Eisenberger Str. 96 - Ehemalige Gaststätte ''Thüringer Hof'' - besser als ''Drecksche Schürze" bekannt

 

Die Gaststätte ''Thüringer Hof'' war eine der ältesten Gaststätten von Hermsdorf. Nur die Gaststätten ''Zum Schwarzen Bär'' (Ersterwähnung 1173) und ''Zur Linde''(Ersterwähnung 1612) sind nachweislich noch älter. In Hermsdorf, aber auch darüber hinaus, war die Gaststätte unter dem Spitznamen ''Drecksche Schürze'' oder einfach ''Schürze''' bekannt. Viele Hermsdorfer denken, dieser Name hätte etwas mit dem Personal und den Gästen, insbesondere den damaligen Werktätigen des größten Betriebes der Stadt, den Keramischen Werken Hermsdorf zu tun. Diese kamen in den Arbeitspausen in ihrer Berufsbekleidung ''über die Strasse'' in die ''Dregsche Schürze''. Tatsächlich hat diese Bezeichnung aber einen anderen Ursprung.

In den 1920er Jahren hatte die damalige Besitzerin der Gaststätte Anna Poser hinter dem Haus einen kleinen Garten, in dem sie oft verweilte und Arbeiten verrichtete. Ging sie dann wieder in die Gaststätte, wischte sie sich ihre Hände an der Schürze ab, die dann entsprechend aussah. Daher bekam die Gaststätte von den Gästen den Namen. Wie im Holzland üblich und typisch wurde dieser Name über Generationen weitergegeben und beibehalten. Dies ist nicht nur bei Objekten so sondern auch bei Personen. Zu DDR-Zeiten war der ''Thüringer Hof'' eine HO - Gaststätte, selbst über diese Zeit blieb der Spitzname erhalten.

 

Thüringer Hof

Thüringer Hof ca. 1930.
Bahnhofstrasse
Bahnhofstrasse (heute Eisenberger Strasse) - rechts im Bild das Gebäude mit dem runden Balkon, war die ''Villa Koch'' Wohnhaus des 1. Direktors des Porzellanwerkes. Später Wohnhaus und Verwaltung der HESCHO. Zu DDR Zeiten das Kulturhaus von Hermsdorf wurde es 1991 geschlossen, später zum Wohn- und Geschäftshaus umgebaut.  Die Gaststätte ''Thüringer Hof'' ist das zweite Haus auf der linken Seite. Übrigens - die Bezeichnung oben links neben Hermsdorf " S.A. " bedeutet Sachsen-Altenburg. Altenburg war Regierungssitz von Hermsdorf.
Die damalige Bahnhofstrasse - heute Eisenberger Strasse - der Thüringer Hof befindet sich im dritten Hausvon links, im ersten Bild oben das Haus mit den drei Streifen auf der Giebelseite.
Biergarten
Blick aus der Gaststätte "Thüringer Hof" (Schürze) in den Biergarten 1929 - rechts oben am Bildrand Baustelle des Gemeindehauses August-Bebel-Str. 10 und 12 (damals noch Uhlandstraße). Die Dame unter dem Baumlinks ist unbekannt, ebenfalls der Herr. Die Frau rechts ist die Gastwirtin Anna Poser, von ihr erhielt die Gaststätte den Spitznamen "Drecksche Schürze" oder kurz "Schürze". Klick im Bild oben auf die Baustelle für großes Bild oder auf die Dame / Wirtin für Ausschnittvergrößerungen.
 
Nach der Wende ging die Gaststätte in Privatpacht an Familie Peuckert. Zunächst war Frank Peuckert der Wirt, er gab es aus gesundheitlichen Gründen
Blick auf die Gaststätte 1956, dem Jahr der 700-Jahr-Feier. Die alte Reklame an der Giebelwand stand noch:
"Gasthaus Thüringer Hof - Gartenlokal - Inhaber Hugo Poser - Tel. 282". Das Haus trug in der Bahnhofstraße die Hausnummer 25, später die 40.
Über dem Eingang ist die Reklame "HO Gaststätte" zu erkennen. Im Vordergrund war ein Stadttor zur 700-Jahr-Feier errichtet.
Thüringer Hof

Bekannte Gastwirte sind:
Bis 1925 Hugo und Anna Poser
1925 - 1928 Franz Lorenz
1948 - 1952 Alfred Dölz
Zu DDR Zeit HO-Gaststätte, unter anderen als Wirte
Walter & Ursela Renk (1960 bis 1962) und
Walter Schmidt.

Nach der Wende ging die Gaststätte in Privatpacht an Familie Peuckert. Zunächst war Frank Peuckert der Wirt, er gab es aus gesundheitlichen Gründen dann an seine Frau Gisela ab und Tochter Heike ab.

Walter Renke an der Kaffeemaschine.
Walter Renke an der Kaffeemaschine.
Thüringer Hof
Auch dieses Foto ist schon wieder historisch, da die Kreuzung umgebaut und die Straße saniert wurde.
Thüringer Hof
Foto von 2003
Thüringer Hof
Foto 2010
Abschied am 01.04.2011
Am 31.03.2011 schloss die Gaststätte für immer. Am 01.04.2011 verabschiedeten sich Gisela Peuckert und ihre Tochter Heike Peuckert verh. Löbner von ihren Gästen und Freunden mit einer kleiner Feier. Gisela Peuckert wird nun ihren Ruhestand genießen, Tochter Heike kehrt zurück in ihren Beruf und arbeitet in der Mikroelektronik. Das Haus wurde 1994 vom Raumausstatter Schmidt gekauft und nun für sein Gewerbe genutzt. Damit ist die Geschichte der Gastwirtschaft beendet.