Tagebuch Familie Otto Steingrüber 1910 bis 1964 |
Bemerkung zur Abschrift |
Zu den Personalangaben zu Beginn wurden einige Ergänzungen
eingefügt und alle zusammengefasst zu Beginn aufgelistet. Außerdem
wurden alle Datumsangaben zur besseren Übersicht vorangestellt, auch
wenn diese im Text erschienen. Sonst entspricht die Abschrift dem Original,
so wie dieses - über drei Generationen - niedergeschrieben wurde. Obwohl dieses Tagebuch viele persönliche Dinge enthält, wurden alles hier mit aufgenommen. Spiegeln die Aufzeichnungen doch die Ereignisse, Sitten und das Leben ihrer jeweiligen Zeit wieder. So erfahren wir etwas über die damaligen Krankheiten, z.B. starben viele Personen an für heutige Verhältnisse "leichte" Krankheiten. Wir erfahren viel über Preise, Verdienste und einiges zur Stadtgeschichte. |
Unser
herzlicher Dank an die Nachkommen, die uns dieses Material zur Verfügung stellten und die Veröffentlichung genehmigten. |
![]() ![]() Oben: Auszug aus dem Originaltagebuch, unten: Hochzeitsfoto |
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Tagebuch
für Familie Otto Steingrüber
Mit Gott fang an, mit Gott hör auf, das ist der beste Lebenslauf! Meine Eltern und Geschwister! Vater: Johann, Christian, Gottlieb Steingrüber Mutter: Christiane, Therese, Henriette Steingrüber
geb. Plötner Schwester: Martha, Minna Steingrüber Bruder: Christian, Friedrich, Hermann Steingrüber Bruder: Friedrich, Richard Steingrüber (Gerüstbaugeschäft
in Köln) Bruder: Friedrich, Louis, Traugott Steingrüber (Forstbeamter) Schwester: Emma, Martha Steingrüber Schwester: Emma, Angnes Steingrüber Schwester: Anna, Klara Steingrüber * 04.10.1894 † 03.05.1973 verwitwet 1. Ehe mit Martha Serfling aus Schleifreisen verheiratet 2. Ehe geborene Wally Keil aus Osterfeld bei Zeitz Bruder: Karl, Otto Steingrüber (Obstpächter) Bruder: Karl, Louis Steingrüber Bruder: Hugo, Emil Steingrüber Eltern und Geschwister von Klara Vater: Karl, Friedrich, Gräfe - Schirrmacher Mutter: Hulda Gräfe geb. Schöppe Schwester: Anna Gräfe verh. Schröder Schwester: Frieda Gräfe verh. Busch Schwester: Elsa Gräfe verh. Planer Schwester: Ida Gräfe verh. Richter Pflegebruder: Karl Winter Adressen H. Steingrüber Düsseldorf a. R., Ellerstr. 64 |
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Lebenslauf
Ich Karl Otto Steingrüber, bin als fünfter Sohn, des Fuhrmann
Christian Steingrüber am 03.04.1887 in Hermsdorf Sachsen-Altenburg
(Westkreis) geboren. Meine Mutter war Henriette Steingrüber, geborene
Plötner. Ich wurde (am 10.04.1887) evangelisch getauft und in diesem
Sinne erzogen. Ich besuchte dann von meinem 6. bis 14. Lebensjahr die
Volksschule. Nach meiner Konfirmation arbeitete ich zwei Jahre in der
hiesigen Porzellanfabrik, dann habe ich 3 Jahre bis 1906 in den Sommerhalbjahr
mit meinem Bruder Hermann mit Obst und Beeren gehandelt und erlernte in
den Winterhalbjahren das Leitermachen. 27.04.1911
wurden wir mit einem kleinen Mädchen beschenkt und am 10. November
getauft auf 12.11.1911 schlachteten wir das erste Schwein. Ich war noch krank, an eiternder Mandelentzündung. 1912 Anfang des Jahres
hatte Klara immer viel Zahnschmerzen. Im Juni 1912 Liesbeth krank an 04.08.1911 fing ich
in der Fabrik (Stanzerei) an zu arbeiten. Im November hatte ich wieder
eiternder 20.04.1911 Frieda
Hochzeit, mit Paul Busch Leipzig. Im Mai lag ich an Gelenkrheumatismus
wieder. Am 2. Mai Februar 1914 Liesbeth
schwer krank an Lungen- und Rippenfellentzündung. Dr. Adrian. Im
März hatte ich wieder 02.08.1914 Sonntag
- 1. Mobilmachungstag - war Bruder Traugott hier und nahm Abschied von
Mutter und 13.10.1914 musste Bruder Traugott ins Feld nach Russland. 15.10.1914 Bruder
Albin auf der Fahrt nach Belgien. Ende Oktober Bruder Albin verwundet
am Bein, bei 07.11.1914 erhielten
wir die traurige Nachricht, dass unser lieber Bruder Traugott am 2. des
Monats, 01.12.1914 erhielten
wir wieder eine traurige Nachricht, dass Minnas einziger Sohn Erich, im 04.12.1914 Klara ging
zum Begräbnis nach Windischenbernsdorf. Bruder Albin war um diese
Zeit auf Urlaub. 08.12.1914 Liesbeth krank an Lungenentzündung. Dr. Adrian. 10.12.1914 Bruder Louis muss wieder ins Feld nach Frankreich. Bruder Albin bleibt vorläufig in Berlin. 19.12.1914 schlachten
wir wieder. Schwein war von unserer Mutter. Bruder Richard war auf Besuch
hier. 01.02.1915 zog Traugott
seine Frau Frieda nach Hermsdorf, Rodaer Straße. Mitte Februar rückt
Karl ins Feld 20.02.1915 die ersten
Brotmarken verteilt, auf den Kopf 4 Pfund Brot die Woche. 04.03.1915 verunglückte
ich, kam beim Ausspannen in die Maschine, wobei ich mir die ganze Hand 05.03.1915 wurden
die Kartoffelbestände jedes Einzelnen, durch die Gemeinde aufgenommen
(2 Zentner) und 06.03.1915 war ich
morgens beim Arzt und denk, dass ich bald wieder arbeiten kann. Zur gleichen
Zeit hatte 08.03.1915 versuchte
ich wieder zu arbeiten, es ging aber noch nicht vom Besten, an den Daumen
immer noch 09.03.1915 erhielt
ich von Bruder Hermann aus Danzig Nachricht, dass er eingezogen ist, zum
Landsturm Btl. I. 10.03.1915 Bruder Albin seine Tochter gestorben. 2 Jahre alt. 11.03.1915 Bruder
Albin kam 6 Tage auf Urlaub Begräbnis. 15.03.1915 Liesbeth hat großes Fieber 16.03.1915 Nachricht von Frieda, sind am 15.03. morgens mit einem Mädchen beschenkt worden. 17.03.1915 Klara und Liesbeth reisen nach Leipzig, zur gleichen Zeit fährt Bruder Albin mit fort. 28.03.1915 Schwager Hermann Diener hat Order bekommen und muss sich am 31.03. in Altenburg stellen. 29.03.1915 bekomm ich einen Schlaganfall in der Fabrik, Nachmittag 4.00 ich wurde nach Hause getragen. 30.03.1915 Klara kam von Leipzig zurück. 31.03.1915 Schwager
Hermann Diener muss fort und kommt nach Cöln-Nippes Ersatz Btl.,
Res. I.R. 27. 03.04.1915 mein 28.
Geburtstag und ich konnte das erste Mal das Bett wieder verlassen. Es
ging aber noch 04.04.1915 war Ostern,
es war wieder ein Fest ohne alle Freunde ich krank und immer noch der
schreckliche 19.04.1915
fuhr ich nach Jena zur Untersuchung, soll mich schonen und viel Ruhe, dann
kann ich auch alt 21.04.1915 Herbert hat seinen 5. Geburtstag, er ist ein
großer strammer Junge auf sein Alter, hoffentlich wird 26.04.1915 war ich zur Kriegsmusterung in Roda, vorläufig
nicht verwendungsfähig. Bruder Albin war 14 Tage 30.04.1915 Klara in Gera hat ein Sofa in die Küche gekauft für 30 M. 10.05.1915 hab ich die Arbeit wieder in der Fabrik aufgenommen. Es ging aber noch nicht vom Besten. 23.05.1915 Pfingstfest Schwager Hermann Diener war auf
Urlaub. Ersten Feiertag waren wir mit den Kindern 11.07.1915 gab es Brot zu Lagen 700 Gramm für Leute
die schwer arbeiteten und nicht auskamen. Der liebe 16.07.1915 regnete es auch wieder aber nicht von Bedeutung, es war immer noch trocken. 29.07.1915 war ein schöner Regen. Obst gab es viel, es war aber auch teuer. 03.09.1915 abends brannte Wetzels Sägewerk in der Schulstraße völlig nieder. 04.09.1915 bekommen wir Brot zu Lagen jeder Kopf ½
Pfund mehr also 4 ½ Pfund. 8 Tage später wurde das 14.10.1915 musste ich wieder zur Musterung nach Roda und wurde eingestellt Garnisonsdienstfähig. 18.10.1915 Klara ließ sich fünf Zähne ziehen, sie hatte immer viel Zahnschmerz. 20.10.1915 bekomme ich Order nach Altenburg und am 02.
November, die paar Tage vergingen schnell und ich 24.10.1915 haben wir uns noch ein Familienbild machen
lassen. Mir fiel es ja leicht das Fortmachen, die 02.11.1915 Heute musste Otto fort nach Altenburg, aber
nicht lange, denn abends kam er schon unverhofft 11.11.1915 musste Otto sich in Merseburg melden. Diesmal
war aber unsere Hoffnung vergebens; denn er 13.11.1915 Nachricht erhalten. Es ging alles gut, Otto seine Adresse lautete 7. Landsturm Inf Ers. Batt., 4 Komp., Merseburg. Hier musste er Gefangene bewachen. Er hatte es sonst aber gut. 24.11.1915 feierte ich meinen 27. Geburtstag. Aber leider eine gedrückte Stimmung. 28.11.1915 Nachricht von Schwägerin Berta, ihr Sohn
Max im Alter von 12 Jahren an Scharlach gestorben. Ihr 29.11.1915 Liesbeth hat wieder fürchterlich Fieber.
Arzt Dr. Wulschner konstatierte Keuchhusten. Liegt schon 05.12.1915 Otto kam zwei Tage auf Urlaub. Die Freude war
groß. Herbert kann sich von ihm nicht trennen. 15.12.1915 mit Liesbeth geht es wieder besser, aber der
Husten quält sie immer noch sehr. Ebenfall darf man 25.12.1915 heute sind traurige Weihnachten. Die Kinder
haben zwar Freude an ihren kleinen Weihnachtsgaben, 01.01.1916 Otto kommt zu unserer Freude abends auf zwei
Tage Urlaub. Somit haben wir das neue Jahr ganz 04.01.1916 war ich in Gera und habe verschiedenes gekauft.
Kostüm, das Pfund Speck kostet 2,15 M, Butter 1 M 06.01.1916 Liesbeth spring jetzt wieder in der Stube herum. Herbert hat schlimme Hände. 15.01.1916 heute ist herrliches Wetter grad ein Frühjahr.
Habe meine Unterstützung geholt. Bekomme den 25.01.1915 Herr Kunze bringt gute Nachricht von Otto. 01.01.1916 Heute früh ½ 5 Uhr ausgerückt
nach Eisenberg, mit uns fünf Frauen, um uns etwas zum Leben zu 05.02.1916 Sehr herrliches Wetter, schöner ist es
im Sommer auch nicht, die Leute holen alle feste Holz, aber 10.02.1916 Heute gibt es zum ersten Mal wieder Schnee.
Herbert habe ich in der Schule angemeldet. Karl 12.02.1916 Sehr kalt. Wollen soeben zur Bahn und unseren
lieben Vater abholen. Hat einige Tage Urlaub. 13.02.1916 Sehr schlechtes Wetter, schade. Können
nun nicht spazieren gehen. Abends waren wir einige 14.02.1916 Viel Regen. Die Gemeinde verteilt Brikett an bedürftige Familien, jeder einen Zentner. 17.02.1916 Früh 8 Uhr musste unser lieber Vater wieder
fort. Die paar Tage sind sehr schnell vergangen. Hätten 19.02.1916 Gute Nachricht von Otto erhalten. Noch immer viel Regen. 24.02.1916 Frieda hat mir in Leipzig noch etwas Kaffee und Kakao besorgt. Alles sehr teuer. 29.02.1916 Die Gemeinde hat gute Molkereibutter zu verkaufen, das Pfund 2,40 M. 01.03.1916 Otto schickt durch Herrn Kunze ein Paket mit
Apfelsinen und verschiedenen. Die Freude ist sehr 04.03.1916 ein sehr herrlicher Tag. Liesbeth hat noch tüchtig Husten. 07.03.1916 Heute ist ein großer Freudentag für
uns. Früh ½ 6 Uhr rückten Herbert und ich nach Merseburg,
um 12.03.1916 Hatte ich ein Zahngeschwür tüchtige Schmerzen und dicke Backe. 20.03.1916 Otto sein Hals ist wieder besser. Mit mir geht es ebenfalls wieder gut. 24.03.1916 Otto kam unverhofft auf Urlaub. 25.03.1916 Tüchtig reinemachen. 26.03.1916 Gera gefahren, Möbel gekauft. 27.03.1916 Ein Tag des Schreckens. Ziehe heute um nach
Naumburger Strasse 33. Tüchtig schuften. Hier ist es 28.03.1916 Viel Arbeit, tüchtig räumen. 29.03.1916 Otto reist wieder ab. 05.04.1916 Schwägerin Klara von einem Mädchen entbunden worden. 10.04.1916 Fahre wieder in die Stöcke. Es sind Holzzettel
verteilt worden. Jeder kann Stöcke heraus tun soviel 12.04.1916 Schwägerin Martha abgeholt, kommt 10 Tage auf Urlaub. 16.04.1916 Waren heute bei Schwager Hermann Diener zum
Palmsonntag. Olga kommt aus der Schule, leider 20.04.1916 Soeben komme ich von Schleifreisen und habe
Milch und Butter geholt, hier gibt es keine. Nicht 23.04.1916 Zum zweiten male feiern wir Ostern in dieser
traurigen und eisernen Zeit. Das Wetter ist ja ganz nett, 26.04.1916 Die Kartoffeln sind sehr knapp. Auf den Kopf
kommen täglich 1 ½ Pfund. Die Leute erdrücken sich 27.04.1916 Haben Fleischzettel erhalten. Jeder muss sein
Fleischbestand aufschreiben. Es gibt jetzt 29.04.1916 Unser lieber Vater kommt auf Urlaub. 30.04.1916 Heute ist es sehr schön. Gehe spazieren
nach Ziegenböcke und Klosterlausnitz. Liesbeth macht 01.05.1916 Ein Tag des Gedenkens. Um Mitternacht sind
alle Uhren um eine Stunde vorgerückt worden. 02.05.1916 Heute ist Jahrmarkt, aber leider nicht viel.
Auch sind heute Zuckermarken ausgegeben, der Kopf 03.05.1916 war mit Liesbeth beim Arzt. Hat chronisch Keuchhusten.
Abends ¼ 6:00 Uhr macht unser lieber 05.05.1916 Frieda kommt mit Mann und Kindern wieder zurück von Leipzig. 07.05.1916 Waren heute spazieren in Klosterlausnetz mit
Schwestern und Mutter. Liesbeth macht wieder mal 10.05.1916 Frieda ihr Mann macht wieder fort nach Frankreich. Der Abschied fällt sehr schwer 15.05.1916 das ganze Vieh muss heute angemeldet werden.
Auf dem Rathaus ist alles zum Ort rücken. Die 19.05.1916 gestern und heute ging es ins Holz. Es ist
sehr schönes Wetter, die Felder sehen sehr grün aus. 20.05.1916 Früh 8.00 Uhr kam ein Flieger und landete
draußen am Schützenhause. Die Reparatur dauerte 25.05.1916 Kartoffel und Gurken sind sehr schön. 03.06.1916 unser lieber Vater kommt abends 7 Uhr auf Urlaub.
Herbert geht Ihnen abholen. Es ist schlechtes 04.06.1916 Waren spazieren in Ziegenmühle. 05.06.1916 tun feste Stöcke raus. 08.06.1916 Otto fährt 08.15 Uhr wieder in die Garnisonen. Nun sind wir wieder allein. 10.06.1916 Heute gibt es Brotzulagen. Der Kopf erhält
200 g mehr. Dagegen gibt es weniger Fleischmarken, der 11.06.1916 Pfingsten sehr schlechtes Wetter, windig, kalt und Regen. Wir gehen nicht spazieren. 13.06.1916 tüchtig Regen. Das Heu steht schon acht Tage, hoffentlich wird nun bald anderes Wetter. 20.06.1916 endlich trifft Heuwetter ein. Es gibt überall tüchtig Arbeit, denn es fehlt doch sehr an Arbeitskräften. 28.06.1916 waren das erste Mal in den Heidelbeeren. Es
gibt nicht sehr viel. Leute gibt es mehr als 03.07.1916 abends 7 Uhr gab es ein starkes Gewitter, der
Blitz schlug in die Stallungen von Bauer und Plötner 10.07.1916 Heute gibt es wieder Freude, unser Vater kommt
auf Urlaub bis zum 16., wollen es uns aber 17.07.1916 Nachricht von Karl, dass er verwundet ist, ein Streifschuss an Kopf, liegt im Lazarett zu Staßfurt. 20.07.1916 ist ein großer Lazarettzug durch, ach diese armen Menschen. 01.08.1916 jetzt gibt es Buttermarken, der Kopf erhält
wöchentlich 90 Gramm. Fleisch bekommen wöchentlich 04.08.1916 drei Tage verreist, bei meinem Mann, war herrlich. 12.08.1916 Otto kam unverhofft auf Urlaub. Mit ihm auch
Schwager Louis und Albin. Feiern mal ein fröhliches 20.08.1916 Louis macht nach Köln. 25.08.1916 Lebensmittelkarten werden verteilt. Hierauf gibt es Gries, Nudeln, Hering, was alles zum Haushalt gehört; denn ohne Karte bekommt man nichts mehr. 30.08.1916 Waren mit Liesbeth in Jena in der Klinik, Dr.
Wulschner ihren Rachen ausgepinselt und die Nase 05.09.1916 War mit Schwester Frieda in Kursdorf bei meiner Freundin ein schöner Spaziergang. 15.09.1916 Karl und Schwager Albin Schröder sind
beide auf Urlaub, unser Vater ebenfalls. Ein Fest der Freude 20.08.1916 Schwager Louis ist seit 12. September an der Somme vermisst. 25.09.1916 In Scheiditz nach Kartoffeln der Zentner kostet
vier bis fünf Mark, jeder soll seinen Bedarf decken. 30.09.1916 Koche zwei Zentner Pflaumenmuss der Zentner
7,50 Mark. Es gibt dieses Jahr sehr viel, aber teurer 05.10.1916 Äpfel geholt der Zentner für 14 Mark.
Schwager Hermann Diener ist nochmals hier im Urlaub für 14 10.10.1916
mit Liesbeth wieder in Jena. Noch keine Änderung. Hat furchtbar viel
Schwellung, kann Tag und 15.10.1916 Schwager Louis ist in Gefangenschaft und zwar in Pueril. Somit ist er doch vom Tode gerettet. 20.10.1916 unser Vater wieder einige Tage auf Urlaub.
Es ist wieder mal schön. Kaum ist wieder im Feld und 25.10.1916 furchtbar kalt schon alles gefroren. 26.10.1916 mit Liesbeth beim Arzt in Ronneburg. 01.11.1916 war in Scheiditz nach Quark und Eiern. Die
Bauern rücken nichts heraus. Der Quark kostet 8.11.1916 nochmals in Ronneburg, geht nicht gut mit Liesbeth, viele Husten und immer Fieber. 15.11.1916 mit Liesbeth geht es schlecht. War nochmals
in Jena. Die Untersuchung dauerte lange. Das Ergebnis 18.11.1916 Schwager Paul wollte auf Urlaub kommen, aber bis jetzt noch nicht eingetroffen. 20.11.1916 unser lieber Vater hat wieder sechs Tage Urlaub. 24.11.1916 heute ist mein 28. Geburtstag, fühle mich sonst noch wohl und munter. 30.11.1916 mit Liesbeth noch beim alten, furchtbar viel Fieber und Husten. 05.12.1916 Fieber hat abends nachgelassen. 10.12.1916 haben noch viel Arbeit, bis auf die Feiertage. Furchtbarer Nebel. 15.12.1916 Schwager Paul ist endlich eingetroffen. 16.12.1916 wieder unter Klinik noch keine Änderung. Sehr kalt! 22.12.1916 nochmals in Jena. Immer dasselbe. 23.12.1916 unser Vater hat Urlaub und somit können wir die Feiertage wenigstens miteinander verbringen. 25.12.1916 1. Feiertag, der 3. Kriegswinter. Unter den
Leuten ist wenigstens Hoffnungen auf Frieden, trotzdem er 26.12.1916 Ida und Paul sind ein Stündchen bei uns.
Abends waren wir im Café Rühling. Um 10:00 Uhr ist schon 27.12.1916 ich reise wieder nach Leipzig. 28.12.1916 unser lieber Vater verlässt uns heute auch wieder. Hoffentlich war es nicht das letzte Mal. 01.01.1917 das Jahr hat sehr ruhige begonnen. Liesbeth ist heute erstmals mobiler. 2.01.1917 von heute abgibt es Milchkarten, Kinder und
Kranke erhalten Milch: 03.01.1917 viele Neuschnee. Haben sehr viel. Müssen
jetzt mit der Seife sparen, denn es gibt keine Märkte 06.01.1917 mittags war ein Himmelszeichen zu sehen und
zwar sehr deutlich ein sehr großes schönes weißes 09.01.1917 sehr viel Sturm. Fühle mich auch nicht
wohl. An der Seite viel Schmerz. Liesbeth noch beim Alten 11.01.1917 Liesbeth sehr schwer krank. Arzt geholt. 12.01.1917 Liesbeth etwas besser. 13.01.1917 immer noch dasselbe. 14.01.1917 in der Nacht verschlimmert der es sich sehr
bis Sonntagmittag. Von 12:00 Uhr an wurde es wieder 15.01.1917 hat sich gebessert mit Liesbeth. Telegramm
abgeschickt nach Merseburg an unseren Vater. Sofort 17.01.1917 sehr kalt und öde und leer. Fühle mich auch krank und verlassen. 18.01.1917 Liesbeth wird sehr verehrt. Hat viel Blumenschmuck.
1/2 4 Uhr kann unser Vater wieder und zwar 19.01.1917 sehr kalt. Liesbeth wird Nachmittag 2 Uhr beerdigt.
Träger sind Traugott Machels, Walther Remms, 20.01.1917 fühle mich sehr angegriffen von all den schweren Tagen. 21.01.1917 war auf dem Friedhof. Aber alles einsam, kann hier auch keinen Trost finden. 22.01.1917 Nachricht von unserem lieben Vater, kommt ins Feld, wohin noch unbestimmt. 23.01.1917 der erste Tag, seitdem Liesbeth begraben, dass
ich etwas Ruhe zuhause finde. Es ist doch sehr 27.01.1917 Herbert hatte die Nacht durch Fieber und Husten. Noch tüchtig kalt. 30.01.1917 Von unseren Vater Nachricht, kommen fort ins Feld, haben wenig zu essen. 02.02.1917 Mit Herbert hat sich gebessert. Viel Schnee
und sehr kalt. Fühle mich nicht wohl. Sehr viel Husten 04.02.1917 war Nachmittag bei der Mutter, aber immer noch sehr kalt. Ein Ei kostet 32 Pfennig. 06.02.1917 war bei Arzt Dr. Wulschner. Habe viele Seitenschmerzen.
Habe ein Nerven stärkendes Mittel 10.02.1917 sind warm bei der Mutter und nähen. 10.02.1917 unser Vater hat seine Soldatenkiste geschickt.
Allem Anschein nach sind sie fort. Gebe Gott, dass er 11.02.1917 Nachricht von unserem lieben Vater, dass sie
heute Mittag 11 Uhr verladen worden sind. Vorderhand 14.02.1917 endlich tritt milde Witterung ein. Woher auch
heute wieder mit in Scheiditz und etwas Quark geholt. 16.02.1917 heute ein schöner Tag. Möchte gern ins Holz gehen, aber noch viel Schnee. 20.02.1917 war nochmals beim Arzt Dr. Wulschner, geht wieder besser. 22.02.1917 wir bekomme Butterzuschuss. Nachricht von unserem
lieben Vater, sind schon in Ungarn. Immer 28.02.1917 nach langer Zeit wieder Nachricht von unserem
lieben Vater. Sie befinden sich in Rumänien und zwar 05.03.1917 es ist wieder tüchtig kalt geworden. 09.03.1917 diese Nacht hat sich das Schnee sehr vermehrt
und tüchtig kalt. Habe fast kein Holz mehr zum 13.03.1917 Habe heute Wäsche. Endlich mal wieder
Nachricht von unserem lieben Vater erhalten, befindet sich 17.03.1917 war in Gera verschiedenes besorgen. 20.03.1917 tüchtig am Schneien und sehr kalt. 23.03.1917 war in Hetzdorf nach Eiern und Quark. 28.03.1917 ein Kaninchen verkauft, auf dem Rathaus werden Schuhsohlen verteilt. 03.04.1917 unser Vater feiert heute seinen 30. Geburtstag im Feld. 08.04.1917 wieder mal klingen die Osterglocken. Der Krieg
will noch kein Ende nehmen. Mir ist es heute doppelt 09.04.1917 Mittag bin ich mit Herbert ins Holz und eine Fuhre geholt. Es wurde mir tatsächlich leichter. 12.04.1917 waren wieder mal in Scheiditz und Mörsdorf nach Eiern und Quark. Es wird nun so allmählich mit alle. 16.04.1917 heute wurden wieder die Brotmarken gekürzt
und zwar erhält der Kopf wöchentlich drei Pfund. Nun 17.04.1917 der Jahrmarkt war am Rathaus abgehalten. Aber leider ist nicht viel, es regnet auch dazu. 21.04.1917 Herbert unser einziger noch feiert heute seinen
7. Geburtstag. Ach nein schön wäre dass, wenn 30.04.1917 muss wieder mal übers Land nach etwas zu essen. Wird aber bei jedem Mal weniger. 16.05.1917 nehme heute eine Aufwartung ein und zwar bei
Familie Rusche. Etwas muss man mitverdienen. Die 20.05.1917 Wäsche bei Rusche. Sind sehr nette Leute gefällt mir sehr gut. 27.05.1917 das herrliche Pfingstfest ist wieder da. Sehr
schönes Wetter. Sollte meinen der Krieg müsse ein Ende 28.05.1917 Mittag kam Besuch von meiner Freundin aus Kursdorf.
Freue mich sehr fällt mir doch wenigstens ein 29.05.1917 gegen Abend mit Herbert nach Oberndorf beim
Pfingstsetzen. Liesbeth ihr Stein wird sehr schön. Bis 02.06.1917 Felder und Wiesen sehen sehr schön grün aus. 06.06.1917 Schwester Anna hat ein kleines Mädchen bekommen. Ida drei Wochen Ferien aus Leipzig. 07.06.1917 waren im Holz. Sehr heiß. 15.06.1917 Heu machen. Es ist sehr heiß. 20.06.1917 noch immer kein Regen. Die Wiesen sind alle verbrannt. 22.06.1917 furchtbar heiß. 25.06.1917 Wäsche bei Rusche und Heu machen. 01.07.1917 endlich regnet es ein wenig. Seit vier Wochen
kein Regen und immer tüchtig heiß. Die Wiesen und 04.07.1917 endlich sind die Heidelbeeren aufgetan. Alles
rennt und springt. Mittag war schon alles ausgepflückt, 08.07.1917 es gibt Bezugsscheine auf Kirschen. 10.07.1917 endlich fängt es mal wieder an tüchtig
zu regnen. Es wird auch höchste Zeit, denn alles bleibt 15.07.1917 Post von unserem lieben Vater, liegt krank im Lazarett. 22.07.1917 heute sind die Glocken herunter genommen worden. Man hört nichts mehr alles ist leer. 25.07.1917 bin krank habe tüchtig Leibschmerzen, Kopfschmerzen und Fieber. 28.07.1917 geht wieder etwas besser mit mir. 29.07.1917 war mal wieder auf dem Friedhof. Liesbeth ihr Grab sieht schön aus. 08.08.1917 verreise mit Herbert zu Voigts nach Roßbach. Es ist sehr schön dort. 12.08.1917 fahren wieder zurück. 15.08.1917 war seit langer Zeit wieder mal Holz holen. 26.08.1917 Heute schönes Wetter. Spaziergang gemacht bis nach Kursdorf. 09.11.1918 nahm endlich der schreckliche Krieg ein Ende.
Es war auch höchste Zeit. Die Menschen waren dem 25.11.1918 kam der Tag des Wiedersehens! Nachmittag 2
Uhr kam Herbert gesprungen ins Kino, beim Förster 25.11.1918 wurde ich aus dem Kriegsdienst entlassen. Es
blieb nichts anderes übrig, ging wieder in die Fabrik. 1919 die Zeiten wurden immer schlechter. Alles wurde immer
teurer, immer noch beschränkt arbeiten. Im 01.01.1919 verlegten wir unsere Wohnung nach Naumburger Straße 20 bei Clara ihrer Schwester Anna. 1920 die Teuerung nahm immer noch zu. Im Frühjahr
kaufen wir uns ein kleines Schwein für 200 Mark, am 31.12.1920 abends 10 Uhr wurden wir mit einem kleinen
Mädchen beschenkt, die Freude war groß. Es war ein 1921 es war ein lebhaftes Kind, eine Stramplerin, mit
den Händen in der Luft herum fassend und einen 1922 Als Zeichen der Teuerung möchte ich aufführen:
ein Zentner Kartoffeln im Januar 150 Mark - eine 22.01.1922 hatten wir Kindtaufe. Als Patent hatten wir
drei Frauen. Diese hat ihre Taufe selbst mitgefeiert, im 1923 im Frühjahr 1923 fingen wir an uns ein Haus
zu bauen, durch Selbsthilfe alles hat mitgeholfen, Clara, 28.01.1931 Heute kommt
mir das Buch in die Hände. Ich lese es mit großem Interesse durch.
Es ist wirklich
schön, etwas von den früheren Zeiten wieder zu erfahren und die
auch in Rom kommt gleich wieder,
wo man sonst gar nicht mehr daran denkt. Nun möchte ich wieder etwas
Lebensinhalt
niederschreiben. Ach nein vieles hat sich verändert in diesen ziemlich
10 Jahren. Als erstes sind wir
alle noch gesund und wohl auf. Hungern brauchen wir jetzt nicht mehr und
haben uns sogar zu sehr 08.12.1924 ab da bewohnen wir ein Siedlungshaus, durch
Selbsthilfe gebaut. Wie haben wir uns müssen plagen.
Es hängen sehr viele Schweißtropfen daran. Das vergesse ich
nie wieder. Trotzdem sind die Mieten
teurer. Zahlen das Jahr 500 Mark. Wohnt sich jetzt sehr schön. Man
hat sich nun an das Einsame
gewöhnen. Aber die erste Zeit wollte es mir gar nicht behagen. Habe
dann öfter noch mal gleich früh
abgeschlossen und bin abgerückt. Es war zu einsam und leer. Es standen
ja auch im Anfang nur 1930 Im Juni starb Bruder Hermann in Düsseldorf.
Zwei Tage später die Großmutter von 84 Jahren. Ich
habe den ganzen Tag über meine Beschäftigung und finde kein
Ende. Den Winter über strickt und
näht man, damit im Sommer alles fertig ist. Denn dann gibt es im
Garten Arbeit. Auch habe ich immer
etwas Sommergäste gehalten. Sie kommen von überallher, von Leipzig,
Dresden, Chemnitz, Berlin.
Es bleibt auch nicht viel übrig. Die Leute wollen nicht viel zahlen
und sonst ist doch alles noch teurer, 1931 ein milder Winter, Geschäftslage sehr schlecht. 10.02.1931 fand ich Aufnahme in der Frauenklinik zu Jena. Wurde am 17.02. operierte an einer Frauenkrankheit, und am 10.03. wieder entlassen. Geht mir ganz gut, wieder erholt. Juni 1931 hatten dieses Jahr die Kirschen in Köstritz von Zersch gepachtet, dann auch das Hartobst sehr viele, gute Ware. Waren immer mit unten und haben mitgeholfen. Das Obst war sehr billig, es gab zu viele. Sonst verging das Jahr so leidlich. Nur das es mit der Gesundheit immer etwas haperte. 1932 eigentlich ein ganz guter Anfang. Den Kindern geht
es soweit gut, nur bei mir will es nicht gehen wie ich’s wünsche
deshalb besuchte ich im Februar die Klinik wieder und wurde durch
Röntgenaufnahmen ein Darmgeschwüre festgestellt. Muss sehr damit
leben. Trotzdem will es nicht
besser werden. Muss alle für 14 Tage zur Untersuchung nach Jena.
Ich weiß nicht mir ist gar nicht
wohl und plötzlich wurde ich im April auf ein heftiges Krankenlager
geworfen. Gute fünf Wochen
gelegen an Muskelzerrung. Eine Krankheit die sehr viel Vorsicht bedarf.
Im August kauften wir uns
ein eigenes Grundstück von 6614 Quadratmeter. Es hat zwar sehr viel
Lauferei und Schererei gemacht. Aber wir freuen uns jetzt. Liegt es doch
sehr schön in der Lage und haben es mit
Kirschbäumen bepflanzt. Das Geschäft geht nicht mehr sehr gut.
Die Leute sind fast alle arbeitslos 1933 das neue Jahr in völliger Gesundheit angetreten.
Es ist ziemlich kalt, doch wird der Markt in Gera und
Jena feste besucht. Es ist doch schön jeden Sonnabend eine schöne
Einnahme zu buchen. So
konnten wir uns Ostern auch wieder mal eine kleine Reise erlauben und
fuhren nach Dresden zu
unserem Herbert. Ach es war wunderschön, acht Tage ein Stadtleben
zu genießen. Haben uns
alles Mögliche angesehen. Mit dem Dampfer bis in die sächsische
Schweiz. Nur das Wetter lies
viel zu wünschen übrig. Zuhause angelangt, na die Arbeit will
nicht gleich wieder schmecken. Ilse
hat den Haushalt die ganze Woche allein besorgt, aber doch war sie froh,
als wir wieder hier waren. 01.11.1933 Herbert ist nach Leipzig übergesiedelt. Hoffentlich gefällt es ihm gut. Morgen feiere ich den 45. Geburtstag. Bin gespannt, was mir Ilse alles zu Recht gelegt hat. Sie hat ja alle mal einen Trasch. Auch hat sie sich das erste Kätzchen angeschafft na so eine Freude. Höre mir soeben den Reichsbrandstifterprozess durchs Radio an. Es ist etwas unverständlich. Van der Lüppe geht zum ersten Mal mit der Sprache heraus man kann ihn bloß schlecht verstehen. Er verlangt seine Verurteilung und sei es der Tod. 01.06.1934 Einzug ins eigene Heim. Momentan konnte es
mir nicht gleich gefallen. War ja auch zu sehr abgespannt, wegen der vielen
Arbeit und Sorgen , dass alles richtig ausgeführt ist. Nun nach einigen
Tagen gefällt es mir schon besser. Unser Kirschgeschäft befindet
sich wieder in Köstritz. Das Wetter ist wunderschön und die
Ernte sehr gut. Herbert hat uns per Auto auf einige Stunden besucht. Die
Freude war groß aber wieder schnell vorüber. Auch ist er seit
1. Juni als Oberwachtmeister
angestellt, in Markranstedt. Soweit auch alles ganz gut. Unser erster
Mieter ist Willy Abicht. Mitte
August auch einige Sommergäste, aber es wird mir zu viel Arbeit,
dass man bald keinen Spaß 1935 die Mutter hat ja so weit alles vermerkt und ich werde nun weitere Aufzeichnungen machen. Das Dritte Reich war da, ich hatte kein Vertrauen. 1937 Herbert verheiratete sich, mit Anne Külmer aus Markranstedt. 1939 Bruder Richard in Köln gestorben, Bruder Albin, Schwester Klara und ich fahre noch dort zum Begräbnis. Der Krieg bricht aus. Herbert und Anne haben Familienzuwachs, einen Sohn Frank und wir waren Oma und Opa geworden, aber nach einem Jahr verstarb der kleine Frank. 1942 Ilse verheiratet sich (Kriegstrauung) mit Hermann Hillebrand aus dem Sudetengau. 1943 zweimal werden wir gleich Oma und Opa: - am 9. Mai wird Bernd geboren in Leipzig und am 28. Dezember kommt Uta zur Welt. 1944 Herbert wird zum Kriegsdienst eingezogen er war bis jetzt immer zurückgestellt worden. 1945 der schreckliche Krieg ist zu Ende, ohne Frieden.
Kurz vor Kriegsende (März 1945) Herbert kommt
und Horst auf Besuch für ein paar Stunden mit Motorrad. In den Augenblick,
wo er fortfahren will,
kommt ein großer Omnibus und die Ecke und wer sitzt drin, Hermann!
Ist auf der Fahrt nach Holland
die Freude war groß, wenn es auch nur Stunden waren. Während
des Krieges war Not groß, aber
jetzt nach dem verlorenen Krieg war es ganz schlimm. Lebensmittel und
Bedarfsartikel waren restlos 1946 Hermann kommt aus der Gefangenschaft, mit einem schweren Herzleiden und arbeitet als Kraftfahrer in den Holzbauwerken. 1948 das Geld wird 10 zu 1 eingetauscht (für 1 DM und 10 Pfennige auch das Sparguthaben). Noch mal von vorne anfangen. 1949 Elke kommt zur Welt am 12. Juni. Am 6. Juli erhielt
ich die Nachricht, ich war in den Kirschen, dass
unser Hermann ganz plötzlich an Herzschlag verstorben ist. Ich fahre
gleich nachhause und ehe ich
ankomme, fährt schon der Leichenwagen mit Hermann bei uns un die
Ecke. Ich schreibe das, weil ich
es in den 12 Nächten geträumt hatte: ich komme von oben runter,
da sehe ich gerade wie der
Leichenwagen bei Grunerts um die Ecke fährt, da wurde ich munter.
Habe mir das gut gemerkt, es
war unter 7. Nacht. Es waren aufregende Tage, Hermann war nicht in der
Kirche, es fand sich
niemand der eine Grabrede halten wollte, zuletzt hat der Fahrer noch eine
gehalten, aber nur für die 1951 ich hatte Goldene Konfirmation, es war sehr schönen seine Schulfreunde und Freundinnen nach 50 Jahren einmal wieder zu sehen. 1953 Klara hatte Goldene Konfirmation, wurde im Rathaus gefeiert. Klara fährt nach Wuppertal zu Herbert, wir sehen wie sie sich eingerichtet haben, wohnen vorläufig bei Ludwig. 1954 im Februar besuche ich Herbert, trotz der Jahreszeit war es sehr schönen. Habe die ganze Verwandtschaft gesucht. Udo Ludwig hat mich überall hingefahren, zuerst zum Rhein, Düsseldorf, Köln und Förderrath. 1957 wir feiern meinen 70. Geburtstag. Für Herbert beantragte ich Aufenthaltsgenehmigungen nach ihrer, Boote abgelehnt, weil er wieder bei der Polizei ist. Schwager Powell, Frieda ihr Mann, in Leipzig gestorben. 1958 ganz ist auf Besuch da. Klara hat 70. Geburtstag,
sie ist aber noch leidender geworden, hat immer
noch hohen Blutdruck und Zucker, das macht ihr schwer zu schaffen. 1958 Obstbäume und Einzäunung mit Betonsäulen, alles war umsonst, es sollte mal unsere zusätzliche Rente werden. Alles was wir an den Jahren aufgebaut hatten durch Arbeit und Mühe hat der Staat uns vernichtet. Es hat mir eine Überwindung gekostet, weil ich mit Leib und Seele an dem Grund und Boden hingen, trotz der vielen Arbeit es in Ordnung zu halten, hat es mir Spaß gemacht, es war eine innere Befriedigung. Aus diesem Grund habe ich meinen Beruf eingestellt. Herbert hat sich inzwischen ein eigenes Heym gebaut, Sauerbruch Str. 16, Elberfeld. 1959 Klara treibt wir wollen noch mal zu Herbert, sie meint, das ist das letzte Mal. Ich reiche ein und bekommen nur für mich den Pass mit der Begründung es darf nur eine Person reisen. Für meinen Teil lehne ich den Pass ab, zu Gunsten Klaras. Als ich ihr das sagte, der müsste eben allein reisen, wo sie ganz niedergeschlagen und ich sehe sie heute noch dasitzen, weinte und sagte: ich möchte doch noch mal mit dir verreisen, es ist doch das letzte Mal. Die Polizei hatte mir gesagt, montagabends sechs Uhr bringen wir den Pass mit für Ihre Frau und sie müssen ihren zurückgeben, wir hatten Herbert schön benachrichtigt, dass wir Dienstagabend eintreffen. Ich war am Bahnhof Klara ihr beißt kam mit. Der Beamte sagte kommen Sie mit aufs Rathaus. Die erste Frage war wie wollen Sie nun das machen, ich sagte: da muss ich meine Frau nach Erfurt begleiten und dann übergebe ich Sie den Roten Kreuz. Er sagte darauf: wenn sie bestimmt wiederkommen erhalten Sie ihren Pass. Dann sind wir Dienstagfrüh den 28.04. losgefahren. Klara lebte richtig auf, trotz ihres Leiden und wir haben noch paar schöne Tage zusammen verleben können, die Freude war groß. Wir sind dann Mitte Mai wieder zurück und ich bin dann noch mal in die Kirschen nach Hartmannsdorf. Hartobst habe ich nicht wieder gemacht und war dann die Zeit von Mitte Juli ab zuhause. Der Mutter ihr Leiden wurde immer schlimmer, nicht bettlägerig, aber die Füße, das Laufen fiel ihr immer schwerer. Weihnachten haben wir noch ganz schön gefeiert. 1960 Das neue Jahr haben wir zuhause verlebt. Die Mutter
wurde immerhin Verleger und im Februar
musste sie sich legen und es war ganz schlimm. Sonntag habe ich den Arzt
angerufen, er stellte Lungenentzündung fest, sofort ins Krankenhaus,
da haben wir die Mutter noch Sonntag nachts gegen 11 Uhr nach Gera geschafft
(14.02.1960). Das war so schlimm, ich dachte sie schläft mir wohl
ein.
Sie wurde gleich untersucht und als ich von ihr Abschied nahmen, sah sie
sehr gut aus, ich sagte
noch zu ihrer du siehst gut aus und es freute sie, aber die Ärztin
sagte mir draußen mit Ihrer Frau
stets nicht gut. Nach fünf Wochen habe ich sie wieder geholt. Waren
bei Paula eingekehrt, nun war 1961 nach Neujahr fuhr sie wieder ab und ich war wieder
allein. Anfang Februar bin ich dann kurz entschlossen nach Leipzig gefahren
und habe Ida besucht. Ich habe ihr meine Lage geschildert und wir sind
übereingekommen, dass sie nach Hermsdorf kommt. Am 05.03. kam sie
dann mit ihren Möbeln hier an, es war ein großer Umzug für
Ida und auch für mich. Arbeit hatten wir gleich genug, aber wir haben
alles in Ruhe bewältigt und ich war nicht mehr allein und hatte wieder
ein geordnetes Leben. Habe Ida meine ganze Rente gegeben und sie hat mir
meinen Haushalt geführt. Einkellerungskartoffeln und Kohlen haben
wir gemeinschaftlich etwas bezahlt. Alles andere habe ich beglichen von
meinen Zinsen und sonstigen Einnahmen. Laut Testament habe ich die da
die Wohnung so lange wie sie lebt ausgemacht. Wir waren dann zu Friedas
Geburtstag ein paar Tage in 1962 nun ist wieder ein Jahr vergangen, bis jetzt haben wir ein friedliches, gutes, harmonisches Leben miteinander geführt und mein größter Wunsch ist es, dass es immer so bleibt. Wir feierten am 03.04.1962 meinen 75. Geburtstag und waren alle noch wohl auf dabei. Ida klagte über Schmerzen am Blinddarm und musste am 17.04.1962 ins Krankenhaus, am siebenundzwanzigsten wurde sie entlassen. Wir hatten uns sehr gefreut auf Herbert seine silberne Hochzeit, habe etliche Male bei der Behörde vorgesprochen. Seit dem 13.08.1961 darf kein Mensch mehr seinen näheren Verwandten besuchen. Ida klagte wieder über Schmerzen und am 17.05.1962 musste sie wieder ins Krankenhaus und ich war wieder allein. Am 29.05.1962 wurde Ida an verkappseltenen Blinddarm operiert, Mittwoch war Ilse bei ihrer und sie hatte die Operation gut überstanden. Himmelfahrt - 31. Mai - war ich bei ihr, Ida fühlte sich wohl und war froh, dass sie es überstanden hatte. Es eiterte, und sie hatte einen Schlauch in der Wunde. Am 2. Juni war ich wieder bei ihr, sie fühlte sich sehr wohl, es eiterte stärker und sie hatte zwei Schläuche in der Wunde. Ich war im März gute zwei Stunden bei meiner Guten, 36 Grad Temperatur und Puls 84. nach 16 Uhr musste ich sie verlassen, freudig winkte sie mir noch einen lächelnden Blick nach und das Alter des Netzes seien, ich kann es nicht fassen! 03.06.1962 Sonntag früh sollte ich ans Telefon kommen und erhielt die traurige Nachricht, dass Ida durch einen Lungenschlag 10 Minuten nach Mitternacht verstorben ist. Der erträgt ist sie am siebenten Juni mit allen Ehren in meine Grabstätte, neben der Mutter, wie wir als uns gesprochen hatten. Ich kann es noch nicht fassen, denn wir hatten es uns anders besprochen, Ida sollte nicht überleben, denn sie war auch noch sehr rüstig und fühlte sich glücklich bei mir. Es war eine schöne Zeit, aber zu kurz, desto größer war der Schmerz für mich, ich leide sehr darunter. 1963 das waren drei schwere Jahre, 60 unserer Mutter, 61 Traugott und 62 Ida. Das waren die drei geliebten Menschen mit denen ich Freud und Leid die vielen Jahre geteilt habe. Dieser hat nun meinen Haushalt übernommen ich gebe ihr monatlich 100 Mark, wohnt mietfrei, Grundsteuern, Kohlen und Kartoffeln bezahle ich selber. Bis jetzt kommen wir gut aus und ich hoffe das es so bleibt. Am 28. Dezember bin ich gestürzt, auf die rechte Schulter, bin geröntgt worden, gebrochen war nichts, ein Fleischriss innerlich und Gelenkkugel beschädigt, habe viel Schmerzen. 1964 die Schulter ist so langsam wieder in Ordnung. Elke hatte Konfirmation und gleichzeitig hatte Ilse geheiratet, gefeiert wurde im Rasthof. Emma und Gustav hatten im August Goldene Hochzeit. Im November war ich vier Wochen bei Herbert und Bruder Ludwig in Wuppertal zu Besuch, auch in Köln war ich, es waren schöne Tage. Das war das Leben meiner geliebten Eltern. Vater verstarb am 29.08.1965. Er hatte einen Harnausgang bekommen. Ich habe mich bis zu seinen letzten Minuten mit ihm wunderbar verstanden und unterhalten können. |
Nachtrag zum Bruder Albin Steingrüber - siehe hier |
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