Chronik: Porzellanfabrik - HESCHO - KWH - Tridelta 1890 bis 1910 1911 bis 1930 1931 bis 1945 April 1945 Mai bis 1965 1966 bis 1989 1990 bis heute
www.hermsdorf-regional.de © Stefan Lechner mit freundlicher Unterstützung von:
Friedmar Kerbe, Dr. Stefan Serfling, und dem Verein für Technik- und Regionalgeschichte

1989
- Inbetriebnahme der keramischen Vorfertigung für die Pilotproduktion von keramischen Gehäuseschalen.
- Beginn der Produktion von Hybrit 4 Mbit - Speicher - Schaltkreis 

25.05.1990
Letztmalig fanden die 21. Betriebsfestspiele der KWH statt. Weil alles neu war mussten auch die Festspiele neu sein und hiesen "Betriebsfest 1990".

01.12.1989
Unter Leitung neu eingesetzten Generaldirektors Andreas Montag wurde das Kombinat Keramische Werke Hermsdorf im Sommer 1990 in die TRIDELTA AG überführt, der noch elf, nunmehr in GmbH umgewandelte Werke, angehörten. Verfolgt wurde ein als vielversprechend erscheinendes Konzept, nämlich mittels eines Bankenkonsortiums das zur Treuhandanstalt gehörende Gesamtunternehmen zu kaufen, zu sanieren und an die Börse führen zu wollen. Die Treuhand räumte einerseits einer Veräußerung einzelner Unternehmensteile größere Chancen ein, stritt andererseits aber mit dem Bankenkonsortium um den Gesamtunternehmenswert. Als zunehmend zu dieser Verzögerungstaktik der Treuhand immer mehr Kunden wegbrachen, insbesondere auch der „Ostmarkt“, war der Fortbestand der TRIDELTA AG immer mehr in Frage gestellt. Als die Banken schließlich ihr Kaufangebot zurückzogen, traten im Juni 1991 fast alle Mitglieder des Aufsichtsrates sowie Andreas Montag als Vorstandsvorsitzender zurück.

Nunmehr begann die Treuhand mit der „Sanierung“, die hauptsächlich im Personalabbau bestand. Mehrere Entlassungswellen reduzierten die Belegschaft drastisch. Waren im Januar 1991 noch reichlich 5.000 Beschäftigte in Hermsdorf, so waren es ein Jahr später noch 1.550. In einer spektakulären Aktion versuchte die Belegschaft, sich dagegen zu wehren: In den Nachmittagstunden des 20.09.1991 besetzten einige Tausend Beschäftigte das Hermsdorfer Kreuz und legten damit den Verkehr auf der A4 und A9 lahm. Im Ergebnis dessen wurde für etwa 1 300 Beschäftigte eine Auffanggesellschaft gegründet; die Treuhand - Strategie änderte sich jedoch nicht.

Um einer drohenden Auflösung des Unternehmens entgegenzusteuern, unternahmen einige verantwortungsbewusste Regionalpolitiker in Absprache mit der Belegschaftsvertretung einen Vorstoß zur Rettung der TRIDELTA. Das Ergebnis fand sich am 16. 01. 1992 in der Presse unter der Schlagzeile „Späth will Tridelta!“ In der Folge erklärte sich Dr. Lothar Späth, Vorsitzender der Geschäftsführung der JENOPTIK GmbH, verbindlich zu einer Übernahme der TRIDELTA durch sein Unternehmen bereit. In den nun folgenden Übernahmeverhandlungen offenbarte sich erneut die Verzögerungstaktik der Treuhand. Dagegen wehrte sich die Belegschaft mit verschiedenen Aktionen, die am 01. April einen Höhepunkt erreichten, als den Mitarbeitern der Treuhand und dem Vorstand der Zutritt zum Hermsdorfer Werk verwehrt wurde. All das trug entscheidend mit dazu bei, dass es letztlich zu einer Einigung kam und die JENOPTIK GmbH am 02.07.1992 das operative Geschäft, der TRIDELTA AG übernehmen konnte. Der industrielle Altstandort selbst wurde im Auftrag des Landes Thüringen 1992 durch die Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen mbH (LEG) von der Treuhand erworben und der Aufbaugesellschaft Ostthüringen mbH (AGO) zur Revitalisierung übertragen.

Zu diesem Zeitpunkt war die TRIDELTA „de facto konkursreif“. Ein hartes Stück Sanierungsarbeit stand bevor, einerseits durch radikale, aber gezielte Kostenreduzierung und andererseits wurde durch zielgerichtete Investitionen versucht, Produktivität und Erzeugnisqualität zu steigern. Verbliebene Kerngeschäfte wurden auf kleineren Flächen konzentriert und viele nunmehr leer stehende Fabrikgebäude abgerissen. Anschauliches Beispiel dafür waren die Sprengungen der drei Prüfportale des Höchstspannungs-Freiluft-Versuchsfeldes im August und September 1992.

Aus dem ehemaligen zentralen Forschungsbereich wurde am 04.12.1992 das „Hermsdorfer Institut für Technische Keramik“ (HITK) gegründet, aus dem 1993 noch die inocermic Gesellschaft für innovative Keramik mbH als Tochterunternehmen hervorging. Ab 1996 begann man forciert die mittlerweile profitabel produzierenden Kernbereiche der im Januar 1994 in eine GmbH umgewandelten TRIDELTA zu privatisieren. So wurden im Januar 1996 das Isolatorengeschäft an den Standorten Hermsdorf und Sonneberg und die Hermsdorfer Geschäftsbereiche Verschleißschutz (heute CERA SYSTEM Verschleißschutz GmbH) und Thermprozess GmbH von der Frauenthal Keramik AG, Wien, übernommen und zum Unternehmen „TRIDELTA Technische Keramik GmbH“ vereint. Nach Umwandlung des Gesamtunternehmens in die Ceram AG siedelte diese schließlich ihren Konzernsitz als „CERAM Holding GmbH“ im Herbst 1996 in Jena an. In diesem Verbund wurde am 03.05.1996 die „Porzellanfabrik Hermsdorf GmbH“ wiedergegründet. Mit dieser Namensgebung kehrte man bewusst zu den Wurzeln Hermsdorfer Keramiktradition zurück, was auch im neuen Firmenlogo in der Form von 1954 seinen Ausdruck fand. Diese Rückbesinnung fand ihren Höhepunkt am 27.09.1997 in den Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum des DELTA-Isolators unter dem Slogan „Ein Typ wird 100“. An jenem Tag wurde mit der Namensverleihung „Porzellinergasse“ in der Nähe des heutigen Stadthauses ein weiteres Kleinod der Erinnerung geschaffen.

Mit der Neuerschließung des industriellen Altstandortes zum „Industriepark TRIDELTA“ durch die AGO wurde auch für andere Kernbereiche das den veränderten Bedingungen entsprechende betriebliche Umfeld geschaffen. So war im Sommer 1996 die „TRIDELTA Pulvermetallurgie GmbH“ an die Molypress Deutschland GmbH verkauft worden (heute als H. C. Starck Hermsdorfer Pulvermetallurgie firmierend). Die Bereiche Überspannungsableiter und Magnetokeramik (Hart- und Weichferrite) firmieren nach ihrer Übernahme durch die „DMT Deutsche Magnettechnik S.A.“ im Sommer 1997 weiter unter dem Namen „TRIDELTA GmbH“. Aus dem 1994 geschaffenen neuen Bereich „Filtrationskeramik“ entwickelte sich die TAMI Deutschland GmbH (Keramische Membranen), auf dem ehemaligen Werkzeugbau fußt die TriWeFo Tridelta Werkzeug- und Formenbau GmbH; der Ratiomittel- und Sondermaschinenbau entwickelte sich zur SomTec GmbH für Sondermaschinenbau. Auf ausgegründete Forschungsbereiche zu Bauelementen und Prüftechnik sind die Rauschert Hermsdorf GmbH (Keramische Bauelemente) und die marco Systemanalyse und Entwicklung GmbH zurückführbar. Der Komplex chemischer Analytik wurde in der ESA Eidam & Seiferling Analytik GmbH angesiedelt. Und letztendlich bringen die 4 GmbH Micro-Hybrid Electronic, LUST Hybrid-Technik, SIEGERT TFT und VIA electronic die Kompetenz Hermsdorfer Mikrohybridtechnik in den internationalen Wettbewerb ein.

Im November 2000 wurde der in den 1990er Jahren verwahrloste Gebäudekomplex, bestehend aus dem Versuchsfeld von 1913 und dem Hochspannungsprüffeld von 1927, als völlig neugestaltetes Stadthaus der öffentlichen Nutzung übergeben – ein Paradebeispiel für die verantwortungsbewusste Nutzung historischer Gebäudesubstanz im neuen Gewande! Weitere neue Straßen im Industriepark TRIDELTA erhielten durch ihre Namensgebung einen historischen Bezug - Robert-Friese Straße, Max-Hellermann Straße, Keramikerstraße, Am Alten Versuchsfeld - und stehen gleichsam offen für einen Keramikstandort der Zukunft.

1990 bis 2007
Zwischen diesen Jahren erfolgten die meisten Abrisse, oder wie man es heute nennt "Rückbauten" im Betrieb:

  • 1990 - ganze Bereiche im Gelände I (Innenhof)
  • 1992 - die Portale des Freiluft-Versuchsfeldes wurden gesprengt:
    - Am 01.08.1992 das 1.Portal.
    - Am 22.08.1992 das 2.Portal und
    - am 26.09.1992 das dritte Portal. Die letzte Sprengung klappe erst nach mehreren Anläufen. Damit verschwand ein Wahrzeichen von Hermsdorf für immer.
  • 1993 - die Gebäude an der Bahnlinie Gera-Weimar, bis auf einen Rest, dem heutigen Porzellanwerk und Kraftwerk.
  • 23.07.1993 - das Heizkraftwerk zwischen Hermsdorf und Bad Klosterlausnitz wurde im Sommer des Jahres zurückgebaut, die beiden Schornsteine am 23.07.1993 gesprengt.
  • 1994 - das Handwerkerhaus
  • 2003 - im August das Gebäude der Forschung.
  • 2006 - das alte Kraftwerk.
  • 21.02.2007 - Teilabriss der Betriebsberufsschule.

Bildergalerie Impressionen aus dem Betrieb von 1990 vor Beginn der Rückbauten und zu den oben genannten Abrissarbeiten.

04.11.2000
Das im Jahr 1913 errichtete Versuchs- und Prüffeld wurde nach Umbau als neues Stadthaus übergeben.

Seitenanfang