Als Bildunterschrift ist zu lesen:
„Vam Beberfang zärücke“.
Was bedeutet nun „Vom
Beberfang zurück“?
„Wissenschaftlich“
gesehen könnte sich das Wort Beber von bechern, dudeln, einheizen, hinuntergießen,
hinunterkippen, hinunterschütten, hinunterspülen, hinunterstürzen,
hinuntertrinken, kippen, kneipen, kübeln, kümmeln, nippen, zechen ableiten.
Ob die Holzländer das Wort „Beber“ tatsächlich vom Synonym „bechern“ abgeleitet
haben wäre möglich, ist aber nicht belegbar. Mit Beber bezeichnen die
Holzländer ein (imaginäres) Tier, das in den Wäldern und Feldern des Holzlandes
vorkommt. Es handelt sich um einen Artverwandten des „Mutz“. Aus Überlieferungen alter Holzländer, die diese Erzählungen an ihre Kinder
weitergegeben haben, gibt es folgenden Bericht zur Beberjagt:
Kam ein
Fremder in eine Holzländergaststube, so wurde er nach einigen Tassen Rumkaffee
schnell als neues Opfer herausgefunden. Man erklärte dem Ahnungslosen, dass der
Beber nur hier in unserer Gegend zuhause ist. Es handele sich um ein haariges
Tier, einer Kreuzung zwischen Hase und Wildsau. Man erklärte dem Opfer
widerwillig und erst nachdem er sich die Beschreibung mit einigen weiteren Tassen
Rumkaffees „erkauft“ hatte, den Jagdablauf. Schließlich wurde er dann zur Jagd
selbst eingeladen. Erste Bedingung für die Jagd war, dass diese (fast) nur im
Winter stattfinden konnte. Bei minus 15 Grad wären die Aussichten die besten.
Als nächste Bedingung musste der Eingeladene frische Brötchen beim Bäcker
kaufen, weil der Beber von deren Duft angelockt würde. Die Jagd erfolgte als
Treibjagd. Man führte den Neuling an einen alten Fuchs- oder Hausenbau. Er
bekam als neuer Beberfänger die Ehre, den Sack mit den frischen Brötchen vor
das Loch des Baues zu halten. Die „Treiber“ begannen nun ihrerseits die Jagd,
indem sie sich lautstark, Knüppel schwingend und gegen die Bäume schlagend, vom
Bau entfernten. Diese Treibjagd hatte nur ein Ziel, eine Gastwirtschaft. Dort
harrte man aus, wie lange es dauerte, bis das Opfer bemerkt hatte, dass er
verladen wurde. Bei einigen soll dies Stunden gedauert haben.
Der
Artverwandte des „Bebers“ ist der „Mutz“. In unmittelbarer Nachbarschaft von
Hermsdorf, in Kraftsdorf, wurde dem Mutz ein Museum gewidmet. Hermsdorf und
Kraftsdorf haben ein gleiches Schicksal und wurden 1256 an das Kloster zu
Lausnitz verschenkt, begingen also 2006 beide das 750 jährige Jubiläum der
Ersterwähnung.
Die Definition für den "Mutz" lautet: Eierlegendes Wollmilchschwein.
Im Kraftsdorfer Museum hat auch der Beber einen Platz gefunden. Die Mutzjagd
wird in Kraftsdorf als Fest zelebriert und mit Hingabe bei Vereinsfesten,
Klassentreffen und Ähnlichen als „Lehrveranstaltung“ an alle Ahnungslosen
vermittelt. Die Mutzjagd ist aufwendiger als die Berberjagd, da der Mutz unter
Strom steht und besondere Sicherungsmaßnahmen erforderlich sind. Der Mutz wird
letztlich mit einer Zwillingsgabel erstochen, die auf Anordnung des
Tierschutzbundes gepolstert sein muss, damit es nicht wehtut. Weiteres kann man
bei einem Besuch im Mutzmuseum Kraftsdorf erfahren.
Anders als beim Beber
lässt sich der Ursprung des Mutz aber nachweisen. Geschichtlich gesehn ist Mutz
(Mutzbraten) keine Erfindung unserer Zeit. In einem Protokollbuch des
Hermsdorfer Gemeinderates von 1891 - 1904, auf der Seite 79, ist folgender
Eintrag unter Punkt 2 am 11.05.1894 zu lesen |
Die Übertragung
lautet:
2. In
herkömmlicher Weise und nach alter Sitte ist wie anderen Törfern des Holzlandes
am 3. Pfingstfeiertag von der Gemeinde ein Pfingstbaum gesetzt worden
alljährlich wozu von der Gemeinde ein Tanzvergnügen ausgerichtet worden ist. In
den letzten Jahren ist dieses Baumaufrichten von der Burschenschaft, im vorigen
Jahr aber von einer Anzahl Männer mit Genehmigung des Gemeinderaths ausgeführt,
den Geschäftsüberschuß an sich genommen und wirklich verlebt. Dieser getriebene
Unfug sollte nicht mehr stattfinden, sondern soll der ganzen Gemeinde
überlassen bleiben, zumal noch Schulden vom Kriegerdenkmal zu tilgen sind, wozu
wie im Gemeinderath einstimmig beschlossen worden, der etwaige Geschäftsrabatt
genommen werden soll, der Mutzertrag soll seiner Zeit bekannt gegeben werden,
dabey wurde der Wunsch ausgesprochen, daß auch der vorjährige Überschuß mit
eingezahlt werden möchte darauf für zurückwirkend beschlossen worden ist.
Die
Burschen der Maibaumgesellschaft hatten damals den Gewinn (Steuer) nicht
abgeführt. Der Mutzertrag war Gewinn aus dem Verkauf von gebratenem oder
gegrilltem Schweinefleisch. Für den Verkauf musste von der zuständigen Stelle
(Gemeinde) eine Lizenz beantrag und erworben werden. Der Gewinn war nach
Gemeindebeschluss an diese abzuliefern.
Aus dem
Begriff Mutzertrag entwickelte sich im Volksmund der Begriff Mutzbraten, wobei sich
der inhaltliche Sinn von Mutz als Gewinn, zu Mutz für Schwein wandelte. In der
weiteren Geschichte wurde dann aus dem Mutz ein "besonderes (Fabel-)
Tier", ähnlich dem „Beber“ oder "Rasselbock" im Jägerlatein.
Mutzbraten
ist inzwischen weit über Thüringen hinaus bekannt geworden. Um die „Rechte“, des
Erfinders, stritten sich die Regionen um Schmölln, Altenburg und das Holzland.
Dies dürfte sich mit obigem Archivfund aber erledigt haben, da kein älteres
Dokument bekannt ist, in dem es um Mutz geht. |