Aus der Geschichte der Verwaltung des heutigen Saale - Holzland - Kreises
 
Hilfskräfte am Rasthof und auf der Autobahn - Teil 2 und gleichzeitig Persönlichkeiten aus dem Saale-Holzland-Kreis
 
Kurt Baum aus Hainspitz - Kfz-Meister, Rennfahrer, Erfinder, Künstler

* 06.02.1910
† 23.08.1983

 

Der Kfz - Meister und Hilfsdienst Kurt Baum

An der Straße von Eisenberg nach Jena, in der Ortschaft Hainspitz, fährt man an einem Objekt vorbei, dem man noch heute seine Geschichte ansieht. Es handelt sich um die ehemalige Kfz-Werkstatt von Kurt Baum.
Mit Inbetriebnahme der Reichsautobahnen Berlin - München (A 9) und Dresden - Frankfurt/Main (A 4) blieb es nicht aus, das Fahrzeuge Pannen hatten oder es auch zu Unfällen kam. Das System der Abschleppdienste wurde organisiert. Dafür wurden bis Kriegsende eingesetzt:

  • Im Bereich Osterfeld bis Abfahrt Schleiz Firma Kurt Baum aus Hainspitz.
  • Für den Abschnitt Abfahrt Schleiz bis Landesgrenze Thüringen / Bayern Firma Puhlfürst Gefell/Schleiz.

Mit Beginn dieser neuen Aufgaben gab es weder entsprechende Spezialtechnik, noch war das Kommunikationssystem vorhanden. Kurt Baum zeigte auch hier seinen Erfindergeist. Er montierte auf einen LKW einen selbst gebauten Kran. So entstand sein erstes Bergungsfahrzeug. Schon bald musste er diesen LKW umbauen und durch eine zweite Hinterachse verstärken, da die erste Konstruktion den wachsenden Anforderungen nicht mehr genügte.

Notrufsäulen gab es noch nicht wie heute. Zunächst gab es an den Autobahnen Anlagen, die als Betriebstelefon (in der DDR noch so bis zur Wende im Dienstgebrauch genannt) bezeichnet wurden. Zunächst waren einfache Felddiensttelefone in Gebrauch, die an die jeweiligen Autobahnmeistereien angeschlossen waren. Die Telefone standen weit auseinander und waren spärlich vorhanden. Es hat so seine Zeit gedauert, bis es zu einer Verständigung von Hilfsdiensten kam. Später wurden in der Mitte der Autobahnen Notrufsäulen installiert. Nach der Wende erfolgte eine weitere Veränderung, die Notrufsäulen wurden an den Randstreifen errichtet. Sie laufen nicht mehr bei den Autobahnmeistereien auf, sondern bei der GDV Dienstleistungs-GmbH & Co. KG, einem Service-Center der Autoversicherer.
Abschleppdienst
Werkstatt und Fahrzeugflotte von Kurt Baum.
Abschleppdienst
Werkstatt von Kurt Baum.
Abschleppdienst
Werkstatt von Kurt Baum.
Abschleppdienst
Werkstatt von Kurt Baum.
Abschleppdienst
Drei Abschleppfahrzeuge von Kurt Baum mit Kranarmen Marke Eigenbau.
Der große LKW hinten wurde später mit einer zweiten Hinterachse verstärkt, da er im Lastbetrieb selbst ausgehoben wurde.
Abschleppdienst
Abschleppfahrzeug von Kurt Baum im Einsatz.
Abschleppdienst
Abschleppfahrzeug von Kurt Baum im Einsatz.
Abschleppdienst
Abschleppfahrzeug von Kurt Baum im Einsatz.
Abschleppdienst
Abschleppfahrzeug von Kurt Baum im Einsatz.
Abschleppdienst
Abschleppfahrzeug von Kurt Baum im Einsatz.
Abschleppdienst
 
Abschleppdienst
 
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Der Rennfahrer Kurt Baum

Im Jahr 1926 organisierte der Motorradklub Eisenberg zwei Rennen, eine Zuverlässigkeitsfahrt von Eisenberg über Gösen, Schkölen, Aue, Prießnitz, Leislau, Camburg, Jena, Bürgel nach Eisenberg. Gefahren wurden drei Runden, bei einer vorgeschriebenen Geschwindigkeit von 30 bis 40 kmh.
Am 29.05.1927 wurde ein weiteres Rennen vom Waldkrankenhaus Eisenberg, Bad Klosterlausnitz, Trotz, Eisenberg-Saasa organisiert. Es lief über 5 bis7 Runden. Die Zeitungen berichteten von 8 bis 10.000 Besuchern.
Kurt Baum war zu den Rennen 16 / 17 Jahre alt. Es ist anzunehmen, dass er an der Rennstrecke. Kurt Baum wurde leidenschaftlicher Rennfahrer und baute selbst Rennwagen. Er wollte im Holzland eine Rennstrecke errichten, den „Holzlandring“ zwischen Hainspitz - Serba - Klosterlausnitz. Ein entsprechender Antrag beim Kreisamt wurde abgelehnt.

Kurt Baum als Sieger   Rennwagen von Kurt Baum
Kurt Baum als Sieger, rechts sein Rennwagen Eigenbau von 1947 "Baum-BMW", sechs Zylinder Reihenmotor, Hubraum: 1971 ccm, Höchstgeschwindigkeit: 196 kmh.


Fred Gigo (eigentlich Hubert Schmidt) wurde bekannt als „Stimme vom Sachsenring“. Von 1949 an hatte er die Zuschauer mit seiner markanten Stimme begrüßt. Von ihm ist überliefert, dass Kurt Baum schon als Junge sein erstes Flugzeug baute, einige 100 Meter flog und dann ab stürzte. Gigo beschreibt Baum als vielseitigen Autodidakten. Motortuning, aerodynamische Versuche im selbst gebauten Windkanal, Bau von Karosserien für Rennwagen und Rennfahrer zu Wasser und zu Lande waren nur ein Teil seiner technischen Begabungen.
Nach dem 2. Weltkrieg fanden in der ehemaligen DDR, früher als in der BRD, wieder Autorennen statt. Ursächlich dafür dürfte gewesen sein, dass man sich in diesen Bereich Siege und damit Anerkennung erhoffte.
Die Rennen fanden auf dem Sachsenring, dem Sternberg und der Autobahn bei Dessau statt. Südlich der Abfahrt 11 – Dessau-Süd wurde bereits beim Bau eine Hochgeschwindigkeitsstrecke für Rekordfahrten und Autorennen („Dessauer Rennstrecke“) gebaut und mit gerader Streckenführung, durchgehendem Betonbelag ohne Mittelstreifen und pfeilerlos
Bogenbrücken ausgestattet, die während des 2. Weltkriegs als Autobahn-Behelfsflugplatz vorgesehen war aber nie so genutzt wurde. Diese Strecke wurde ab 1949 als Rennstrecke genutzt, was zur Sperrung als Autobahn in dieser Zeit führte. Am 10.05.1952 kam bei einem Trainingsunfall auf dieser Dessauer Rennstrecke für das 3. Dessauer Wagen- und Motorradrennen der Rennfahrerkollege Paul Greifzu ums Leben. Auch dieser Unfall ließ bei Kurt Baum Überlegungen reifen, die dazu führten, dass er sich auf Motorbootrennen verlegte. Die Rennstrecke Dessau wurde ab 1956 nicht mehr für Rennen genutzt.
Über Kurt Baum wird berichtet, dass er bereits 1947 einen eigenen Rennwagen, auf dem Basis eines BMW-Chassis und Aluminiumkarosse baute.

Als einziger Privatfahrer in der DDR wurde Kurt Baum 1949 auf den Rekordstrecken Dessau und Sachsenring DDR-Meister.  Später fuhr er auf dem Wasser Weltrekorde und nahm an europäischen Meisterschaften teil.

Kurt Baum auf dem Schleizer Dreieck.     Kurt Baum zum Sternbergrennen
Kurt Baum auf dem Schleizer Dreieck (links) und zum Sternbergrennen

Bekannte Beispiele Teilnahmen und Ergebnisse an Autorennen von Kurt Baum:

25.09.1949 am Sachsenring (8,731 km, ca. 300.000 Zuschauer):

  • Rennen 8 über 6 Runden = 52,386 km, Rennwagen bis 2.000-ccm ohne Kompressor (Formel 2),
    Lizenzfahrer: 1. Platz Kurt Baum, Hainspitz, BMW, 28:49 = 109,07 km/h.
  • Rennen 9 über 6 Runden = 52,386 km, Klasse G, Sportwagen bis 1.100-ccm, Lizenz- und Ausweisfahrer:
    3. Kurt Baum, Hainspitz, Adler-Fiat, 33:51, Ausweisfahrer

06.03.1950 zum 2. Erfurter Zementbahn-Rennen

  • Demo-Lauf und Fahrerlager

18.06.1950 Sein Debüt „Sternbergrennen“, Zella-Mehlis:

  • DDR Meister, Sportwagen 1.5l: Kurt Baum / BMW-Eigenbau
  • 2. Platz Formel 2 bis 2000 cm³ mit BMW

 27.08.1950 am Sachsenring

  • Rennen 7, F II, Nr. 102

01.10.1950 zum 2. Dessauer Motorrad- und Autorennen

  • Sportwagen Klasse E und F II, Nr. 120
 

Der Erfinder und Künstler Kurt Baum

Kurt Baum betätigte sich auch künstlerisch. Er drehte Filme so über die 700-Jahr-Feier in Eisenberg, stellte für den Kunstmarkt Wandteller her, zeichnete, goss in Zinn und Bronze und anderes.
Als Erfinder baute er eine staubfrei funktionierende Autolackieranlage oder ein PKW „Trabant“ Montier- und Wartungskarussell. Auch in der Film- und Tontechnik brachte er Erfindungen auf den Markt.

 
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