Geschichten vom Rasthof und der Autobahn

 

Geschwätzige Kellner werden bestraft

Im „Kleinen Restaurant“ des Rasthofes wurde Ende der 1980er Jahre teilweise auch am Tisch zubereitet. Für 4 Gäste sollten Sauerkirschen flambiert und mit Schokoladensoße serviert werden. Mit großem Wortschwall und weit ausholenden Bewegungen erklärte der Kellner den Gästen seine Vorgehensweise. Bei einem besonders schönen Schwung landete die Hand auf dem Stiel der Pfanne mit der Schokoladesoße, worauf diese nach einem Doppelsalto auf den Fußboden fiel. Die Einnahme des Desserts verzögerte sich etwas!

Der Fluch des falschen Schuhwerks

Der sehr gewichtige Küchenchef schlurfte stets auf gummibesohlten Sandalen durch die Küche.
Bei dem immer etwas fettigen Fußboden sollte das nicht gut gehen. Beim schnellen Lauf um den Herd verlor er das Gleichgewicht und landete mit dem Allerwertesten in einen gerade abgestellten Topf mit frisch gekochtem Rotkraut. So lustig das Bild auch war - keiner wagte es, über den Küchenchef zu lachen und niemand wollte in den nächsten Tagen Rotkraut essen.

Geschäftstüchtigkeit aus Versehen

Ein damals als sparsam bekanntes Reisebüro (für 3,- M hätte man am liebsten ein Kännchen Kaffee, eine kalte Platte und für den Rest Zigarren zu 0,80 M gehabt) bestellte am Pfingstsonntag für 150 Personen ein Kaffeegedeck inklusive einer Tasse Kaffee. Der Kellner setzte jedoch jedem Gast ein Kännchen Kaffee ein, im guten Glauben, dass die Bestellung so lautete. Einige freundliche und erklärende Worte fanden bei den offensichtlich feiertäglich gestimmten Gästen ein positives Echo, die Tasse wurde nachkassiert - es war noch ein gutes Geschäft geworden.

Fußgänger und Radfahrer auf der Autobahn

Noch bis Ende der 1950er Jahre wurde die Autobahn noch durch Fußgänger überschritten, oder von Fahrradfahren benutzt. Die Teufelstalbrücke überquerten Fußgänger, es gab teilweise einen regulären Fußgängerweg. Auf dem Rasthof arbeitete ein Kellner, der oft sein bester Gast war. Dieser wohnte in Eisenberg und fuhr mit dem Fahrrad zur Arbeit. Oft mussten ihn die Kollegen auf das Rad helfen und gaben ihm einen kräftigen Schupp. So in Gang gebracht, schaffte er es dann bis nach Hause.

Ob es sich um den gleichen Radfahrer handelte, über den man am 19.07.1948 in der damaligen Tageszeitung „Volk“ lesen konnte, ist nicht überliefert: „Immer wieder die alten Sünden … Hermsdorf. Auf der Autobahn nach Hermsdorf erlitt ein Eisenberger Radfahrer einen ernsten Unfall. Um die eigenen Kräfte zu sparen, hängte er sich an einen Lastkraftwagen. Das ging solange gut, wie der Wagen sich in gemäßigter Fahrt befand. Nachdem das Kraftfahrzeug eine schnellere Gangart anschlug, kam der Tret-PS-Fahrer mit seinem Stahlross ins Schleudern und stürzte. Ein vorüber fahrender Personenwagen nahm sich des erheblich Verletzten an und sorgte für die Überführung zum Arzt.“

Suchaktionen

Mitte der 1970er Jahre gab es bei einem Verkehrsunfall ein besonderes Ereignis. Beim Unfall wurde eine Fahrerin aus der Bundesrepublik verletzt, zum Glück aber nicht zu schwer. Im Krankenhaus, etwas vom Schock erholt, stellte sie fest, dass vom Fingerring ein Edelstein ausgebrochen war. Sofort erfolgte ein Anruf bei der Autobahnpolizei und eine Suche wurde veranlasst. Nachdem im Unfallwagen nichts zu finden war, wurde die Suche an der Unfallstelle fortgesetzt. Diese war gerade von der Autobahnmeisterei gereinigt und sollte freigegeben werden. Der mit der Suche beauftragte Kollege setzte einen Funkspruch ab, um im Krankenhaus zu erfahren, wie der gesuchte Stein genau aussehe. Kurz darauf kam die Rückmeldung: „Ein wunderschön dunkelroter Stein, in der Größe von etwa 2 x 2 x 2 mm.“ Kopfschüttelnd wollte der Kollege von der Fahrbahn gehen, um die Freigabe zu ermöglichen, als in einer Spalte der Betonplatten in der Sonne etwas dunkelrot in der Sonne strahlte. Der Frau konnte so geholfen werden.

Einen wesentlich schwereren und tragischen Unfall gab es im gleichen Zeitraum. Offensichtlich, weil sie sich verfahren hatten, wendeten die Insassen eines VW „Käfer“ auf dem „Hermsdorfer Kreuz“. Es gab damals noch keine Leitplanken. Der PKW wurde von einem LKW erfasst und brannte vollständig aus. Alle Insassen kamen dabei ums Leben. Der ausgebrannte Wagen stand dann fast ein Jahr unbeachtet auf dem Abstellplatz der Autobahnpolizei. Eine Versicherung der Insassen aus der BRD schrieb dann die Polizei mit der Bitte an, zu prüfen, ob die Angaben der Angehörigen der Opfer stimmen würden, wonach die vier Insassen Bargeldbeträge in 6 stelliger Höhe verschiedener Währungen und verschiedene teure Uhren und Schmuck mitführten. Dem eingesetzten Kollegen der Kriminalpolizei kam seine frühere Tätigkeit als Brandursachenermittler zugute. Die aufgeführten Gegenstände konnten alle bestätigt werden. Der Schmuck war zwar geschmolzen, das Geld noch vollständig erhalten. Es wurde in Geldbörsen im Brandschutt gefunden. Von der Versicherung gab es ein Dankschreiben.

Suchtprobleme

Mitte der 1970er Jahre stellte die Besatzung des damals noch vorhandenen Kontrollturmes auf den Hermsdorfer Kreuz fest, dass aus Richtung Berlin längere Zeit kein Fahrzeug kam. Man schickte eine Streifenbesatzung los. Kurz hinter Eisenberg fuhr ein PKW in Schlangenlinie und kein anderer Kraftfahrer getraute sich diesen zu überholen.
Jeder Aufforderung zu stoppen wurde durch den Fahrer ignoriert. Schließlich wurde das Fahrzeug gestoppt, indem sich der Streifenwagen vor diesen setzte und immer langsamer fuhr und das Fahrzeug gewaltsam ausbremste.
Der erste Verdacht auf Alkohol bestätigte sich nicht. Schnell wurde klar, man hatte einen ersten Drogenfall. Alles Erforderliche - von den man damals noch nicht wusste, was erforderlich war - wurde eingeleitet. Der Kraftfahrer wurde zur Untersuchung in eine medizinische Einrichtung gebracht. Dort sollte er dann für die Untersuchung eine Urinprobe genommen werden. Drei Flaschen von je ein Liter. Der Kriminalist machte darauf aufmerksam, dass ein Mann und kein Pferd untersucht werden muss. Es ginge nicht anders, war die Antwort. Auf solche Fälle war auch die DDR-Medizin noch nicht überall vorbereitet.
Der Fahrer und der PKW wurden dann auf „dem kurzen Dienstweg“ am Grenzübergang Hirschberg an die Kollegen der BRD übergeben. Diese wussten, was zu tun war.

Suchaktion

Ebenfalls Ende der 1970er Jahre wurde der Autobahnpolizei, damals hieß diese Transitgruppe, ein Verkehrsunfall mit Personenschaden gemeldet. Kurz nach der Autobahnabfahrt Triptis, etwa in Höhe Schwarzbach stand ein Lkw mitten auf der Fahrbahn, völlig unbeschädigt. Der Fahrer lag verletzt im Fahrerhaus. Es stellte sich schnell heraus, dass dieser eine Schussverletzung hatte.
Der Lkw war im Transitverkehr aus München kommend in Richtung Berlin unterwegs. Der Fahrer hatte in der BRD vor der Einreise einen Anhalter mitgenommen.
Schwer verletzt konnte er zum Täter, seinen mitgenommenen Tramper, Angaben machen. Beide waren in Streit geraten, als der Beifahrer plötzlich eine Pistole zog und schoss. In der sofort eingeleiteten Großfahndung wurde der Täter kurz darauf in Saalfeld auf einem Güterzug festgenommen. In der Erstvernehmung gab er an, die Waffe einige Hundert Meter weiter in den Wald geworfen zu haben.
Der ehemalige Amtsleiter vom VPKA Stadtroda gab daraufhin den Befehl, das sieben Schutzpolizisten und ein Kriminalist die Waffe suchen sollten. Er schickte diese kurz vor 18:00 Uhr mit der Bemerkung los, sie sollen nicht ohne die Pistole wiederkommen. Das betreffende Waldstück hat eine erhebliche Ausdehnung, Heidelbeeren und Farnkraut erschwerte die Suche. Die eingesetzten Kräfte wurden eingewiesen und Zeichen zur Verständigung ausgemacht. Wie dies auch beim Pilze suchen vorkommt, hatte man sich kurze Zeit später aus den Augen verloren. Etwa 15 Minuten später erklang aus der Ferne das Zeichen. Ein Schutzpolizist, der mit „Eifer bei der Suche war“, hatte sich angesichts der „sinnlosen“ Aktion ins Kraut gesetzt und Heidelbeeren gepflückt und dabei zufällig die Waffe entdeck.
Noch vor 19:30 Uhr konnte dem Amtsleiter die Erfüllung des Befehles gemeldet werden. Worauf diese fast wörtlich wiedergab, was der Kriminalist vorher über diesen Einsatzbefehl gedacht hatte. Er konnte dies sicher von seinem Gesichtsausdruck ablesen.

Bombendrohung

Während einer Betriebsfeier des Reichenbacher Porzellanwerks Mitte der 1980er Jahre kam eine telefonische Bombendrohung. Alle mussten mitten im Winter das Haus verlassen. Natürlich wurde nichts gefunden. Ein schlechter Scherz. Aber der Abend war für die Feiernden gelaufen.

Bernsteinzimmer auf dem Rasthof versteckt?

Bei der Sanierung der Kellerräume des Rasthofes gab es ein Rätsel. Die Bauarbeiter standen plötzlich vor Mauern, wo laut Bauzeichnung keine sein durften. Dort sind verschlos­sene Räume, zu denen bis heute kein Zugang gefunden wurde. Eine kurze Zeit lang hielt sich sogar die Vermutung, dass in den Kellerräumen das le­gendäre Bernsteinzimmer versteckt sei. Eine Bohrung durch die sehr starken Wände hatte aber ein enttäuschen­des Ergebnis für die „Schatzsucher“. Man fand nur einen leeren Raum. Vermutlich gibt es zwei weitere Räume. In die ist noch niemand vorgedrungen. Das Bohren ist zu teuer und die Räume der Wände im Keller sind extrem dick, obendrauf eine 50 Zentimeter starke Betondecke. Vermutlich wurde der Keller als geschützter Bereich gebaut.
Nach Aussage eines noch lebenden Zeitzeugen befand sich hinter diesen Mauern die ehemalige Druckerei der Organisation Todt. Die Ausdehnung der Räume soll möglicherweise bis zu den Fahrbahnen der Autobahn reichen.

 
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