nazis wissen scheinbar in ihrer Angst nicht mehr was sie wollen.

 

06. 04.1945  [Freitag]

09.00 Uhr Alarm.

11.00 Uhr Entwarnung.

13.30 Uhr bis 14.00 Uhr Voralarm.

15.30 Uhr bis 16.00 Uhr Voralarm.

 

07.04.1945   [Samstag]

10.00 Uhr Voralarm. Einige Tiefflieger überflogen unseren Ort.

11.00 Uhr Entwarnung.

13.00 Uhr Voralarm. Tiefflieger.

15.00 Uhr Entwarnung.

Vor den Geschäften stehen Menschenschlangen. Dauernd ist alles ausverkauft.
Wir bekommen jetzt pro Woche:
                    3 Pfund Brot            300 Gramm Fleisch      170 Gramm Butter

          alle Monate 1 Käse             500 Gramm Zucker

19.00 Uhr Voralarm. Man hat keine ruhige Minute mehr.

20.00 Uhr Entwarnung. Ich bin grade aus dem Film "Ihr Privatsekretär“  heimgekommen, als der nächste Alarm folgte.

22.30 Uhr Es ist gleich Vollalarm gegeben worden.
Kurz darauf überfliegen schon die Bomberverbände unseren Ort.

24.00 Uhr Entwarnung.

 

08.04.1945  [Sonntag]

Seit 24.00 Uhr kein Strom mehr da.

09.15 Uhr 3 Bomberpulks überfliegen Hermsdorf.

09.20 Uhr Jetzt erst ertönt die Sirene von der Hescho [4], die eigene Stromversorgung hat. Voralarm.

12.10 Uhr Fliegeralarm.

13.00 Uhr Vorentwarnung.

14.00 Uhr Entwarnung.

14.45 Uhr Voralarm

15.15 Uhr Entwarnung.

15.45 Uhr Schon wieder Alarm. Vorher überflogen schon Tiefflieger den Ort.

17.00 Uhr Vorentwarnung

18.45 Uhr Alarm.

19.30 Uhr Vorentwarnung.

20.00 Uhr Entwarnung.

22.30 Uhr  Alarm. Dauernd nur Alarm. Es ist furchtbar.

24.00 Uhr Entwarnung.

 

09.04.1945  [Montag]

Gestern 24.00 Uhr ins Bett heute 07.30 Uhr schon wieder raus. Tiefflieger!

08.00 Uhr Voralarm. Zahlreiche Tiefflieger kreisen über unserem Ort. Es wird heftig geschossen. Irgendwo brennt es.

09.45 Uhr Alarm.

10.30 Uhr Vorentwarnung.

11.00 Uhr Entwarnung. Ich gehe grade auf der Straße, plötz­lich kommen Jabos und einer stößt auf Lothar und mich. Neben uns kracht es. Und kein Alarm! Wir flüchten in ein Haus und plötzlich rauscht es. Die ersten Bomben auf die Hescho. Wir rasen nach Hause. Schon kommen die nächsten und zwar viermotorige Kampfflugzeuge, 21 Stück. Dann rummst es wieder ordentlich! Bomben! Es ist 12.00 Uhr

Jetzt ist es wieder still.

12.20 Uhr Man weiß nicht ob man den Keller verlassen kann oder nicht Kein Strom! Kein Wasser! Keine Sirene!

13.15 Uhr Hermsdorf brennt! Das Viertel bei Kaffee Bergner [5] brennt. Aufregung. Elend! Wieder viele Menschen obdachlos. Wenn dieser verfluchte Krieg doch aufhören wollte.

13.30 Uhr Entwarnung.

14.00 Uhr Tiefflieger. Wieder neue Bombenabwürfe. Die Rettungsmannschaften werden beschossen. Furchtbar. Man kommt aus dem Keller gar nicht mehr raus.

15.20 Uhr  Gerade überfliegen 5 Lightnings [6] unser Haus. Eben gibt eine Sirene Hauptalarm. So ein Unfug! Gerade sind die Bomben gefallen. Der Alarm kam wieder, wie so oft, zu spät.

Heute habe ich noch nicht einmal Mittag gegessen.

17.30 Uhr Noch kein Entwarnung. Aller paar Minuten kom­men Jabos. Der Brand ist ziemlich gelöscht.

19.00 Uhr Noch immer keine Entwarnung und kein Strom.

21.00 Uhr Ich gehe ins Bett. Es wird nicht lange währen.

22.30 Uhr Fliegeralarm.

23.00 Uhr Vorentwarnung. Aber fix ins Bett.

23.30 Uhr Entwarnung.

 

10.04.1945  [Dienstag]

Kaum bin ich aus dem Bett, geht es schon wieder los.

08.00 Uhr Voralarm.

11.00 Uhr Eben ein Trupp Kriegsgefangene kamen von Marburg gelaufen.

15.30 Uhr Alarm

16.30 Uhr Vorentwarnung. Tiefflieger beschießen den Ort.

17.30 Uhr Alarm.

19.00 Uhr Vorentwarnung.

19.10 Uhr Tieffliegerangriff auf unseren Ort. Bomben fallen

08.00 Uhr  Entwarnung

21.45 Uhr  Alarm. In den Keller. Man kommt wieder spät ins Bett.

24.00 Uhr Noch keine Entwarnung. Ich bin aber so müde, daher gehe ich schlafen.

 

11.04.1945  [Mittwoch]

07.30 Uhr Voralarm. Das Übliche, man gewöhnt sich schon daran. Sofort sind auch die Tiefflieger da. Gestern Abend kam auch Strom und Wasser.

10.00 Uhr. Jabos werfen Bomben. Bei uns ist die Decke eingefallen, und Fensterscheiben kaputt.

Alarm. Bomberverbände überfliegen unseren Ort.
12.00 Uhr. Vorentwarnung.

15.30 Uhr. Großalarm für Volkssturm. Die Panzer vor Jena. Gott sei Dank, ist nun bald der Krieg aus. [7]

Es herrscht überall Aufregung, aber die Leute sind doch froh, wenn die Amerikaner kommen und der Bombenhagel aufhört.

 

12.04.1945  [Donnerstag]

08.00 Uhr Voralarm.

10.00 Uhr Alarm.

12.00 Uhr Vorentwarnung.

21.00 Uhr Entwarnung. Kein Strom mehr da.

 

13.04.1945  [Freitag]

06.15 Uhr Panzeralarm. Es kracht und plautzt. Wir liegen unter Artillerie Beschuss [8].

16.00 Uhr. Die Amerikaner sind da.

17.00 Uhr. Wir bekommen unsere 1. Anweisung.

20.00 Uhr. Endlich wieder mit Frieden ins Bett.

 

14.04.1945  [Samstag]

Wir haben von 08.00 Uhr bis 18.00 Uhr Ausgang.

09.00 Uhr. Gerade haben wir unsere Waffen, wie mein Luftgewehr usw. fortgeschafft.

Die Bäume fangen an zu blühen.

 

15.04.1945 [Sonntag]

Die Russen [9]   plündern. Lauckner’ s, Spernau’ s, Runzen’ s Läden, der Konsum werden vollständig ausgeräumt. 300 Zentner Mehl, 80 Zentner Fleisch usw. werden fortgeschafft.

 

16.04.1945  [Montag]

Selbstschutz wird gebildet. Männer mit weißen Binden und Spazierstöcken schützen vor weiteren Plünderungen. Der Kommandant von Eisenberg hat Plakate aufhängen .lassen mit der Inschrift:

Whoever plunders will be shot. [ Wer plündert wird erschossen. ]

 

17.04.1945 [Dienstag]

Es ist alles ruhig. Die Geschäfte verkaufen auf Lebens­mittelmarken genau wie früher.

 

18.04.1945  [Mittwoch]

Mutti beginnt im Garten zu pflanzen.

 

19.04.1945  [Donnerstag]

16.00 Uhr der Strom ist da. Das Wasser läuft wieder.

 

20.04.1945  [Freitag]

In der Nacht war ein deutsches Flugzeug da und schoss. Die Bevölkerung wird zum Stromsparen aufgerufen. Wir essen den ersten Rhabarber.

 

21.04.1945  [Samstag]

In der Nacht war wieder ein deutscher Jäger da.

Alle Bäume stehen in voller Blüte. Es herrliches Frühlings­wetter. Mutti pflanzt und sät im Garten. Man merkt, es

wird langsam wieder Ruhe und Ordnung.

 

22.04.1945 [Sonntag]

Heute ist Sonntag. Man weiß es gar nicht mehr welcher Tag ist, dadurch, dass die Männer nicht arbeiten. Wir haben seit 20.04.1945 von 07.00 bis 18.00 Uhr Ausgang.

 

23.04.1945 [Montag]

Alles ruhig.

 

24.04.1945 [Dienstag]

Heute ist mein Geburtstag. Lothar und Klaus spielen mit mir Skat, dann essen wir bisschen Kuchen.

 

25.04.1945 [Mittwoch]

Mittwoch, wir erhalten die ersten Zeitungen "Military Government Gezette" von den Amerikaner aus Jena.

 

26.04.1945  [Donnerstag]

Wir haben seit 24. April von 6 Uhr bis 20 1/2 Uhr Ausgang. Es wird immer besser. Unsere nächste Lebensmittelration ist die folgende:
            12 Pfund Brot    800 Gramm Wurst         300 Gramm Fett            1 Käse

           125 Gramm Kaffee      500 Gramm Zucker      125 Gramm Quark

 

27.04.1945 [Freitag]

Die Bauern weissagen, dass dieses Jahr eine gute Ernte, vor allen Dingen Obst, bevorsteht, weil 12 Nächte Winde war. Die Obstbäume blühen auch herrlich und mit übermäßig vielen Blüten.

 

28.04.1945 [Samstag]

Alles ruhig.

 

29.04.1945 [Sonntag]

Heute hat es geschneit. Das ist sehr schlecht für die blühenden Bäume.

 

30.04.1945 [Montag]

Heute gab es Magermilch.

 

01.05.1945 [Dienstag]

Papa muss zum Arbeitseinsatz nach Ottendorf um mit einem Lastauto Kartoffeln heranzuholen. Er darf dann 30 Pfund mit heimbringen.

Hitler ist Tod. Im 13. Jahr seines Regimes. Angeblich ist er gefallen aber das können nur noch Dumme glauben. Sein Nachfolger ist Admiral Dönitz.

 

02.05.1945 [Mittwoch]

Es schneit den ganzen Vormittag.

 

03.05.1945 [Donnerstag]

Italienarmeen haben kapituliert.

 

04.05.1945 [Freitag]

Dänemark und Norddeutschlands Armeen haben kapituliert. Hamburg ist gestern als freie Stadt erklärt worden und von den Engländern besetzt worden.

 

05.05.1945 [Samstag]

Heute wurde der Gestapo Hauptmann Dorff [Leiter Werkschutz Hescho] von den Russen [10] verprügelt.
Ich habe mich heute zu einem Dolmetscher Kursus angemeldet, die Lehranstalt ist in der Froschmühle.

 

06.05.1945 [Sonntag]

Alles ruhig.

 

07.05.1945 [Montag]

Ich gehe zur Froschmühle. Der Unterricht beginnt 08.00 Uhr und dauert bis 16.00 Uhr Mittag essen wir in der Naupolds­mühle. Wir haben Englisch, deutsche- und englische Kurz­schrift und Schreibmaschine.

 

08.05.1945 [Dienstag]

Heute Nacht 24.00 Uhr hat Deutschland kapituliert. Nun ist Gott sei Dank Frieden.

 

09.05.1945 [Mittwoch]

Es ist herrliches Wetter. In der Froschmühle gefällt es mir herrlich. Wir müssen bloß viel lernen.


10.05.1945 [Donnerstag]

Wir haben jetzt Sperrzeit von 21.00 Uhr bis 05.00 Uhr früh.

 

11.05.1945 [Freitag]

Alles ruhig.

 

12.05.1945 [Samstag]

Die Muna brennt. Der Wald um die Muna brennt. Immer wenn dieser einen Munitionsstapel erreicht, knallt es fürchter­lich. Es ist direkt unheimlich. Bei uns fliegt der Putz von der Decke.

 

13.05.1945 [Sonntag]

Die Verdunklung ist aufgehoben.

 

14.05.1945 [Montag]

Immer nur lernen, lernen, lernen.

 

15.05.1945 [Dienstag]

Alles ruhig.

 

16.05.1945 [Mittwoch]

Alle 14 - 65 Jährigen haben sich auf dem Arbeitsamt melden müssen.

 

17.05.1945 [Donnerstag]

Viele Jungen kommen zum Arbeitseinsatz in der Umgegend.

 

18.05.1945 [Freitag]

Die Jungen und Mädchen müssen die Munition vergraben, in der Muna, damit nicht noch weiter Sprengungen erfolgen.

 

19.05.1945 [Samstag]

Wir haben Ferien vom 18. Mai bis 23. Mai.

 

20.05.1945 [Sonntag]

Pfingsten!

 


Ende der Tagebuchaufzeichnungen von Rolf Hädrich


Nachfolgend noch zwei Erlebnisberichte, die Rolf Hädrich erzählt hat und die von seiner Ehefrau Sibylle Dralle aufgeschrieben wurden:

 

Zu Hermsdorf und dem Kriegsende dort möchte ich noch zwei Geschichten wiedergeben, die mein Mann mir erzählte, wobei man bedenken muss, dass er bei Kriegsende erst 14 Jahre alt war:

 

Die Amerikaner hatten Hermsdorf eingenommen und der Krieg war dort aus. Die Zwangsarbeiter [11] , die es dort wegen der HESCHO [12] gab , gerieten in einen Freudentaumel und wollten feiern. Sie trieben Methylalkohol auf und schütteten ihn in sich hinein. Der Pfarrer rannte herbei und rief in höchster Aufregung "Halt, nicht trinken - das ist tödlich. Hört auf, um Gotteswillen."  Aber sie kümmerten sich nicht um ihn und soffen weiter, glückselig, endlich  nach Hause zurückkehren zu können. Sie starben alle, es müssen 80  Menschen [13] gewesen sein. Und der Schüler Rolf Hädrich musste es mit ansehen. Es hat ihn tief erschüttert.


Die Amerikaner also waren in Hermsdorf eingrückt [14] , es gab nun Jazz und Blues, und Rolf Hädrich war glücklich und liebte sein Leben lang Jazz. Eine Dolmetscherschule wurde sogleich eingerichtet, in der er sich anmeldete und im Schnellverfahren lernte , auf der Schreibmaschine blind zu schreiben. Ihm fehlten nur noch die Zahlen. Für ihn völlig überraschend [15] sah er eines Tages einen betrunkenen russischen Soldaten auf einem geklauten Damenfahrrad, die Arme bis zu den Ellenbogen bestückt mit Armbanduhren, die Dorfstraße schwankend entlangfahren. Die Amerikaner waren über Nacht abgezogen , ohne ihm gegenüber auch nur ein einziges Wort verlauten zu lassen, und abrupt begann die Besatzungszeit der Russen. Die Dolmetscherschule wurde sofort von geschlossen, und so hat Rolf Hädrich nie mehr in seinem Leben gelernt, die Zahlen  auf der Schreibmaschine blind zu schreiben. Auch das hat er den Russen auf ewig übel genommen.

 

[1] Muna = Munitionsanstalt, auch Luft-Munitionsanstalt. Hier lagerte die Luftwaffe große Mengen an Munition aller Art. Die vorgesehene Sprengung wurde abgesetzt.              Nach dem Krieg durchgeführte Sprengungen führten dazu, dass große Teile des Waldgebietes mit Munition verseucht wurde. Noch heute (2005) nicht vollständig               beräumt.

[2] Walter Schmidt damals Lehrer an der Hermsdorfer Schule, harter Verfechter des Nationalsozialismus, wollte noch vor Einmarsch der Amerikaner die Hermsdorfer               mit Waffengewalt zur „Verteidigung“ zwingen.

[3] Jobos = Kürzel für die amerikanischen Jagdbomber.

[4]  HESCHO = Hermsdorf-Schomburger Porzellanfabrik, größter Betrieb der Stadt mit kriegswichtiger Produktion.

[5] Cafe Rühling, Neue Straße - Pächter 1945 war Bergner

[6]  Lightnings - amerikanischer Flugzeugtyp

[7] hier wurden vier Zeilen ausradiert

[8] Durch die Amerikaner werden drei Granaten auf Hermsdorf abgefeuert. Ein Treffer erhielt das Haus Martin „Dorls“ Fuhrunternehmer in der Rodaer Straße, ein              Treffer das Haus Bergstraße 18 und ein Treffer in der Schillerstr. 12. Dabei wurde der Bewohner Walter Remane durch einen Splitter am Bein verletzt und war              dadurch bis zu seinem Tod behindert.

[9] gemeint sind die Insassen der Zwangsarbeitslager (Ostlager) die für den Einsatz in den Rüstungsbetrieb (Hescho) nach Hermsdorf verschleppt worden waren.

[10] siehe Fußnote 9.

[11] siehe Fußnote 9 es handelte sich um Russen, an den Methylalkohol gelangten sie nach Plünderungen.

[12] siehe Fußnote 4

[13] der Sachverhalt ist überliefert, nicht aber die genaue Anzahl der ums Leben gekommenen Zwangsarbeiter, diese wird vermutlich immer so im Dunkeln bleiben,                 wie die Anzahl der tatsächlichen Zwangsarbeiter und die verstorbenen davon in Hermsdorf.

[14] siehe auch Tagebuch oben - 13.04.1945

[15] Einmarsch der Russen erfolgte am Mittwoch, d. 04.07.1945