Chronik der Reichsautobahnen sowie der Rasthöfe und Brücken im Bereich 1939 - 1945

 

15.05.1939
An diesem Montag verkehrte zum ersten Male der Reichsautobahn-Kraftomnibus der Linie Nürnberg - Bayreuth - Hermsdorf - Leipzig. Die Haltestelle befand sich am Rathaus Hermsdorf. Damit hatte das Holzland eine neue und schnelle Verbindung mit Leipzig und Nürnberg erhalten.

25.05.1939
Mit einer Feierstunde und einem Autokorso wurde die Anschlussstelle Bad Klosterlausnitz seiner Bestimmung übergeben.

18.08.1939
Der Generalinspektor für das Straßenwesen Prof. Dr. Ing. Fritz Todt, Gauleiter und Reichsstadthalter Sauckel gaben in Anwesenheit zahlreicher Gäste das Teilstück der Reichsautobahn Jena - Weimar frei. Gleichzeitig damit wurde auch die „Saale - Brücke“ bei Göschwitz ihrer Bestimmung übergeben. Vor der Übergabe wurde in einer Schweigeminute der beim Bau der Brücke ums Leben gekommenen Arbeiter gedacht.

23.09.1939
Freigabe der Reichsautobahn Nr. 21 Frankfurt a. M. - Limburg, heute A 3.

21.03.1940
Freigabe der Reichsautobahn Ludwigsburg (Nord) - Weinsberg, heute A 81.

01.05.1940
Freigabe der Reichsautobahn Leverkusen - Remscheid - Lennp, heute A 1.

01.07.1940
Freigabe der Reichsautobahnen
- Dresden - Bautzen - Weißenberg, heute A 4
- Nr. 12/3 Berlin - Königsberg.

08.02.1942
Prof. Dr. Ing. Fritz Todt kam bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Hitler ernannte als Nachfolger von Prof. Dr. Ing. Fritz Todt Albert Speer zum Reichsminister für Bewaffnung und Munition und zum Generalinspektor für das deutsche Straßenwesen, Festungsbau, Wasser und Energie. In dieser Eigenschaft hatte er seinen Sitz zeitweilig auch dem Rasthof Hermsdorf. Sein Nachfolger wurde Albert Speer der sich länger im Rasthof "Hermsdorfer Kreuz", dem Sitz der Organisation Todt, aufhielt.

1942
Zur weiteren Verbesserung der Wasserversorgung von Hermsdorf wurde am Rasthof ein Brunnen gebaut.

05. und 09.04.1945
Am 05.04.1945 wurde Hermsdorf erstmals bombardiert. Am 09.04.1945 gab es die schwersten Angriffe. Anhand der Auswertung neu freigegebener Luftbildaufnahmen aus amerikanischen Archiven kann davon ausgegangen werden, dass dieser Angriff am Hermsdorfer Kreuz begann. Aufgrund dieser Fotos und Zeitzeugen wichen die Bomber dem Feuer der am Kreuz stationierten Flakstellungen aus. Zahlreiche Bombentreffer gab es deshalb auf freiem Feld zwischen Hermsdorfer Kreuz und dem Ort Hermsdorf. Der Rasthof und die Tankstellen wurden nicht getroffen.

Die schwersten Bombenangriffe auf Hermsdorf begannen am Hermsdorfer Kreuz.
Unter welchen schweren Bedingungen die Feuerwehr in den letzten Kriegsmonaten arbeiten musste, zeigt auch der Bericht eines langjähriger Angehöriger der FF Stadtroda, der als Verpflichteter der HJ-Feuerwehr in Hermsdorf mit zum Einsatz kam: ; „Für den Einsatz nach den Angriff auf Hermsdorf wurden in Stadtroda auf dem Markt die Angehörigen der Feuerwehr, bestehend aus zwei Frauengruppen, davon eine vom Landratsamt, HJ - Feuerwehr sowie einige Kriegsuntaugliche, zusammengerufen. Sie wurden auf Lastkraftwagen der Waffen-SS nach Tröbnitz gefahren. Dort sollten Löschfahrzeuge aus Görlitz und Dresden besetzt werden. Diese waren von der Wehrmacht vor den vorrückenden Russen nach Waltersdorf und Tröbnitz verlagert worden. Als Einsatzleiter wurden die Kameraden Schilling aus Stadtroda und Wirkungsbereichsleiter Blume aus Jena eingesetzt. Auf der Fahrt nach Tröbnitz wurde der Opel B4 nähe der Gärtnerei von Jagdbombern beschossen und Kamerad Schilling verletzt. Auf der Autobahntankstelle Hermsdorf sollten die Fahrzeuge aufgetankt werden. Dies wurden von der Feldgendarmerie verhindert, da das Benzin nur für die Wehrmacht bereitgestellt wurde. Die Kräfte aus Stadtroda waren in der Schulstraße Hermsdorf im Einsatz. Als diese nach dem Einsatz wieder nach Hause fuhren war die Tankstelle in Brand geschossen und ausgebrannt.“
Der Rasthof und die Tankstelle auf der anderen Seite erhielten keine Treffer. Einen schweren Treffer gab es auf der Tangente aus Richtung Gera (A 9) in Richtung Berlin (A4). Der weitere Angriff setzte sich in Hermsdorf fort, wo es erhebliche Schäden und auch Todesopfer gab.

10.04.1945
In Erwartung der aus Richtung Weimar - Jena anrückenden Amerikaner sprengte der Leiter des Volkssturmes, ein Eisenberger Lehrer, die Brücke über die Autobahn Richtung Gösen, das „Thüringer Tor“. Eine völlig unsinnige Aktion ohne jegliche militärische Bedeutung. Die vorrückenden amerikanischen Truppen marschierten dann durch Törpla, Gösen und bei Königshofen wieder auf die Autobahn Richtung Leipzig.
Aus den gleichen Gründen erfolgte am 11.04.1945 die Sprengung von zwei Bögen der „Saalebrücke“ bei Göschwitz.

13.04.1945
Um 06:00 Uhr gab es Fliegeralarm in Hermsdorf. Um 08:00 Uhr wurden die ersten Amerikaner auf der Autobahn und am Felsenkeller sowie 09:00 Uhr in der Rodaer Straße gesichtet. Um 14:30 Uhr erfolgte der Einmarsch der Amerikaner in Hermsdorf. Sie kamen mit zwei Jeeps und einem Panzer. Wilhelm Odenthal (1948 bis 1950 Wirt im Rasthof) war den Amerikanern mit einer weißen Fahne entgegen gelaufen, um weiteres Unheil zu verhindern.
Die Organisation Todt und die die restlichen „Betreiber“ hatten den Rasthof verlassen. Der Rasthof vollständig geplündert. Die Plünderungen setzten sich bis Ende 1947 fort. Im Prinzip blieb außer der Bauhülle nichts übrig. Nur sehr wenig konnte später wieder zurückgeholt werden. Dazu gehörten zum Beispiel die Einrichtung und Maschinen der Bäckerei. Der Rasthof blieb für längere Zeit geschlossen.

24.04.1945
Durch einen Aufruf im Auftrage der amerikanischen Militärverwaltung wurden die Einwohner Hermsdorfs aufgefordert, in den letzten Tagen eigenmächtig Angeeignetes fremdes bzw. Staatseigentum aus den Lagerräumen, Baracken und Gebäuden des Reichsautobahn Rasthofes, Reichsautobahn-Straßenmeisterei, Organisation Todt, Reichsarbeitsdienstlager, Deutsches Rotes Kreuz, Wasserwerk, im Rathaussaal abzugeben. Nach dem 25.05.1945 wurden Polizei- und Sicherheitsmannschaften angewiesen, mit Durchsuchungen der Wohnungen zu beginnen. Personen, die dieser Anweisung nicht Folge geleistet hatten, mussten mit empfindlichen Strafen rechnen. Offensichtlich zeigte dieser Aufruf wenig Wirkung, da der Rasthof noch bis Ende 1947 geplündert wurde.

23.07.1945
Martin Scheffel aus der Lessingstraße in Hermsdorf bewarb sich beim Bürgermeister von Hermsdorf als Pächter für den Rasthof und die Nebenanlage Raststätte Teufelstal. Die Bewerbung hatte keinen Erfolg. Eine Zusage konnte nicht erfolgen, weil keine Wiedereröffnung in Sicht war.

 
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