Erlebnisbericht  Ilse Steingrüber  verw.  Hillebrand  verw.  Ziermann

 

Im Jahre 1939 lernte Ilse Steingrüber - über die Tochter Elfriede von Hans Schlegel („Butter Hans“) - ihren 1. Ehemann Hermann Hillebrand kennen. Elfriede war zu dieser Zeit an der Tankstelle Hermsdorf (Ostseite - Zigeunerweg) bei der Imbissversorgung beschäftigt.
Hillebrand war Angehöriger der Wehrmacht und hatte am Hermsdorfer Kreuz mit seinem LKW eine Panne. Er führte Wehrmachtstransporte nach Frankreich durch. Die Reparatur erfolgte durch Werner Vogel. Da die Ersatzteilbeschaffung mehrere Tage dauerte, hatten beide Gelegenheit, sich näher kennenzulernen. Zu dieser Zeit war die Tankstelle auf der Westseite noch nicht fertiggestellt.
Ilse  Ziermann bestätigte die Anwesenheit der Organisation Todt im Rasthof. Über diese Organisation erfolgte auch die Versorgung der Wehrmacht. Ihr späterer Mann wurde zum Beispiel zum Tanken von dort in das Großtanklager Lederhose geschickt. Weiter bestätigt sie das Vorhandensein eines sogenannten „Hitler - Zimmers“ in der ersten Etage des Hotels. Dieses Zimmer hatte, entgegen den anderen Hotelzimmern eine völlig andere Ausstattung. Das Mobiliar bestand aus schweren Eichenmöbeln, außerdem war ein eigenes Bad und Toilette vorhanden. Es ist aber absolut sicher, dass Adolf Hitler nie im Hotel übernachtete.
Der Rasthof war viel größer geplant, wie später gebaut, wurde. Er sollte der größte und modernste Rasthof Deutschlands werden. Erzählungen, wonach er die Form eines Hakenkreuzes erhalten sollte, sind falsch. Im Jahre 1939 waren die Fundamente für den weiteren Ausbau bereits vorhanden. So, wie der erste Teil eröffnet wurde, sollte der zweite Bereich spiegelverkehrt daneben errichtet werden. Dort war auch vorgesehen, ein Schwimmbad einzubauen. Die zweite Tankstelle auf der Westseite (in Richtung Schleiz) wurde noch 1939 fertig. Alle anderen Baumaßnahmen mit Kriegsbeginn eingestellt.
Nach dem Krieg erfolgten die bekannten Plünderungen, später die Übernahme in Pacht durch den Gastwirt Wilhelm Odental.

 
Brief
 

Das Personal der Imbissversorgung der Tankstelle mit Wehrmachtsangehörigen. Hermann Hillebrand hinten 2. v. rechts, Elfriede Schlegel 2. Frau v. l., ganz links und rechts Tankwarte.

Werner Vogel (links) bei der Reparatur des LKW von Hermann Hillebrand (rechts). Werner Vogel war Besitzer der Autowerkstatt in der Eisenberger Straße, heute Autohaus M & M Enke.

 
  • Am 02.05.1953 begann Frau Ziermann als Verkäuferin am Kuchenbüfett im Rasthof. Sie arbeitete dort ununterbrochen bis in das Jahr 1991.
  • Ihr erster Direktor 1953 war Herr Erler (dessen Vater war als Kommunist in Buchenwald inhaftiert). Erler veranlasste den Bau der Telefon- und Lautsprecheranlage im Rasthof. Bereits zu seiner Zeit wurden viele Feste in der Gaststätte gefeiert, in der Hauptsache mit Handwerkern und Gewerbetreibenden. Der Hotelbetrieb lief zu dieser Zeit ebenfalls im vollen Umfange.
  • Im Jahr 1955 veranlasste Direktor Erler den Bau eines Parkplatzes für Motorräder im Nationalen Aufbauwerk. Er selbst beteiligte sich an der Umzäunung des Wirtschaftshofes. Bei diesen Arbeiten zog er sich eine Lungenentzündung zu, an der er drei Tage später verstarb. Sekretärin zu dieser Zeit war die Anni Gerndt.
  • Neuer Direktor wurde Herr Wolf.
  • Im Keller des Hotels hatte der Friseur Kästner einen Salon. Dieser wurde später geschlossen und an seiner Stelle die hauseigene Konditorei errichtet.
  • Nach dem Krieg stand am Eingang des Parkplatzes eine Holzhütte, in der das Rote Kreuz eine Station eingerichtet hatte. Leiterin dieser Sanitätsstation war die Erika Schünzel. Später hatten dort die Parkplatzwächter ihren Sitz.
  • In den Baracken am Rasthof wurden nach dem Krieg Umsiedler untergebracht, so die Familie Fritsch (Walter Fritsch war später Chefkoch im Rasthof) und die Familie Hälbich (Heizer, technischer Leiter, später Direktor).
  • Zu den „Leipziger Messen“ wurden im Rasthof Sonderspeisekarten ausgelegt. In diesen Zeiten gab es dann immer besondere Dinge, wie Malasol - Kaviar, Kamschatkakrebs und Krimsekt.
Arbeitsbuch
 
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