PAUL PÖHLER - Stellmachermeister

* 16.03.1894 Tschirma
† 26.03.1967 Hermsdorf
Aufgeschrieben von Enkelin Ute Pöhler-Spoddeck

Es gab eine Zeit, da waren die Produkte des Stellmachers begehrt und nahezu unentbehrlich. Das ist inzwischen mehr als 50 Jahre her. Und dennoch erinnern sich noch heute die älteren Hermsdorfer gut und gern an „PÖHLERs Paul“, der sich mit seinen Wohnwagen, Karosserieaufbauten, Pferde-, Gummi- und Handwagen, Wagenrädern, Skiern, und Schlitten einen Namen machte. Nicht selten hat so manches Paar Skier bis heute all die Jahre überdauert und genießt Seltenheitswert.
Mit unbändigem Fleiß und bewundernswerter Geschicklichkeit fasste Paul PÖHLER als „Zugelaufener“ in Hermsdorf nicht schlechthin Fuß, sondern gründete 1920 das Unternehmen „Wagenbau PÖHLER“.

Auch heute, 86 Jahre später, steht der Name Pöhler für ein Unternehmen, dessen Tradition Gerhard Pöhler von 1965 bis 1993 ganz im Sinne seines Vaters und Firmengründers bewahrte und 1993 an seinen Schwiegersohn Oliver Spoddeck weitergab.

Seitdem prägt die PÖHLER-Spoddeck GmbH ein „zeitgemäßer“ Geschäftsgegenstand mit Innenausbau-Trockenbau-Brandschutz.
      Am 16. März 1894 wurde Paul PÖHLER in Tschirma geboren. Seine Liebe zu Holz und seine handwerkliche Begabung ließen den damals 14 jährigen Paul das Stellmacherhandwerk in der Eckartsbergaer Stellmacherei Reichard erlernen. Wie für viele seinesgleichen gehörte die Verpflichtung des Gesellen, für eine geraume
Zeit in der Fremde zu arbeiten, auch für ihn zur Selbstverständlichkeit. Außerdem war die Gesellenwanderung (Walz) damals nicht nur Pflicht, sondern zugleich Bedingung für die Zulassung als Handwerksmeister. Die Walz führte Paul PÖHLER u .a. in die Leipziger und Geraer Gegend und schließlich auch nach Hermsdorf.

     In der Naumburger Str. 5 (bei „Audis“, heutige Metallbaumeister Heiko Claus) richtete er sich eine kleine Werkstatt ein, die ihm Neuanfertigungen und Reparaturen
vor allem für landwirtschaftliche Geräte sowie Autoaufbauten und erste Wagenbauten ermöglichte. Vor allem seine Wagenbauten waren es schließlich, mit denen sich Paul PÖHLER neben den zur damaligen Zeit bereits existierenden Stellmachereien Hermann Böhme und Emil Böhme behauptete. In den 30er Jahren – inzwischen mit Ida PÖHLER, geb. Plötner, verheiratet und in deren Geburtshaus in der Hindenburgstr. 50 (heute Eisenberger Str.) wohnhaft - baute er an gleicher Stelle (s)eine Werkstatt.

Maschinen wie Bandsäge, Abrichte, Hobel- und Radmaschine gehörten zum ersten Inventar. Seitdem bildete der stets rastlose Geschäftsmann und Lehrmeister Paul PÖHLER insgesamt ca. 15 Lehrlinge zu Gesellen aus. Jeweils zwei der Gesellen genossen in den Jahren 1940 bis 47 darüber hinaus Kost und Logis, wurden von Ida PÖHLER bestens versorgt.
       Unbedingte Pünktlichkeit und Fleiß verlangte der Meister nicht nur von seinen Gesellen. Gleiches forderte er von Sohn Gerhard, geboren im Jahre 1930, der sich als 13 jähriger in die strenge elterliche Lehre begab und 1953 seine Meisterprüfung absolvierte. Ein Anbau an die bestehende Werkstatt im Jahre 1947 diente als Schmiede für Schweißarbeiten, der Herstellung von Karosserien und Handwagen, die zum Teil auch selbst beschlagen wurden. Darüber hinaus pflegte der Stellmachermeister eine enge Zusammenarbeit mit den Hermsdorfer Schmiedemeistern Steingrüber und Claus sowie Müller in Thalbürgel.

     Bereits ein Jahr später schaffte der Tüftler und Bastler Paul PÖHLER, der selbst gern Maschinen entwickelte und ausprobierte, die entsprechenden Voraussetzungen, um den aus der alten Kraftsdorfer Sägemühle ausgemusterten und abgerissenen Horizontalgatter wieder aufzubauen. Von nun an konnte sämtliches Rohholz im eigenen Betrieb geschnitten und weiter verarbeitet werden. Mit ihren 154 qm und einer Höhe von 4 Metern bot die 1953 - 1954 erbaute neue Werkstatt alle notwendigen Bedingungen für den Wohnwagenbau. Unter anderen drei Meter lange Einachser, Wohnwagen für den Straßenbau mit einer Länge von sechs Metern und später 10 Meter lange Wagen für Schausteller trugen die unverwechselbare Handschrift seines Erbauers Paul PÖHLER, dessen Sohnes Gerhard und der Gesellen. U.a. mit Wohn- und Planwagen präsentierte sich der Wagenbau PÖHLER zur Hermsdorfer 700-Jahr-Feier im Jahre 1956 eindrucksvoll und unvergesslich.
      Im Jahre 1965, die Gesellen hatten inzwischen dem zunehmend schlecht bezahlten Handwerk den Rücken gekehrt, um z.B. in der HESCHO besser zu verdienen, übernahm Sohn Gerhard die elterliche Werkstatt. Obwohl an Diabetes schwer erkrankt und einer unvermeidbaren Beinamputation im Jahre1966, verfolgte der Altmeister Paul PÖHLER im Rollstuhl sitzend tagtäglich das Geschehen in seiner Werkstatt - Ihm stets zu Seite seine große Leidenschaft - die
Boxerhündin Asta.

      Am 26.03.1967, wenige Tage vor der bevorstehenden zweiten Amputation, verstarb Paul PÖHLER, der Obermeister seiner Berufsgruppe.