Gastwirt des Schützenhauses - Paul Geilert und Familie

 
Paul

Alma

Paul Geilert
* 18.12.1879 Gera - Liebschwitz† 07.11.1950 Hermsdorf 

Alma Barbara Geilert geborene Hahn (2.Ehefrau)
* 27.12.1877 Marktschorgast † 24.11.1952 Hermsdorf

                   
Sterbeanzeige
Anzeige vom 16.11.1950
Ruhestätte
Ruhestätte Paul und Alma Geilert auf dem Friedhof Hermsdorf
   
Söhne / Schwiegertöchter von Paul  & Alma Geilert
   
 Otto Geilert Schwiegertochter Olga Geilert geborene Schilling
Sohn Otto Geilert
* 28.05.1902 Gera    04.01.1986 Friedberg
Schwiegertochter Olga Geilert geborene Schilling
* 30.09.1898 Hermsdorf   † 25.04.1977 Neumarkt-Sant Veit
Kinder von Otto & Olga Geilert
Erika Geilert verh. Langmann Hilde Geilert verwitwete Henkel

Kurt Geilert  
1. Ehe = Schwiegertochter Frieda Geilert geb. Krautwurst
Ilse Geilert verh. Pocher

Sohn Kurt Geilert

2. Ehe = Schwiegertochter Ilse Geilert geborene Pochert
 

Schützenhaus um 1935
Das „Schützenhaus“ um 1935

Schützenhaus
Das Hermsdorfer Schützenhaus 1931. Auf dem Gehweg stehen zwei Masten, unten befindet sich eine Tafel für Fahrpläne.
Auf dem Schild oben steht „Kraftpost Haltestelle“. Die erste Fahrt des Postautos zwischen Eisenberg und Hermsdorf,
fand am 11.07.1925 statt. In den 1930-er Jahren wurde die Liene nach Stadtroda erweitert.
 

Die Gastwirtschaft „Schützenhaus“

 

Am 28.05.1918 ging das Schützenhaus (außer den Schießanlagen) in das Eigentum von Paul Geilert über. Die Schützengesellschaft musste es auf Grund der schlechten finanziellen Lage verkaufen. Paul Geilert entwickelte es zu einem kulturellen und gesellschaftlichen Zentrum von Hermsdorf. Zahlreiche Vereine nutzten das Schützenhaus als Vereinslokal. Genannt seinen hier zum Beispiel:

  • Turnerbund Hermsdorf - Oktober 1922 Auszug aus dem Vereinslokal „Ratskeller“ (es wurde Gewerkschaftshaus) neues Lokal wurde das „Schützenhaus“. Weitere Infos

  • Thüringer Waldverein, desen Außenstelle befand sich im Schützenhaus Weitere Infos

  • Militärverein Weitere Infos

  • Keglerverein der Schützen

  • Maibaumgesellschaft (von denen es zeitweise drei in Hermsdorf gab und eine ihren Sitz dort hatte) Weitere Infos

  • natürlich der Schützenverein und andere.

Antrag Schuetzenhaus 1926
Antrag Paul Geilert zur Genehmigung des Maibaumsetzens vom 23.04.1926
Antrag
Paul Geilert selbst war Mitglied der Hermsdorfer Schützengesellschaft,
sein Sohn Kurt Schriftführer des Burschenvereins „Fidele Jungs“
 

Der Platz hinter dem Schützenhaus war der erste Hermsdorfer Sportplatz. Dort fanden große Sport- und Schützenfeste statt.

Am 20.07.1929 stellte Robert Kronfeld mit seinem Segelflug von der Wasserkuppe bis nach Hermsdorf /
Thüringen einen neuen Streckenweltrekord auf. Auf diesem Flug stellte er mit 2140 m gleichzeitig einen neuen Höhenweltrekord auf. Es war der erste Segelflug mit mehr als 2000 m Höhengewinn. In Hermsdorf landete er auf dem damaligen Sportplatz hinter dem Schützenhaus.

Unzählige Veranstaltungen und Bälle wurden im Schützenhaus veranstaltet. Im Jahr 1921 wurde das 50-jährige und 1931 das 60-jährige Jubiläum der Schützengesellschaft mit mehrtägigen Festen veranstaltet. Dazu mehr in der Chronik der Schützengesellschaft.

Sein Sohn Otto Geilert wohnte mit seiner Frau und den beiden Kindern Hilde und Erika bis 1927 bei seinen Eltern im Schützenhaus. Er arbeitete dann in Gera bei der Firma Zahles (Tapeten und Bodenbeläge) und die Familie zog nach Gera. Nach 1933 war er Fahrdienstleiter bei der Kriminalpolizei Weimar-Gera. Nach Ende des Krieges wurde er durch die Amerikaner interniert, da diese annahmen, er sei Geheimnisträger. Nach drei Jahren gab es ein Verfahren und er wurde von der Beteiligung an Kriegsverbrechen freigesprochen. Nach der Haft konnte er aus gesundheitlichen Gründen keine Arbeit mehr aufnehmen. Er erhielt die Auflage nie mehr in die alte Heimat zurück zu kehren, so lange die DDR besteht.

Kurt Geilert arbeitete bei der Firma Holzbauwerke Geißler - gleich neben dem Schützenhaus - in Leipzig und in der Hescho. Er wohnte viele Jahre im Schützenhaus und unterstützte dort in seiner Freizeit und zu besonderen Anlässen seine Eltern. Kurt Geilert hatte, mit seiner Frau und dem Kellner Otto Plötner den Ausschank im Saal. Otto Geilert war im großen Gastraum, seine Frau Olga in der Küche. Bei großen Schützenfesten bewirtschafteten Otto und Olga mit Hilfskräften die Festhalle, Kurt den Kastaniengarten mit Tanzdiele.

Auch die anderen Bewohner des Schützenhauses waren fest in den Betrieb eingebunden, so Barbara Bauch und Martha Zänglein, geborene Schilling.

Bedingt durch die Gleichschaltung der Vereine ab 1933, das Verbot der Schützengesellschaft  und der Beschlagnahme des Vermögens der Schützen wurde es im Schützenhaus etwas ruhiger. Nach kurzer Besatzungszeit der Amerikaner gehörte Hermsdorf zur Sowjetisch besetzten Zone. Hier waren die Schützengesellschaften, wie auch später in der DDR, als militärische Organisation unerwünscht. Nicht zuletzt deshalb stellt Paul Geilert am 30.08.1945 an den Gemeinderat von Hermsdorf den Antrag auf Umbenennung in >>„Gasthof zur Erholung“ vormals Schützenhaus Eigentümer Paul Geilert<< vornehmen zu dürfen.

Am 05.12.1945 erhielt Paul Geilert ein Schreiben, in dem ihm mitgeteilt wurde, dass sein Vermögen dem Sequester unterliege. Gleichzeitig wurde er beauflagt, den Gaststättenbetrieb weiter zu führen.

Mit Wirkung vom 16.10.1947 wurde durch den Gemeinderat die Umbenennung in „Gasthaus zur Erholung“ genehmigt, der Zusatz „vormals Schützenhaus“ durfte nicht verwendet werden.

Der Kellner des Schützenhauses Otto Plötner aus Hermsdorf erhielt am 10.01.1948 die Gewerbeerlaubnis zur Führung der Gaststätte Schützenhaus. Selbst der Gemeinderat nutzte in diesem Schreiben noch die Bezeichnung „Schützenhaus“.

Am 01.06.1948 wurde ein Treuhänder für das Unternehmen bestellt. Am 22.10.1948 wurde Paul Geilert wurde enteignet und das Vermögen in Volkseigentum überführt. Als Begründung wurden seine Mitgliedschaft in der NSDAP und die Mitgliedschaft seiner Söhne Otto in der SS und Kurt in der NSDAP angeführt. Diese Enteignung wurde nach der Wende neu geprüft und alle nur als Mitläufer eingestuft. Eine Rückübertragung konnte aber nicht erfolgen, da die Enteignung durch die Sowjetische Militäradministration erfolgt war.
Die Familie Kurt Geilert zug nach Eisenberg, wo Kurt an verschiedenen Stellen (zuletzt als Buchhalter im Porzellanwerk) gearbeitet hatte.

Vom 10.01.1948 bis 06.06.1949 bewirtschaftete Otto Plötner „Sochriesens Otto“ die Gaststätte „Schützenhaus“ als Pächter. Pfingstmontag, dem 06.06.1949 fand die letzte Tanzveranstaltung dort statt. Dann wurde die Gaststätte „Gasthaus zur Erholung“ (Schützenhaus) für immer geschlossen. Bis 1950 erfolgte der Abriss, wobei das Schützenhaus Stein für Stein abgerissen, die Steine für den Neubau der Ingenieurschule vorbereitet wurden.
Von 1950 - 1951 erfolgte, zum Teil auf dem Fundament des ehemaligen Schützenhauses, der Bau der Ingenieurschule für Keramik.

Der erste Bauabschnitt wurde am 18.10.1950 übergeben und gilt als Eröffnung der Schule. Die ersten 64 Absolventen nahmen ein Studium auf. Erster amtierender Direktor war Ingenieur Karl Krahl. Die Fertigstellung des 2. Bauabschnittes am 15.03.1951 erlebte Paul Geilert nicht mehr, er verstarb kurz vor seinem 71. Geburtstag am 07.11.1950 in Hermsdorf.

Gäste
Das Foto zeigt vorn die beiden Kinder von Otto Geilert Hilde und Erika. An der Tür zur Gaststätte Paul und Alma Geilert. Über den Fenstern rechts ist das Logo der Schützengesellschaft zu sehen, darunter das Logo „TD“ des Turnerbundes. Abgebildet sind Gäste des Schützenhauses (vermutlich aus Leipzig) die sich im Oktober 1928 bei Paul Geilert für mehrere Stunden guter Bedienung bedankten. Bei den älteren Hermsdorfern sind das Andenken an das Schützenhaus und Paul Geilert noch heute in guter Erinnerung.
 
Geschichte der Schützengesellschaft und des Schützenhauses siehe auch:

Chronik             Schützen Fotos aus der Geschichte
 
Seitenanfang