Chronik der Autobahnen sowie der Rasthöfe und Brücken im Bereich 1950 - 1960

 

11.02.1950
Die Handelsorganisation (HO) übernahm die Wirtschaftsführung des Rasthofes. Wilhelm Odenthal ging zurück nach Köln. Der Pachtvertrag wurde durch den Bauleiter Erwin Bandow mit der HO abgeschlossen. Dazu hatte er keine Berechtigung. Er wurde nachträglich durch das Verkehrsministerium sanktioniert. Erster HO Rasthofleiter war Werner Erler (†1955).
Verschiedene Zeitungsinserate aus den Jahren 1951 bis 1961 belegen, dass immer wieder Arbeitskräfte gesucht wurden. Die Gaststätte des Rasthofes entwickelte sich in dieser Zeit auch zu einem kulturellen Zentrum. Regelmäßige fanden Veranstaltungen, Tanzabende, Familien- und Betriebsfeiern statt. Hermsdorf bestand zu dieser Zeit nur aus der heutigen Altstadt. Man ging zu Fuß zum Rasthof, über den Zigeunerweg und durch den Autobahntunnel. In den 1950-er Jahren erfolgte ein Anbau an die Küche. Die Kohleheizanlage blieb bis zur Wende bestehen, sie wurde nur etwas modernisiert, um die Feuerung zu vereinfachen.

02.03.1951
Bauleiter Erwin Bando verfasste einen „Lagebericht“ über den Stand der Arbeiten an das Ministerium für Industrie und Aufbau. Danach war der fertiggestellte Teil des Rasthofes 1940 „… ca. zu 80 % voll ausgebaut und auf das Beste eingerichtet. … Die gesamten Baukosten mit Außenanlagen sollen 5 Millionen RM betragen haben. … 1945 nach dem Zusammenbruch, … ausgeplündert …, blieb nur noch das rohe Bauwerk übrig blieb.“
Er forderte im Bericht für den weiteren Ausbau einschließlich Außenanlagen 320.000,- DM.
Dieser Bericht löste eine Kontrolle aus (siehe 13.04.1951).

13.04.1951
Die Kontrollabteilung des Finanzministeriums Thüringen überprüfte die Finanzierung des Wiederaufbaues des Rasthofes. Der Rasthof wurde nach 1945 total ausgeplündert. Aufgrund der Initiative des Ministeriums für Verkehr, Abt. Straßenwesen, wurde am 01.12.1947 für den Wiederaufbau Erwin Bando als Bauleiter eingesetzt. Die Mittel kamen anfangs aus dem Haushaltplan, im Jahr 1949 und 1950 aus dem Fond „Reichsvermögen“.
Aus dem Bericht geht hervor, dass Erwin Bando „dem technischen Fortschritt zwar seine ganze Kraft gewidmet, aber die Finanzwirtschaft vernachlässigte“. Gleiches wurde dem Ministerium für Verkehr, später Hauptabteilung Verkehr bestätigt. So hätte es nicht vorkommen dürfen, dass Bando: „… ein Sonderkonto einrichtete …, eine Pachtvereinbarung mit der HO abschloss … und zum Zeitpunkt der Kontrolle 41.300 DM Abschlagzahlungen noch nicht abgewickelt hatte. …“ 

Im angeführten Bericht ist zu lesen:
„Teil B Prüfungsstellung im Einzelnen …

Der Rasthof liegt an der Kreuzung - sog. Kleeblatt - der Autobahn Dresden Frankfurt a. M., München - Berlin.
Das Gebäude wurde 1945 total ausgeplündert. 1948 begann der Wiederaufbau. Am 01.08.1948 wurde ein kleiner Wirtschaftsbetrieb eröffnet. Ab 11.02.1949 übernahm die HO die Wirtschaftsführung. Es sind noch äußerst dringende Reparaturen und Einrichtungsarbeiten durchzuführen. Die Lage des Wirtschaftsbetriebes für den Sommer ist katastrophal, da kein Bierkeller und keine genügenden Kühlvorrichtungen für die Speisen vorhanden sind. Für die dringenden Arbeiten werden rund 60.000 DM benötigt.“

Zwischen den Abrechnungen des Bauleiters Bando und den Abrechnungen der in dieser Zeit zuständigen Stellen (Straßenbauamt Gera, vormals Stadtroda und Erfurt) gab es eine erhebliche Differenz:

                          592.632,62 DM............... laut Bando
                          471.853,80 DM............... laut Belegen Straßenbauamt
                        - 120.788,82 DM............... Differenz

Zum angeführten Sonderkonto gab es keine Belege. Privatentnahmen wurden abgerechnet und nicht begründet. Es war damals üblich, dass private Gelder in die Baumaßnahmen einflossen. Bauleiter Bando borgte sich dafür auch wiederholt Gelder vom ehemaligen Pächter Wilhelm Odenthal. Bei der Kontrolle wurde festgestellt, dass der Bauleiter Bando angeblich mehr Geld verauslagte, als er eigentlich verdiente hatte. Lagerlisten, Inventarverzeichnisse usw. fehlten gänzlich oder wurden erst kurz vor der Kontrolle angelegt.
Aufgrund der Kontrollergebnisse wurde der Bauleiter Bando Ende 1951entlassen. Strafrechtlichen Konsequenzen entzog er sich durch einen Wohnortwechsel und ging in die BRD.

Die Kontrolle vom April 1951 ergab weiter:

    1. Bei der Kontrolle gab es zwei unvollständige Inventarverzeichnisse. Es wurde festgestellt, dass die nach den Plünderungen beschlagnahmten Gegenstände nicht erfasst wurden.
    2. Aus den Inventarlisten fehlten z. B. ein Radioapparat (450,- DM), eine Bronzeplastik „Chimäre“ (1.000,-DM), ein Kochherd, 19 Klosettbecken, 20 qm Dachpappe.
    3. Der Rasthof besaß einen PKW. Er war zum Zeitpunkt der Kontrolle an die Straßenmeisterei ausgeliehen. Benötigt wurde er nicht. Der Pächter (HO) hatte selbst Fahrzeuge. Das Fahrtenbuch wurde zwar geführt, Privatfahrten aber verschleiert.
    4. Der Rasthof erhielt monatlich 480 Liter Benzin. Dieses wurde nicht nachgewiesen, Fremdfirmen wurden damit versorgt.
    5. Handkasse über 200,- DM wurde ohne Nachweise geführt.
    6. Ein Siegel des Ministeriums für Verkehr war unberechtigt im Besitz der Bauleitung.
    7. Portobuch wurde nicht geführt.

An den Arbeiten zum Wiederaufbau des Rasthofes waren nachfolgende Hermsdorfer Firmen beteiligt:

  • Firma Walter Präßler,
  • Firma Walter Beyer, Baumeister
  • Firma Wetzel, Glasermeister
  • Firma Keuche & Röben, Malermeister

1952 bis 15.04.1953
Wiederaufbau der am 11.04.1945 gesprengten beiden Bögen der „Saalebrücke“ bei Jena - Göschwitz.

1953 bis 1955
Friseurmeister Joachim Kästner führte im Rasthof "Hermsdorfer Kreuz"einen privaten Friseursalon.

16.10.1954
Damals übliche Sonderveranstaltungen auf dem Rasthof wurden mit einem „Großen Oktoberfest“ eröffnet. Es spielte das Orchester „Bohemia“. Für den 23.10.1954 wurde in der Presse gleichzeitig der traditionelle „Holzlandball“ unter Mitwirkung bekannter Thüringer Orchester angekündigt. Am 30.10.1954 fand ein weiterer „Holzlandball“ statt, dort spielte das Tanzorchester ZTK Zeulenroda. Zeitzeugen berichten, dass der damalige Rasthofleiter Erler sehr viele Veranstaltungen organisiert hatte.

25.09.1957
Baubeginn für den Wiederaufbau der 1945 gesprengten Autobahnbrücke bei Eisenberg / Gösen, dem „Thüringer Tor“.

18.10.1958
Abschluss des Wiederaufbaus der 1945 gesprengten Autobahnbrücke bei Eisenberg / Gösen, dem „Thüringer Tor“. Die Einweihung erfolgte am 14.11.1958 durch den stellvertretenden Vorsitzenden des Rats des Kreises Eisenberg Räbiger.

1960 - 1962
Die Raststätte „Teufelstal“ wurde saniert. Eine Küche, Spülküche und neue Sanitäranlagen wurden eingebaut.

 
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