Chronik der Friedensschule 1544 - 1944

 

Vorbemerkung: Zahlreiche Heimatforscher haben die Geschichte der Hermsdorfer Schule aufgearbeitet. Wesentliche Inhalte trugen Wilhelm Bauer zusammen. Er forschte dazu in Kirchenunterlagen nach und stützte sich auf Veröffentlichungen von D. Dr. Phil. August Julius Löbe (1805 - 1900) sowie seines Sohnes Canon Ernst Löbe. Seine Arbeiten schrieb er mit Ausdrücken, Bezeichnungen und Redewendungen seiner Zeit und er übernahm solche aus den alten Unterlagen, die heute zum Teil kaum noch verständlich sind.
Zahlreiche "Abschriften" seiner Arbeiten - Kopierer gab es noch nicht - trugen zu Fehlern bei. Die nachfolgende Chronik basiert auf Unterlagen von Wilhelm Bauer, wurde aber in notwendiger Form überarbeitet und durch Fundsachen aus anderen Unterlagen ergänzt und erweitert. Neuere Angaben stammen zum Teil von Werner Serfling und Wolfgang Hühn sowie aus eigenen Nachforschungen

 
 

Die Hermsdorfer Volksschule ist ein Kind der Reformation. Die evangelischen Kirchenbehörden bemühten sich, dass überall in Städten und auf Dörfern deutsche Schulen gegründet wurden, in denen die Kinder
mit der neuen evangelischen Lehre bekannt gemacht werden sollten. Ausgebildete Lehrer gab es nicht, so glaubte man, in den Kirchnern oder Glöcknern die geeigneten Männer dazu gefunden zu haben. Diese Gehilfen der Pfarrer verstanden auch ein wenig, mit Kindern umzugehen, da sie in der katholischen Zeit mit den Knaben die lateinischen Gesänge und Gebete eingeübt hatten. Zu schwer schien die Unterrichtsweise nicht zu sein. Der Schulmeister prägt den Knaben, Mädchen brauchten nicht in die Schule zu gehen, den Katechismus, einige Gebete und Bibelsprüche ein, auch sang er mit den Kindern die neuen Lieder. Mit heller Stimme wurden diese dann am Sonntag in der Kirche gesungen. Orgeln gab es noch nicht auf unseren Dörfern. Auch das Lesen erlernte man in der neuen Schule. Zuerst wurden die Buchstaben eingeprägt, dann las man Silben und Wörter und zuletzt biblische Geschichten. Die begabtesten Schüler durften mit Federkielen auf Papier schreiben. Nur wenig wurde gerechnet.

Das Einkommen eines Schulmeisters war recht gering. 1544 erhielt der Lippersdorfer Kirchner
"4 Pfennige wöchentlich für einen jeden Knaben, so er zur Schule gehet ", dann von der Gemeinde Lippersdorf jährlich 11 Viertel Korn und 22 Brote, von Erdmannsdorf 6 Viertel Korn und 22 Brote. "Aus dem Gemeindeholz hat er 2 Klaftern Scheite zu Hauen. Auch den Kirchhof gebraucht er". Taufen, Trauungen und Hochzeiten brachten nur wenige Groschen ein. Der Lehrer fungierte als Hochzeitsbitter.
Der Hermsdorfer Schulmeister erhielt außer den Lippersdorfer ähnlichen Einnahmen noch eine Geldentlohnung aus der Kirchkasse. Im Laufe der Jahrhunderte sind die Bezüge öfters erhöht worden. Mit solch geringen Einkommen konnten sich der Lehrer und seine Familie nicht ernähren, deshalb übten sie oft noch ein Handwerk aus. Am vorteilhaftesten waren solche Berufe, wie Schneider, Weber, Bader usw., bei denen man die Kinder beaufsichtigen konnte. Da der Schulraum zugleich Wohnstube war, griff bei Abwesenheit des Schulmeisters die Frau in den Unterricht ein. Der Schulmeister wurde vom Pfarrer dem Superintendent empfohlen. Dieser prüfte ihn, bestätigte ihn und wenn es nötig war, setzte er ihn auch ab. Nach dem 30jährigen Kriege (1618 bis 1648) vollzog das Konsistorium zu Altenburg die Prüfungen, Einsetzungen und auch die Absetzungen.

Diese alte Schule war ein Anhängsel der Kirche und hat sich fast 300 Jahre lang in ihrem starren Zustande erhalten. Allmählich aber übernahm der Staat das Schulwesen und brachte es, angeregt durch große Pädagogen, zu hoher Blüte.

Nur spärliche Eintragungen in den Kirchen- und Kirchenrechnungsbüchern berichten über die ersten 100 Jahre der Schule. Mehr geht aus den Akten des Konsistoriums zu Altenburg hervor, welches nach dem 30jährigen Kriege das Schulwesen leitete. Löbe, der die Geschichte der Kirchen und Schulen beschrieb, nutzte für sein Werk diese alten vergilbten Schriftstücke.

Bis zum Jahr 1648 wurde der jeweils neue Schulmeister der Hermsdorfer Schule durch den Pfarrer dem Superintendenten empfohlen. Dieser prüfte und bestätigte ihn, konnte ihn aber auch absetzen. Nach 1648 vollzog das Konsistorium zu Altenburg die Prüfung, Ein- und Absetzung. Übrigens waren nach 1648 viele Familien so arm, dass sie das Schulgeld nicht zahlen konnten, hier half die Kirche.

1827
Das ehemalige Schulgebäude neben der Kirche, später „Kinderheim“ (Kinderheimgasse), gilt als ältestes Schulhaus in Hermsdorf. Unbelegt ist ein noch älteres, in der heutigen Alte Regensburger Str. 28. Im Jahr 1827 gab es in Hermsdorf zwei Schulen. Die Knabenschule wurde im selben Jahre aufwendig repariert und erweitert, so dass diese Reparatur einen Neubau gleich kam. Dennoch wurde kein zweckmäßiges Schulhaus daraus. Auf Beschluss des herzoglichen Konsistoriums im Jahre 1836 wurde eine neue (Mädchen-) Schule erbaut. Es wurde ein Stück Feld gekauft und 1837 mit dem Bau der Mädchenschule in der heutigen Schulstraße begonnen. Der Bau wurde im Sommer 1840 vollendet. Darin waren später untergebracht: Wohnhaus, Sozialversicherung, Berufsschule, Pionierhaus und heute Wohn- und Geschäftshaus (Zahnarztpraxis).

1837 - 1840 (siehe auch hier)
Während das in den Jahren 1837 - 1840 auf einem dazu erkauften Platze (nach 1945 „Haus des Kindes“-Berufsschule-Pionierhaus) erbaute Mädchenschulhaus zum Teil als Lehrerwohnung ausgewiesen war, blieb das Schulhaus „Kinderheim“ neben der Kirche den Knaben.

Bis 1840 war in Hermsdorf nur ein Lehrer beschäftigt, obwohl die Schülerzahl die 200 schon überschritten hatte. Ab 1840 kam ein zweiter Lehrer hinzu, gleichzeitig wurden Klassen für Jungen und Mädchen (getrennt) eingerichtet.
1868, bei der Neuorganisation der Schule (immerhin wurden bereits 168 Knaben und 149 Mädchen unterrichtet), wurde diese Trennung wieder aufgehoben, die Schule wurde vierklassig gestaltet. 1873 wurde ein dritter Lehrer eingestellt. Bei dieser Gelegenheit wurde das Schulgeld dermaßen erhöht, dass die Kinder der 1. Und 2. Klasse jährlich 6,00 Mark, die der 3. Und 4. Klasse je 4,50 Mark, die der 5. Und 6. Klasse je 3,50 Mark zu bezahlen hatten.

Um 1850 galt noch die Verfügung wegen des Läutens:

1. Das Schulläuten bleibt dem Knabenlehrer übertragen, wobei als selbstverständlich vorausgesetzt wird, dass der Lehrer einen Knaben zum Läuten auf den Turm schicken kann.
2. Der Knabenschullehrer hat das Läuten bei Taufen und Leichen männlichen Geschlechts, das heißt den Läuter und einen Knaben dazu, zu bestellen.
3. Bei ausbrechenden Feuersbrünsten soll das länger andauernde Feuerläuten im 1. Halbjahr der Knabenschullehrer, im 2. Halbjahr der Mädchenschullehrer besorgen. Von der Verpflichtung zum Glockenläuten bei dem gewöhnlichen Gottesdiensten und zum Aufziehen der Turmuhr wurde 1858 der Mädchenlehrer entbunden und diese Geschäfte einem besonderen Manne übertragen.

15.01.1853
Anordnung der Herzoglich – Sächsischen Kirchen und Schulinspektion: Von jedem Schulkinde wurden vierteljährlich 3 Pfennig Tintengeld verlangt. Bezüglich der Reinigung der Schule blieb es bei der bisherigen Festlegung, dass die größeren Knaben das Auskehren besorgen, dass der Pfarrer und der Gemeindevorstand mit dafür Sorge tragen, dass sich die Schulknaben nicht weigern dürfen, dieses Geschäft zu besorgen

1858
Von der Verpflichtung zum Glockenläuten (siehe 1850) bei dem gewöhnlichen Gottesdiensten und zum Aufziehen der Turmuhr wurde 1858 der Mädchenlehrer entbunden und diese Geschäfte einem besonderen Manne übertragen.
Der Hermsdorfer Schule wurden zur Gründung einer Schulbücherei von einem Förderer der Sache wertvolle Bücher geschenkt.
Dieser wertvolle Bestand ging am 09.04.1945 nach den Bombenangriffen verloren.

14.01.1859
Nach der Gründung des Dorfes und der Kirche hatten sich die Bauern verpflichtet, ihrem Kirchner als Entlohnung Korn und Brote zu reichen. Dieser so genannte Decem wurde abgelöst.

1862
Für die Knabenschulstelle, die eine Stelle der ersten Klasse war, betrug das Diensteinkommen 1862 mindestens 260 Taler (Thaler). Kirche, Gemeinde und Hausväter besoldeten den Lehrer. Der Staat zahlte nur eine geringe Ergänzungsrente von 2 Thalern, 26 Groschen, 1 Pfennig.
Der Lehrer erhielt aus der Kirchengasse jährlich eine Entschädigung für den Wegfall des Zympels (Klingelbeutels).7 Groschen und 5 Pfennig wurden für den Wegfall der Pfingstmaien ausgezahlt: In vergangenen Zeiten schmückten die jungen Burschen zu Pfingsten die Kirche mit vielen kleinen Bäumen, meistens waren es Fichten und Birken. Nach den Festtagen säuberte der Schulmeister und verwendete die halb dürren Bäume in seinem Haushalt. Förster und Bauern klagten des öfteren über die Schäden in Wäldern. Die jungen Burschen, versteckt hinter dem Laubwerk, trieben während des Gottesdienstes allerlei Unfug. In der Fürstlich - Sächsischen Landesordnung von 1589 und 1742 lesen wir: „Auf den Dörfern ist es eingerissen, das auf den Emporen das junge Volk auffällt, es ungebärdig stößt, auch wohl Steine, Sträuße, Blumen und dergleichen auf das Weibervolk herab wirft“.

Die Kirchenbehörde verbot den Maienschmuck in den Kirchen. Da sich aber der Lehrer in seinem Einkommen geschmälert sah, wurde ihm eine Entschädigung bewilligt. Zur Kirchweih sang der Lehrer mit den Kindern oder ließ die Adjuvanten blasen, wofür er eine geringe Entschädigung erhielt.

1868
Neuorganisation der Schule (immerhin wurden bereits 168 Knaben und 149 Mädchen unterrichtet), wurde diese Trennung wieder aufgehoben, die Schule wurde vierklassig gestaltet. 1873 wurde ein dritter Lehrer eingestellt. Bei dieser Gelegenheit wurde das Schulgeld dermaßen erhöht, dass die Kinder der 1. Und 2. Klasse jährlich 6,00 Mark, die der 3. Und 4. Klasse je 4,50 Mark, die der 5. Und 6. Klasse je 3,50 Mark zu bezahlen hatten.

02.09.1870
Einkesselung und Gefangennahme einer ganzen französischen Armee, einschließlich von Kaiser Napoleon III., damit Entscheidung im Deutsch – Französischem Krieg.
Große Freude bereitete den Kindern das „Sedanfest“ an jedem 2. September (in Erinnerung an den Sieg der preußisch – deutschen Truppen. Dieses Fest wurde ein jedes Jahr, bis zum Ende des 2. Deutschen Kaiserreiches gefeiert.
Der Feiertag "Sedanfest" wurde durch die Weimarer Republik wieder abgeschafft - siehe dazu hier.

1871 - 1892
Das Kriegerdenkmal für die gefallenen Hermsdorfer im Deutsch – Französischem Krieg von 1870 / 71 stand bis 1892 auf der heutigen Kreuzung Eisenberger Straße / Schulstraße / Felsenkellerweg. Im Felsenkellerweg entstand ein Sägewerk. Da es durch das Denkmal Probleme gab, mit den Langholzwagen um die Kurve zu fahren, ließ der Fabrikbesitzer das Denkmal zu Volksschule umsetzen. Dies erfolgte 1892, da aus diesem Jahr neue Dokumente eingelagert wurden - siehe 16.07.1892.

Am 29.04.1872 wurde der Grundstein für ein neues Schulgebäude gelegt und am 02.11.1873 die Einweihung vollzogen. Heute befindet sich dort die Musikschule. Das alte Gebäude mit seinem Gärtchen blieb im Besitz der Kirche.

Die alte Schule war also sehr eng mit der Kirche verbunden. Dieser Zustand erhielt sich vom Ende des 16. Jahrhunderts bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts, also rund 300 Jahre. Seit dem hat die Kirche für die Schule gesorgt, bis über das Jahr 1885 hinaus, in dem in Hermsdorf Schule und Kirche wirtschaftlich getrennt wurden. Denn 1885 waren der Schule nicht nur die Kantorei, die die Kirche 1840 erbaut hatte, ohne jedes Entgeld überlassen, sondern es wurden ihr auch 21000 Mark in bar als „Mitgift“ gegeben, und lange Jahre 5/12 des Reinertrages der Kirchenhölzer.

Die alte Schule neben der Kirche wurde seit 1896 als Kinderheim für Hermsdorf genutzt. Treue Schaffnerin und zeitweise Kinderheimsdame zugleich war viele Jahre Agnes Oßwald, die im Jahr 1922 verstarb. Die Räume hatten allerlei Mängel, sie waren entschieden zu finster und niedrig. Auch ein Anbau um 1900 getätigt, hatte die Übel nicht beseitigen können. So trug man sich ernsthaft mit dem Plane, ein Kinderheim zugleich mit einem evangelischem Vereinshaus zu bauen. Der Plan wurde nicht nur ernsthaft erwogen, es wurde auch der Versuch unternommen, die etwa 50000 Mark für den Neubau sicherzustellen. Der erste Weltkrieg machte jedoch, wie vieles andere auch, diesen Plan zunichte.

Aber gerade in diesen Jahren hat sich das Kinderheim, vorsorglich auf Kosten der Kirche, bewährt. Als mit fortdauerndem Kriege der Hunger immer größer wurde, wurde über viele Monate an rund 200 Kinder täglich für 10 Pfennig eine warme Mahlzeit ausgegeben.

Nach der Novemberrevolution sind die Kinder nicht mehr zum Heim gekommen. Dazu wurde das Fräulein krank. Vor allem machte die wachsende Entwertung des Geldes durch die Inflation die Erhaltung der Anstalt kaum noch möglich. Danach tagten noch für einige Zeit Jugend- und Frauenverein, das Haus als soziale Anstalt, stellte wenig später seine Tätigkeit ein. Bis weit über die Jahre des 2.Weltkrieges hinaus wurde es als Mietshaus genutzt.

1885
Die alte Schule war also sehr eng mit der Kirche verbunden. Dieser Zustand erhielt sich vom Ende des 16. Jahrhunderts bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts, also rund 300 Jahre. Seitdem hat die Kirche für die Schule gesorgt, bis über das Jahr 1885 hinaus, in dem in Hermsdorf Schule und Kirche wirtschaftlich getrennt wurden. Denn 1885 waren der Schule nicht nur die Kantorei, die die Kirche 1840 erbaut hatte, ohne jedes Entgeld überlassen, sondern es wurden ihr auch 21.000 Mark in bar als „Mitgift“ gegeben, und lange Jahre 5/12 des Reinertrages der Kirchenhölzer.

16.07.1892
Abschrift von Werner Serfling einer Urkunde die sich im Kriegerdenkmal an der Friedensschule befand (siehe 1871 - 1892 und 26.05.1951):

„Die Zeiten sind jetzt nicht die Besten zu nennen. Handel und Wandel sind seit einigen Jahren sehr zurückgegangen, was wir nur den Sozialdemokraten zu verdanken haben, weil selbige nur 8 -stündige Arbeitszeit beantragen. Die Unternehmerbauten liegen daher ganz im Argen. Die Ernte ist hier in unserer Flur sehr schön, dagegen anderweitig leidlich, mitunter ganz schlecht, weil es so sehr an Regen fehlt.
Das Pfund Brot kostet 14 Pfennig
Das Pfund Butter kostet 1,10 Mark
Das Pfund Fleisch kostet 50 – 70 Pfennig
Ein Zentner Kartoffeln kostet 4 Mark
Ein Zentner Roggen kostet 12 Mark
Ein Zentner Weizen kostet 12 Mark
Ein Zentner Hafer kostet 7 – 8 Mark
Einwohnerzahl 1900 Köpfe
Lehrer 3
Pastoren 2
Doktoren 1
Bis zum Jahre 1889 war eine schöne goldene Zeit für die hiesigen Einwohner, da alles in Zufriedenheit lebte, die Gemeinde, Kirche und Schule in guten Vermögensverhältnissen lebten.
Bis zum Frühjahr 1889 die Porzellanfabrik von Herrn Koch am Bahnhof gebaut wurde, selbige brachte viele Menschen nach hier, infolgedessen die Gemeinde viele Lasten bekam.
Hermsdorf, den 16. Juli 1892 Otto Voigt Gustav Beyer
"

1896
Die alte Schule neben der Kirche wurde seit 1896 als Kinderheim für Hermsdorf genutzt. Leiterin war viele Jahre Agnes Oßwald, die im Jahr 1922 verstarb.

Ausschreibung zum Ausbau der Schule

1898
Bau der Turnhalle der Schule (es war ein Holzbau mit Lehmfussboden).

1900
Die Räume des Kinderheimes hatten allerlei Mängel, sie waren entschieden zu finster und niedrig. Auch ein Anbau um 1900 getätigt, hatte die Übel nicht beseitigen können. So trug man sich ernsthaft mit dem Plane, ein Kinderheim zugleich mit einem evangelischem Vereinshaus zu bauen. Der Plan wurde nicht nur ernsthaft erwogen, es wurde auch der Versuch unternommen, die etwa 50000 Mark für den Neubau sicherzustellen. Der erste Weltkrieg machte jedoch, wie vieles andere auch, diesen Plan zunichte.
Aber gerade in diesen Jahren hat sich das Kinderheim, vorsorglich auf Kosten der Kirche, bewährt. Als mit fortdauerndem Kriege der Hunger immer größer wurde, wurde über viele Monate an rund 200 Kinder täglich für 10 Pfennig eine warme Mahlzeit ausgegeben.

1905 bis 1906
Nach der Jahrhundertwende wurde neben der Volksschule ein zweites Schulhaus errichtet. In seinem, von der Schulstraße aus gesehen, linken (südwestlichem) Gebäudeteil war bis nach dem 2. Weltkrieg die Mittelschule untergebracht, der mittlere Teil wurde als Volksschule genutzt.
Die Einweihung erfolgte am 24.04.1906, heute befindet sich dort die Musikschule.

1909
Das Kriegerdenkmal für den Deutsch-Französischen Krieg von 1870–1871 (umgangssprachlich auch „Siebziger Krieg“) wurde umgesetzt und stand bis zum Abriss 1955 vor der Schule.

04.04.1910
Einweihung der neuen Schule und erstmals wurde die Mittelschule eingeführt. In die Mittelschule konnten Kinder mit guten Leistungen von der 1. bis zur 4. Klasse aufgenommen werden.
Die Klassen der Mittelstufe erhielten wieder die 1 bis 6, wobei die
Klasse 1 der Mittelschule dem   5. Schuljahr,
Klasse 2 der Mittelschule dem   6. Schuljahr,
Klasse 3 der Mittelschule dem   7. Schuljahr,
Klasse 4 der Mittelschule dem   8. Schuljahr,
Klasse 5 der Mittelschule dem   9. Schuljahr und
Klasse 6 der Mittelschule dem 10. Schuljahr entsprach.

1911 oder 1912
Abriss der alten Turnhall (Holzbaracke) und Neubau der Turnhalle.

1918/19
Nach der Novemberrevolution wurde das Kinderheim neben der Kirche für einige Zeit von Jugend- und Frauenvereinen genutzt, dann nur noch als Mietshaus.


Nach dem 1. Weltkrieg (01.08.1914 bis 11.11.1918) wirkten die Quäker auch in Hermsdorf. Bis zum 26.09.1924 wurden in der Turnhalle der Schule, heute 2. Staatliche Grundschule „Friedensschule“, über einen Zeitraum von 6 Jahren bedürftige Hermsdorfer Kinder versorgt. Siehe hier

1919
Nach der Weimarer Verfassung von 1919 wurden Staat und Kirche getrennt. Die Schulaufsicht fiel nun dem Staate zu.
Der Religionsunterricht war weiterhin fester Bestandteil des Unterrichtes. Auch in der Schulzeit von 1933 bis 1941 war das so: vom 3. Schuljahr an (1935), bis zur 8.Klasse (1941) wurden die Schüler in Religionslehre und Lebenskunde unterrichtet.

1922
Hedwich Tauscher kam sofort nach Ausbildung 1922 nach Hermsdorf, sie eine der ersten weibliche Lehrerin. Entsprechend schwer war es für sie. Ihre beste Freundin war Johanna Acker verh. Swobota die sie oft besuchte. Im Jahr 1926 wurde sie in den Thüringer Wald versetzt und hat dort geheiratet (Trautloff).

Dezember 1928
In der Hermsdorfer Volksschule werden 9.600,- RM an Haushaltsmittel verbraucht.

16.04.1928
Gustav Lehmuth (Naumburger Straße 16) ist Rektor der Realschule.

12.06.1928
Im Ratskeller Hermsdorf fand eine gemeinsame Sitzung des Gemeinderates und der Schulen statt. Gegenstand der Aussprache der Schulumbau - drei Varianten wurden besprochen:
1. Bau einer Baracke
2. Aufstockung der alten Mädchenschule
3. Neubau.

11.02.1930
In einem Schreiben verlangt der Gemeinderat, dass die Schüler für die Unterstellung ihrer Fahrräder im Fahrradstand der Schule im Quartal 50 Pfennig bezahlen sollen.

01.07.1930
Der Schulvorstand gilt als aufgelöst, künftig sollte ein Schulausschuss gebildet werden.

15.09.1932
Schüler der Realschule nahmen am Ortswettkampf auf dem Sportplatz der BAUSI teil. Der Unterricht fiel aus, alle nicht beteiligten Schüler wurden als Zuschauer eingeteilt.

02.05.1933
Das Ministerium ordnete ab sofort die Durchführung von Schwimmunterricht und die Teilnahme am Religionsunterricht für alle Schüler an. Lehrern und Schülern wird gestattet nationale Abzeichen zu tragen. Die Schulleitung bestellte außerdem eine "ausreichende Anzahl" Hitlerbilder.

20.01.1941
Für die Schüler fand eine Theaterfahrt nach Gera statt, gezeigt wurde "Das tapfere Schneiderlein"

Dezember 1941
In der Hermsdorfer Volksschule wurden 23.900,- RM an Haushaltsmittel verbraucht.

26.02.1942
Auszug aus einem Protokollbuch der Schule: "Die Schüler müssen abermals angewiesen werden die von ihnen benützten leeren Schokotrunkflaschen zurückzubringen. Klassen in denen wieder leere Flaschen vorgefunden werden sollen eine Woche vom Trinken ausgeschlossen werden." Trotz der schlechten Versorgungslage gab es für die Schüler Schokotrunk.

14.07.1942
In einer Lehrerkonferenz der Mittelschule wurden die Verteilungen der Klassen für das kommende Schuljahr 1942 / 43 festgelegt.

Klassenlehrer Klasse 1 * Klasse 2 * Klasse 3 * Klasse 4 * Klasse 5 * Klasse 6 * Summe
  Berta Hoffmann Anne-Marie Leßmann Gotthilf Kohl Anneliese Hochstein Otto Queißner Erich Leßmann  
Jungen 21 23 20 18 10 10 102
Mädchen 17 11 6 4 5 3 46
Zusammen 38 34 26 22 15 13 148

* Klassenstufen = hier als Aufstellung der Mittelschule (siehe 04.04.1910) In die Mittelschule wurde damals (wie heute in das Gymnasium) nach der 4. Klasse gewechselt.

 
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