Hermsdorf
hat seit etwa
- 1911 Beginn Baumaßnahmen zur Wasserversorgung
- 1913
eine erste Wasserversorgung
- 1926
die erste Kanalisation
- 1926 bis 1930
gepflasterte Straßen.

Die
Hermsdorfer Geschichte zeigt nachweislich, dass die Aufstellung von
Bebauungsplänen keine Erfindung unserer Zeit ist. Bereits 1905 wurde ein solcher
für Hermsdorf erstellt. Er umfasste im Wesentlichen das Gelände an der Bahnhof
-, Eisenberger - sowie an der Schulstraße. Die Veröffentlichung (heute Auslegung)
erfolgte im „Hermsdorfer Tageblatt“ und im „Hermsdorfer Generalanzeiger“. Bereits
am 22.08.1905 - heute geht das nicht mehr so schnell - konnte der
Gemeindevorstand bekannt geben, dass die Bebauungs- und Kanalisationspläne für
das Gelände zwischen Bahnhofs-, Eisenberger- und Bergstraße sowie für die
Schulstraße genehmigt wurden.
Es folgte
1907 / 1908 die Erarbeitung einer „Ortsstruktur, die Anlegung, Bebauung und
Veränderung von Straßen und Plätzen betreffend“, also einer Straßenbauordnung,
die 1909 einstimmig angenommen wurde. Auf diesen Grundlagen wurden bei
Straßenbauarbeiten auch bereits die ersten Kanalisationen mitverlegt wie z.
B.
1908 beim Ausbau der Bergstraße. 1912 sollte auch die Kanalisation der oberen
Bergstraße und der Kochwinkelgasse mit Anschluss an die 1906 neu gebaute
Schillerstraße vorgenommen werden.
Wasserversorgung
Parallel zu
Bebauungsplan und Straßenbauordnung wurde auch die Wasserversorgung von
Hermsdorf vorangetrieben.
- Ein 1905 erstelltes Projekt,
welches die Nutzung von Quellen im Teufelstal vorsah, konnte nicht
realisiert werden.
- 1908 wird in Erwägung gezogen,
beim Bau einer Wasserleitung den Anschluss an die Wasserleitung von
Klosterlausnitz vorzunehmen. Doch dessen Gemeinderat lehnt das Projekt ab.
- Im Zuge der weiteren Vorbereitung
werden die Quellen im Warnsdorfgrund bevorzugt. Der Gesamtaufwand für den
Bau einer Hochdruckwasserleitung und des Hochbehälters wurde mit 230.000 bis
250.000 Mark veranschlagt. Die Summe sollte durch Aufnahme einer Anleihe
aufgebracht werden.
- In den Jahren 1911 bis 1913 wurde
das Vorhaben dann realisiert, am 12.03.1913 wurde das Hermsdorfer
Wasserwerk in Betrieb genommen und am 01.04.1913 die zentrale
Wasserversorgung für den Ort.
- Lokale Wasserleitungen hatte es
aber offensichtlich schon viel früher gegeben, das bezeugt z. B. eine bei
der Neugestaltung der Alten Regensburger Straße in der Nähe des Gasthofes
„Zum Schwarzen Bär“ aufgefundene Holzwasserleitung. Für diese alten
Wasserleitungen wurden Baumstämme längs durchbohrt und die Verbindungen wurden
mit geschmiedeten Eisenhülsen hergestellt die ins Holz geschlagen wurden
(siehe Bild 01 und 02).

Bild 01 und 02
Eine
Besonderheit, wenn nicht sogar Weltneuheit, gab es Ende 1953 in der
Karl-Marx-Allee (heute Naumburger Straße). In diesem Jahr wurden
Keramik-Druckrohre der KWH als Wasserleitungen eingebaut. Diese Rohre wurden
als sehr positiv eingeschätzt und eine große Zukunft (für weitere
Wasserleitungen) vorausgesagt. Was aus diesen Leitungen wurde kann nicht gesagt
werden, da keine weiteren Unterlagen bekannt sind und eine Anfrage bei der
Wasserwirtschaft unbeantwortet blieb.
Kanalisation
Die
Ortskanalisation wurde erst einige Jahre später in Angriff genommen. Als
Hauptbauabschnitt führte die Fa. Franke aus Zeitz 1926 die Kanalisationsarbeiten
in der Bergstraße, Ernststraße (heute Alte Regensburger Straße), Alter Markt
und Eisenberger Straße aus.
Die
Kläranlage beim Buchborn wurde 1927 gebaut und in Betrieb genommen.
Die
Entwässerung wurde als Mischwasserkanal (Regenwasser und Abwasser in einem
Kanal) ausgeführt und in den Raudenbach geleitet. Durch eine Stauschwelle kurz
hinter der Schillerstraße (heute in der Übertunnelung) wurde der
Trockenwasserablauf des Raudenbachs zum größten Teil über eine Rohrleitung der
Kläranlage zugeführt. Bei Regen konnte das Wasser ausreichend verdünnt über die
Schwelle fließen und dem weiteren Bachlauf folgen.
Vor Bau der
Ortskanalisation wurde der alte Ortskern offensichtlich über rechteckige
Sandsteinkanäle entwässert, welche zwischen Schulstraße und Alter Regensburger
Straße begannen und direkt bis in den Raudenbach führten. Bei der Neugestaltung
der Alten Regensburger Straße, wo auch Trink- und Abwasserleitungen nach etwa
70-80 Jahren erneuert wurden, fanden sich mehrere solche Kanäle. Dabei führte
ein Kanal sogar noch Wasser (siehe Fotos 3 und 4).

Bild 3 und 4
Bis
Fertigstellung der Ortskanalisation flossen Regen- und Abwässer aber auch in
offenen Gräben ab. Auf alten Fotos sind solche Gräben z. B. in der Ernststraße
und der Eisenberger Straße neben den Hausgrundstücken zu erkennen. Fäkalien
wurden mit Fuhrwerken, auf denen sich Suddenfässer (Sudde = Jauche)befanden, abtransportiert.
Straßenbau
Die Straßen
in Hermsdorf waren bis nach dem Bau der Ortsentwässerung nur durch eingewalzten
Schotter befestigt. Zur Entwässerung war in Teilbereichen ein gepflastertes
Schnittgerinne vorhanden. Bei fälligen Ausbesserungsarbeiten wurden immer
wieder neue Schichten von Schotter aufgebracht, sodass die Einfahrten zu den
Grundstücken immer tiefer gekommen sind. So weit bei der Kanalisation des Ortes
1926 die Straßenbefestigung aufgenommen wurde ist festgestellt worden, dass
fast nirgends Packlager gesetzt worden ist.
Die
Ortsdurchfahrtsstraßen von Hermsdorf waren damals Staatsstraßen des Landes
Thüringen:
1. Rodaer-, Ernst-, Eisenberger- und
Bahnhofstraße gekreuzt von
2. Geraer-, Eisenberger- und Naumburger
Straße
Dazu steht
z.B. in einer Zeitungsnotiz vom März 1923 die fiskalische Straße sei in „Grund-
und Boden gefahren“ hauptsächlich geht diese Bodenlosigkeit auf das Konto der
Autofahrer...
Interessant
sind einige Auszüge aus einer Eingabe des Gemeindevorstandes an den Landtag
Thüringen, veröffentlicht in „Der Holzländer“ vom 22.05.1927:
„... der Verkehr auf diesen Straßen (Staatsstraßen) ist außerordentlich stark. Während noch im Jahr 1924/25 der
Fuhrwerksverkehr etwa fünfmal so groß war wie der Kraftwagenverkehr, nimmt der
Kraftwagenverkehr von Jahr zu Jahr zu ...
... In der Straße befinden sich aber
Löcher bis zu 20 Zentimeter Tiefe ... (und das Land unternimmt nichts)
... der Ortsverkehr ist gegenüber
dem Durchgangsverkehr verschwindend gering ...
... Die heute noch in der Regierung
bestehende Auffassung, dass der Staat für seine Straßen in der Ortslage nicht
mehr zur Unterhaltung zu tun verpflichtet ist, als an Straßen außerhalb der
Ortslagen, kann nicht richtig sein
... Auch der Staat hat von der
Ortslage mehr Steueraufkommen als von der unbebauten Flur ...
... Jetzt ist vom Staat geplant ein
kleines Stück der Bahnhofs- und Eisenberger Straße zu beschottern, das bedeutet
eine fast nutzlose Aufwendung von Geldmitteln. In höchstens 3 Jahren ist der
Schotter wieder durchgefahren und die Sache geht von neuem los ....
... Aus Selbsterhaltungstrieb muss
sich die Gemeinde Hermsdorf dagegen wehren. Die vorgebrachten Erwägungen und
Gründe geben der Gemeinde Hermsdorf Veranlassung an den Landtag von Thüringen
die höfliche Bitte zu richten, der Gemeinde Hermsdorf bei der Besserung der
Staatsstraßen (gemeint ist Pflasterung) in der Ortslage von Hermsdorf mit zu
helfen. Wir wollen sicher auch Opfer bringen, können aber nicht so hohe Lasten
übernehmen, von denen die Gemeinde erdrückt würde. Die Gemeinde Hermsdorf würde
bereit sein, den Pflasterlohn zu übernehmen, wenn der Staat alle anderen Lasten
selbst trägt. ..“
Offensichtlich
hat damals die Eingabe genützt, denn die Straßen wurden in den Folgejahren
wieder an die Einfahrten angepasst und gepflastert,
Auch auf
eine geologisch bedingte Besonderheit bei den Hermsdorfer Straßen weist die o. g.
Eingabe hin:
... An einzelnen Stellen tritt der
Buntsandstein bis an die Straßenbefestigungen heran, teilweise sind die oberen
Schichten verwittert und bestehen aus mehr oder wenigen tonhaltigem Sand.
Stellenweise findet sich auch Lehmboden vor, während ein Teil der Straße,
besonders in der Mitte des Ortes, auf einem Knüppeldamm ruht. An diesem
scheinen früher sumpfige Stellen gewesen zu sein, die durch lagenweises
Verlegen von Rund- und Halbhölzern fahrbar gemacht wurden. In einigen Teilen
der Ernst- und der Eisenberger Straße wurden 6 bis 8 Lagen übereinander
vorgefunden. ...
In einer
anderen Quelle heißt es dazu:
... An der Stelle „Zum Schwarzen
Bär“ mag die Gegend recht sumpfig gewesen sein, denn als 1929, bei
Kanalisationsarbeiten bis 3 Meter tief ausgeschachtet wurde, fanden sich Knüppeldämme
in mehreren Lagen. Die Hölzer waren teilweise noch gut erhalten, weil sie im
Sumpfe von der Luft abgeschlossen waren. Dazwischen fanden sich Kettenstücke
und Hufeisen, die von den Pferden im Morast verloren wurden. Die Sumpfstellen
sind damals mit Knüppeldämmen überbrückt worden und wenn ein Holzbelag zu tief
im Schlamm eingedrückt war, wurde ein neuer darauf gebaut, bis der auch wieder
versunken war. Der Sumpf, der erst später entwässert und die Straße ausgebaut
worden, dabei blieben die Hölzer darunter liegen, bis sie durch den Straßenbau
teilweise ans Tageslicht gelangten. In den Jahren 1929 und 1930, als Hermsdorf
seine Straßen ausbaute und zuvor erst Kanalisation legt, kamen Fremde nach
hier, um sich die alten Funde und Überlieferungen aus damaliger Zeit anzusehen
und mancher nahm sich ein solch altes Stück aus den Jahrhunderten mit nach
Hause...
Diese
Aussagen konnten auch in jüngster Vergangenheit eindeutig bestätigt werden. Bei
der Grundhaften Neugestaltung im Jahr 1992 (einschließlich Be- und
Entwässerung) der Alten Regensburger Straße vom Alten Markt bis um die
Bärenkurve und der Geraer Straße wurden exakt diese beschriebenen Verhältnisse
wieder vorgefunden.
Der Bereich
vom ehemaligen „Altenburger Hof“ (Gaststätte & Fleischerei Remme) bis gegenüber
dem Hotel „Zum Schwarzen Bär“ und in der Folge die
heutige Eisenberger Straße, war früher offensichtlich ein einziger Sumpf:
- Beim Neubau der Geraer Straße
(die es zurzeit der Entstehung des Knüppeldammes noch gar nicht gab)
mussten im Einmündungsbereich ca. 3,0 m tief organische Bodenmassen (verfestigter
Schlamm) ausgetauscht werden und darunter wurde ein noch stark sprudelnder
Quell gefunden.
- Etwas unterhalb des
„Altenburger Hofes“ hatte der Knüppeldamm eine Mächtigkeit von ca. 2,0 m
(siehe Bild 5 bis 9).
- Direkt gegenüber „Zum Schwarzen
Bär“ liegt heute noch der Knüppeldamm direkt unter dem Gehweg.



Bild 5 bis 9
Bei der Rekonstruktion der Alten Regensburger Straße vorgefundene Knüppeldämme
im Bereich „Altenburger Hof“ und „Zum Schwarzen Bär“.
Diese hatten zum Teil
eine Mächtigkeit von bis zu 2 Meter. Unsere Vorfahren hatten diese über
Jahrzehnte hinweg immer wieder durch neue aufgelegte Hölzer ausgebessert, die
dann immer wieder im sumpfigen Untergrund versanken.
Der
Straßenbau heute hat wieder ganz andere Konzepte als zu der damaligen Zeit. Der
Durchgangsverkehr wird möglichst um den Ort herum geführt (durch
Umgehungsstraßen) und die innerörtlichen Straßen werden möglichst
verkehrsberuhigt ausgebaut.
Als
sichtbare aktuelle Maßnahmen in Hermsdorf zählen dazu:
- Neugestaltung Eisenberger
Straße von Bahnhofsbrücke bis Rathaus die kurz vor dem 750-jährigen
Jubiläum Hermsdorfs fertig wurde, einschließlich Umgehung am Stadthaus
- der Bau der Südtangente vom
Globus-Kreisel bis zur Straßenmeisterei an der Geraer Straße
- die Anbindung der Geraer Straße
an die Ortsverbindungsstraße Oberndorf - Bad Klosterlausnitz hinter der
Autobahnauffahrt Ost
- die Errichtung eines Kreisels
und Fortführung der obigen Umgehungsstraße bis zum Kreisel am Globus.
Diese
Straßen entlasten die Altstadt, können aber nicht als echte Umgehungsstraßen
betrachtet werden, da diese letztlich mitten in der Stadt, in den Kreisel am
Stadthaus münden.
Ferngasversorgung
Mit Errichtung der Waldsiedlung ab 1964 erhielten die Neubauten, bis auf Ausnahmen (diese hatten Propangasöfen) Gasanschluss. Hier handelte es sich um Stadtgas, produziert in den KWH. Auch die Hochhäuser erhielten Gasanschluss, obwohl dies nach den damals gültigen Rechtsvorschriften nicht gestattet war. Sondergenehmigung war das große Schlagwort. Das Gas war für heutige Verhältnisse so billig, das die Wohnungen zum Teil nicht mal mehr Gasuhren erhielten. Die Preise wurde nach Wohnungsgröße und Personenzahl festgelegt. Beispiel: 4 Raum-Wohnung mit 4 Personen = 3,20 Mark, plus 0,50 (DDR) im Monat.
Nach der Wende wurden die Gasherde gegen Elektroherde ausgetauscht.
Begonnen wurde mit den Hochhäusern, bis 1996 (AWG und einige Wohnungsverwaltungshäuser) folgten alle anderen.
Ab 1991 wurde Hermsdorf an das Erdgas-Fernnetz angeschlossen, die Hausanschlüsse erfolgten auf Bestellung.
Alte Handelsstraße
Am Montag, dem 11.08.2008 begannen Baumaßnahmen an der Kreuzung Eisenberger Straße - Schulstraße - Felsenkellerweg. Bei diesen Arbeiten werden die Versorgungsleitungen erneuert. Außerdem soll auf der Kreuzung ein Kreisverkehr errichtet werden.
Bei den Schachtarbeiten stieß man auf die alten Knüppeldämme der ehemaligen Handelsstraße. Diese führte von Naumburg nach Hof und wird an verschiedenen Stellen der Seite beschrieben, von den Fuhrleuten früher auch besungen. In der heutigen Ortslage fand man bereits wiederholt Zeugnisse aus alten Zeiten (siehe auch oben). Auf der Seite mit dem Fuhrmannslied wird auch der Verlauf der Straße beschrieben. Er führte damals direkt durch den Hof der Gaststätte "Zum Schwarzen Bär".
Die damaligen Fuhrmannswege führten, besonders auch an der jetzigen Fundstelle, durch morastiges Gelände. Unmittelbar neben der heutigen Kreuzung befand sich ein Teich, der später trocken gelegt wurde. Damit die Fuhrwerke, die zum Teil 4- und 6-spannig fuhren, auf den Wegen nicht einsanken, wurden Knüppeldämme gebaut. Für diese Arbeiten wurde
Chausseegeld kassiert. Nach längeren Gebrauch versanken die Knüppel und es wurden neue aufgeschichtet.
Die jetzt aufgefundenen Dämme liegen 180 cm unter dem Niveau der heutigen Fahrbahn. Obwohl diese zum Teil bereits mehrere hundert Jahre dort liegen sind sie sehr gut erhalten. Offensichtlich durch den sehr feuchten Boden wurden diese konserviert.
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Die ausgebaggerten Reste des Knüppeldammes lassen nicht vermuten, dass diese
bereits mehrere hundert Jahre in der Erde lagerten. |
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