Gustav Wergin Gendamariemeister "Wulkenbruch"

 
Gendamariemeister Gustav Wergin, Spitzname "Wulkenbruch" wurde um 1900 nach Hermsdorf versetzt. Den älteren Hermsdorf ist er nur als "Wulkenbruch" bekannt, seinen richtigen Namen kennt oder kannte kaum einer.



Gustav Wergin wohnte in der Schillerstraße 27 (1912) dann 44 (1925). Im Adressbuch 1939 ist er nicht mehr aufgeführt.

Edith Wergin Tochter von Gustav Wergin „Wulkenbruch“ auf einem Foto (1919 Kinderhochzeit) klick hier
Alfred Werkin Sohn von Gustav Wergin „Wulkenbruch“
 

 
Wie er zu seinem Spitznamen kam, hat Werner Peuckert in seinem Buch "Holzland Geschichten" auf Mundart festgehalten:
 
Wulkenbruch (Übersetzung unten):
Aus Holzlandgeschichten von Werner Peukert
 

Varn arschten Kriege kom e naoer Schandorm har uff Harms­dorf, un wääl dos säne arschte Schtelle wor, do kunne ha sich noch nich racht benahme. Dar dochte, olle Läte sin Rekruten. Bä dan wor dos wie bä een jungn Hunne. Arscht wulln se olle Läte bäße, do kriegen se in Ranzen vull. Un wenn se fulgen, warn se jeschträächelt un frassen aos dor Hand. Su wor dos aach bä Wulkenbruchen. Iewrigens hieß dar jornich sue. Dar wulle sich onfangs in dor Qualle bä enner Runde onbiedere, die vor jor nischt Reschpekt hotten. Wu Wulkenbruch sich hinsetzte, frug ha läätselig: „Na, was trink mer denn heute?" Do seete ener: „Mir trinken Wulkenbruch." „Na, dann bringen Sie mir auch ein Glas Wolkenbruch!" Un dos wor Treppbier oder aach Schpielwosser aos dor Theke. Olles lochte, un ha wor un blieb Wulkenbruch. Dos worn de arschten Priegel. Wenn dos junge Vulk vun Tanze heemmochte, worde noch e wingk jesungn. Nich jeplarrt, nee, su racht schiene Liebeslieder un aach zweeschtimmig. Dos poßte nu Wulkenbruchen jor nich. Dar dochte, is janze Dorf is ene Kosarne. Jedenfolls, ha zägte etliche on, un is Singn worde ob­jeschofft. Denkste! Itze jing dos arscht richtch lus. Die jungn Karle verschteckten sich in de Zwänger oder in sun Huf, wu se noch hingne aosräße kunnten. Wenn nu Wulkenbruch nochts kom, schräte dor arschte: „Wulkenbruch, Wulkenbruch." Wenn dar draofzujing, schräte dor Nächste un noocher dor Dritte, bis Wulkenbruch die Lust verlurn hotte. Wie dos nich mehe zug, hotten die Karle wos annersch. Die fangten enne Kotze oder en Hund, mochten dann Tierchen e Holsbond mit enner Läne un hängten dos an Wulkenbruchen säne Zugglucke. Noch dor Polizäschtunde, wenn Wulkenbruch ins Bette wor, mochte Miez oder Karo „bimm bimm". Uff die Ort daoert dos nich lange, do frißt ener aos dor Hand. Su kriegte dar säne Priegel, bis ha fulgte. In dor Qualle sitzt widder enne Runde, laoter Ostreene, Schobernacker, Duckmääser un Witzbulde. Do kom Wulkenbruch: „Na, meine Herrn, was gibts Neues?" „Harr Wochtmeester, sin olle Hunne zu verschtääern?" „Selbstverständlich, ohne Ausnahme." „Also wenn dos su is, do jiehn Se mol bä Schitzen! Dar hot drä Hunne un nich verschtäert." Die annern nickten mitten Kuppe un zarrten an dor Zigorre. Ener seete: „Nor jiehn Se awer gläe, dar is itze jerode dorheeme." Bä Schitzen worsch nu sue: „Sind Sie Herr Schütze?" „Ja, um wos hannelt sichs, Harr Wochtmeester?" „Wieviel haben Sie Hunde?" „Eechentlich kenn, Harr Wochtmeester." „Lügen Sie nicht! Sie haben doch drei Hunde.". Do markte Schitze, wu dor Wind harkom: „Na ja dräe, awer die kumm doch nich raos." „Das spielt keine Rolle, alle Hunde sind zu versteuern. Diesmal sind Sie dran." „Harr Wochtmeester, dos eene see ich Ihnn, zägen Se mich on, do kunn Se wos arlawe!" „Was, Sie wollen mir drohen?" „Dos liegt mir farne, awer Sie warn Ihr blaaes Wunder erlawe!" „Ihre Personalien!" Wu dos jeregelt wor, meente Schitze: „Su nu jiehn Se awer aa ben schworzen Korl, dar hot aach Hunne." Wulkenbruch ließ sich dos beschräwe un mocht hen. Do wor nor die Fraa do. „Sind Sie Frau Hädrich?" „Ja, um wos hannelt sichs?" „Sie haben doch Hunde, die nicht versteuert sind." „Dos konn säe, awer dos jieht mich nischt oon."
Wulkenbruch nimmt die Personalien aof un mocht fort in die Qualle. Die Runde wor noch bänanner. „Meine Herren, das waren zwei Fliegen mit einer Klappe, ich hab noch einen Herrn Hädrich erwischt." Un dos wor dor schworze Korl oder Hädrich. Die Runde lochten wie de Tepper, un dor schworze Korl seete nor: „Do bin ich nääjierig, wos do raoskimmt." Wulkenbruch mochte die Onzäge un jing bän Omtsvurschteher, bän alten Mörschner, un dar kannte säne Holzlänner. „Herr Wacht­meister, haben Sie sich die Hunde auch zeigen lassen?" „Gesehen habe ich die Hunde nicht, Herr Amtsvorsteher." „Da gehen Sie der Sicherheit halber noch mal hin." Wulkenbruch mochte heu bän schworzen Korl, un wu ha klingelt, kimmt dar doch raos, dar dos Janze ins Rullen jebrocht hot, dor schworze Korl. „Ach, dor Harr Wochtmeester, na do kumm Se nor räe!" Wie nu Wul­kenbruch in die Schtuwe kimmt, do schreckt dar doch zericke. Do sitzt doch enne deutsche Dogge an dor Tier, e Mordsviehe. „Kumm Se ruhig räe, dar bääßt nick, dar is vun Jips." Do jing Wulkenbruchen e Zeenlicht aof, un ha mußte mitlocke: „Hat Schütze auch solche?" Do seete Hädrich: „Klenner, Harr Wochtmeester, do sin Se doch driewer jeschtulpert, die sitzen doch im Vurjorten." Wos nocher kom, jieht kenn wos en. Zu juter Letzt dorfte die Jugend aach widder singe.

 
Vor dem 1.Weltkrieg kamen ein neuer Gendarm nach Hermsdorf, und weil dies seine erste Stelle war, da konnte er sich noch nicht so recht benehmen. Er dachte, alle Leute sind Rekruten. Bei dem war es wie bei einem jungen Hund. Erst wollen sie alle Leute beißen, da kriegen Sie den Ranzen voll. Und wenn sie folgen, werden sie gestreichelt und fressen aus der Hand. So war das auch bei Wolkenbruch.Übrigens hieß der gar nicht so. Der wollte sich anfangs in der Quelle bei einer Runde anbietern, die vor gar nichts respekt hatten.Wie Wolkenbruch sich hinsetzte, fragte er leutselig: "Na was trinken wir denn heute? " Das sagte einer: "Wir trinken Wolkenbruch."
"Na, dann bringen Sie mir auch ein Glas Wolkenbruch!" und dies war Tropfbier oder auch Spülwasser aus der Theke.Alles lachte, von nun an blieb er Wolkenbruch. Das war die erste Prügel. Wenn das junge Volk vom Tanz heim machte, wurde noch ein wenig gesungen. Nicht geplerrt, nein, so richtig schöne Liebeslieder und auch zweistellig. Das passte nun Wolkenbruch gar nicht. Er dachte, das ganze Dorf ist eine Kaserne. Jedenfalls, er zeigte etliche an, und das Singen wurde abgeschafft. Denkste! Jetzt ging es jetzt erst richtig los. Die jungen Kerle verstecken sich in den Zwingern und in so einem Hof, wo sie nach hinten ausreisen konnten. Wenn nun Wolkenbruch nachts kamen, schrie der erste: "Wolkenbruch, Wolkenbruch." wenn dieser darauf zuging, schrie der zweite und danach der dritte, bis Wolkenbruch die Lust verloren hatte. Wie dies nicht mehr zog, hatten die Kerle was anderes. Sie fingen eine Katze oder einen Hund, machten den Tierichen ein Halsband mit einer Leine um und hängten diese an Wolkenbruch seine Zugglocke. Nach der Polizeistunde, wenn Wolkenbruch ins Bett war, machte Mietz oder Karo "bimm, bimm". Auf die Art dauerte dies nicht lange, da frisst er aus der Hand. So bekam er seine Prügel, bis er folgte. In der Quelle sitzt wieder eine Runde, lauter astreine Schabernacke, Duckmäuser und Witzbolde. Da kam Wolkenbruch: "Na, meine Herren, was gibt es Neues?" Herr Wachtmeister, sind alle Hunde zu versteuern?" "Selbstverständlich, ohne Ausnahme." "Also wenn das so ist, dann gehen Sie mal bei Schützen! Der hat drei Hunde und nicht versteuert. Die anderen nicken mit den Köpfen und zogen an der Zigarre. Einer sagte:"Nur gehen sie aber gleich, der ist jetzt gerade zuhause." Bei Schützen war es nun zu: "Sind Sie Herr Schütze?" "Ja, um was handelt es sich, Herr Wachtmeister?" "Wie viel haben Sie Hunde?" "Eigentlich keinen, Herr Wachtmeister." "Lügen sie nicht! Sie haben doch drei Hunde." da merkt Schütze, wo der Wind herkam:"Na ja drei, aber die kommen doch nicht raus." "Das spielt keine Rolle, alle Hunde sind zu versteuern. Diesmal sind Sie dran." "Herr Wachtmeister, dass eine sag ich Ihnen, zeigen sie mich ein, dann können Sie was erleben!" "Was, Sie wollen mir drohen ?" "Das liegt mir fern, aber sie werden ihr blasses Wunder erleben!" "Ihre Personalien!" Wie das geregelt war, meinte Schütze: "So nun gehen Sie aber noch zum schwarzen Karl, der hat auch Hunde." Wolkenbruch ließ sich dies beschreiben und machte hin. Dort war nur die Frau da."Sind sie Frau Hädrich?" "Ja, um was handelt es sich?" "Sie haben doch Hunde, die nicht versteuert sind." "Das kann sein, aber geht mich nichts an." Wolkenbruch nimmt die Personalien auf und macht sich fort in die Quelle. Die Runde war noch beieinander. Meine Herren, das waren zwei Fliegen mit einer Klappe, ich hab noch einen Herrn Hädrich erwischt." Und dies war der schwarze Karl oder Hädrich. Die Runde lachte wie die Tepper, und der schwarze Karl sagte nur: "Da bin ich neugierig, was da rauskommt." Wolkenbruch machte die Anzeige und ging zum Amtsvorsteher, bei den alten Mörschner, und er kannte seine Holzländer. "Herr Wachtmeister, haben sie sich die Hunde auch zeigen lassen?" "Gesehen habe ich die Hunde nicht, Herr Amtsvorsteher." „Da gehen Sie der Sicherheit halber nochmal hin." Wolkenbruch machte sich hin bei den schwarzen Karl, und wie er klingelte, kommt dieser doch raus, der das ganze ins Rollen gebracht hatte, der schwarze Karl. "Ach, der Herr Wachtmeister, na da kommen Sie doch nur rein!" wie nun Wolkenbruch in die Stube kommt, schreckt er doch zurück. Da sitzt doch eine deutsche Dogge an der Tür, ein Mordsvieh. "Kommen Sie rühig rein, der beißt nicht, der ist aus Gips." Da ging Wolkenbruch ein Licht auf, und er musste mitlachen: „Hat Schütze auch solche?" Da sagte Hädrich: "Kleiner, Herr Wachtmeister, das sind sie doch darüber gestolpert, die sitzen doch im Vorgarten." Was danach kam, geht keinen etwas an. Zu guter letzt durfte die Jugend auch wieder singen..