Die Teufelstalbrücke

 

Spricht man heute von der Teufelstalbrücke, so muss man zwei verschiedene Brückengenerationen berücksichtigen:

Die alte Teufelstalbrücke

Der Architekt Paul Bonatz entwarf die Teufelstalbrücke 1935. Sie war zum Zeitpunkt ihrer Fertigstellung die am weitesten gespannte Massivbetonbrücke Mitteleuropas. Berühmtheit erlangte die Brücke aber nicht nur wegen ihrer Abmessungen. Besonders durch die elegante Formgebung und der Art und Weise, wie sie sich in idealer Weise in die Landschaft einfügte. Sie war eine gelungene Verbindung von Natur und Technik. Bonatz war der "Stuttgarter Schule" zuzuordnen. Diese wandte sich zwar gegen das Bauhaus, nutzt aber in ihren Gestaltungsprinzipien ebenso die Einfachheit der Formgebung. Er selbst wollte seiner Brücke zu ewiger Schönheit verhelfen und schrieb: "Schönheit liegt nicht im Beiwerk, sondern in der echten, sinnvollen und wahren Grundform, im Einfachen, im Weglassen und Vermeiden alles Willkürlichen, Zufälligen, Modischen. Modisches wird altmodisch und vergeht, das Einfache und Wahre bleibt."
Die Teufelstalbrücke lag, wie jetzt die neue, im Thüringer Holzland, einem der landschaftlich schönsten Waldgebiete Deutschlands. Sie bestand aus zwei unmittelbar nebeneinanderstehenden identischen Brückenbögen, jeweils eine für jede Richtungsfahrbahn. Sie galt als ingenieurtechnische Meisterleistung.

  • Baubeginn war am 15.06.1936. Die „Grün & Bilfinger AG“ Mannheim erhielt den Zuschlag zum Bau.
  • Mitte Oktober 1936 begann die Aufstellung des Lehrgerüstes.
  • Ende November 1936 - vom Lehrgerüst standen fünf Gerüsttürme, die Seitengerüste und ein Drittel vom Übergerüst, die 28 m hohe Arbeitsbrücke mit beiden Turmdrehkränen und das östliche obere Hanggerüst.
  • 13.12.1936 - das gesamte Lehrgerüst (Südseite) der Teufelstalbrücke war fertiggestellt. Darin waren rund 1.400 cbm Holz verbaut. Das Gerüst wurde zum Bau beider Brückenbögen verwendet. Deshalb stand es auf einer betonierten Rollbahn, sodass es um 11,75 m verschoben werden konnte. Die Fußpunkte die Gerüstträger waren durch eiserne Träger verbunden, die auf Eisenwalzen lagerten.
  • Vom 14. bis 31.07.1937 - der südliche Bogen der Teufelstalbrücke (Richtungsfahrbahn Jena - Gera) wurde betoniert. Dabei wurden rund 1.800 cbm Eisenbeton verarbeitet. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass an den direkten Arbeiten der Betonierung nur 18 Personen beschäftigt waren.
  • Das Lehrgerüst wurde 6 Wochen nach Bogenschluss, am 07.09.1937, abgesenkt, anschließend daran wurden die Fahrbahnaufbauten fertiggestellt.
  • Am 07.10.1937 wurde das Lehrgerüst innerhalb von 10 Stunden ohne irgendwelche Schwierigkeiten mittels Kettenwinden an die Stelle des zweiten Bogens herübergezogen. Die Betonierung des gesamten Fahrbahnaufbaues dauerte bis zum 08.11.1937, das Aufbringen der Isolierung und des Fahrbahnbetons bis Ende November 1937.
  • Zum Verkehr freigegeben wurde die südliche Hälfte der Teufelstalbrücke am 17.12.1937 im Rahmen einer Feier für die Betriebsübergabe des 2000. Kilometers.
  • Während des einspurigen Betriebes wurde in rascher Arbeit die zweite Fahrbahn, der Nordbogen, hergestellt. Die Betonierung erfolgte vom 22.11.1937 bis 03.12.1937 in Tag- und Nachtschichten. In den letzten Januartagen 1938 wurde das Gerüst gesenkt und ab dem 10.02.1938 der Bogen ausgerüstet. Im März 1938 wurde die Fahrbahntafel des Nordbogens eingeschalt und betoniert.
  • Nach Ostern, am 18.04.1938, wurde die Brücke für den Verkehr freigegeben.  
  • 18.04.1938 - 30.08.1938
    Nach der Verkehrsfreigabe der Teufelstalbrücke hingen an der Teufelstalbrücke nur noch die Arbeitsbühnen zur Bearbeitung der Sichtflächen durch Steinmetze. Das Gelände wurde rekultiviert. Am 24.08.1938 erfolgte der Abtransport der Kraftmaschine, die den notwendigen Strom für den Brückenbau geliefert hatte, als letzte Maschine der Baustelle. Als Bauende gilt der 30.08.1938.

Die neue Teufelstalbrücke

Für den notwendigen sechsspurige Ausbau der Autobahn war der Neubau einer zweiten Brückenkonstruktion erforderlich. Während der Planungs- und Bauphase gab es Überlegungen für den Erhalt und die Sanierung der alten Bogenbrücke. Obwohl die Brücke unter Denkmalschutz stand, konnte sie letztlich nicht vor dem Abriss retten.
Eine Rekonstruktion der „alten“ Teufelstalbrücke wäre einmal zu aufwendig und teuer geworden. Und zum anderen hätte es nach Fertigstellung der „neuen“ Teufelstalbrücke zwei total unterschiedliche Bauzustände gegeben. Rechnet man z. B. mit einem Bestand des Neubaues von 50 Jahren, hätte der Altbau dann immerhin 110 Jahre auf dem Buckel gehabt. Zudem war ihr Zustand sehr schlecht.

  • 60 Jahre später (1996 bis 1998) wurde im Zuge des sechsstreifigen Ausbaus der Autobahn A 4 eine zweite Brücke (Südseite) parallel dazu errichtet. Dies geschah in fast der gleichen Bauweise wie in den dreißiger Jahren, mit einem hölzernen Lehrgerüst.
  • Entgegen der Bauweise der alten Brücke, die "in einem Stück" errichtet wurde, wurde diesmal das Lehrgerüst nicht verschoben, sondern vollständig demontiert und eingelagert. Man wollte es für die zweite Brücke nutzen.
  • Als sich herausstellte, dass die alte Teufelstalbrücke nicht mehr sanierungsfähig war, wurde sie, obwohl unter Denkmalschutz stehend, 1999 abgerissen und bis 2004 durch eine zweite Brücke (Nordseite) ersetzt.
  • Den Zuschlag für den zweiten Brückenbau erhielt eine andere Firma, die nicht das hölzerne Lehrgerüst, sondern Stahlträger zur Montage nutzte.
  • Beim Neubau unterblieb aus Kostengründen die steinmetzmäßige Bearbeitung der Ansichtsflächen.
 
Das Lehrgerüst vom Oktober 1936 bis Juli 1937 (Südbogen) Lehrgerüst 1996 bis 1998
Das Lehrgerüst vom Oktober 1936 bis Juli 1937 (Südbogen) Zum Vergleich - Lehrgerüst 1996 - 1998 am neuen Südbogen.
 

Die Teufelstalbrücke 1938 - im Bildvordergrund der südliche Brückenbogen.
Die Teufelstalbrücke 1938 - im Bildvordergrund der südliche Brückenbogen.

 
Teufelstalbrücke 1990
Die Teufelstalbrücke zu Beginn der neunziger Jahre.
 

Die neu Teufelstalbrücke

 
      
Drei Fotos oben und Foto unten Thomas Noßke.
Fotos oben - Bau des neuen Südbogens, rechts im Bild steht noch die alte ursprüngliche Brücke.
 
Im Bild vorn zu erkennen der neue Südbogen, dahinter entsteht an Stelle der abgerissenen alten Brücke der
neue Nordbogen, der 2004 dem Verkehr übergeben wurde.