Büttenrede des „EKV CR“ (Eingetragener Karneval Verein Cafe Rühling ) 1972

 
Das letzte Lied des alten Orglers
 
Das letzte Mal in dieser Stadt orgelt ich nach Noten,
denn mir hat die Polizei das Orgeln hier verboten.
Zieh betrübt zum Tor hinaus, denk nach in der Ferne,
wie ich hier vor jedem Haus orgelte so gerne.

Doch bevor ich weiterzieh, möcht ich euch berichten,
was in Hermsdorf ich erlebt, möcht nicht drauf verzichten
Hermsdorf ist 'n junge Stadt mit viel neuen Bauten,
ist gewachsen Jahr um Jahr, da kann man nur staunen.

Gleich am Eingang steht ein Schild, hier geht's zur Stadt
und man sieht von Weiten schon das Cafe mit een Blicke.
In dieser Schenke glaubet mir, saßen wir gar oft in froher Runde
tranken dabei soviel Bier, vergaßen manche Stunde.

Kam man mit der Bahn gereist und hatte es mal eilig,
sagte der Vorsteher dreist, das Örtchen ist hier heilig.
Doch im Wartehäuschen nun der Bushaltestelle,
kann man jetzt aufs WC gehn, wenn man muss ganz schnelle.

Auch in punkte Gastlichkeit, oh was manche Plage,
will man montags essen gehn, ham alle Ruhetage.
Doch im neuen Wohngebiet wächst die Holzlandperle,
die haben dann auch montags auf, das sind ganze Kerle.

Wechsel Bäuchen wechsel’ dich sagen die Stadtväter,
Spezialgeschäfte in der Stadt, die liebt doch ein jeder.
Da der Wechsel oft erfolgt, wir ein Führer wichtig,
wenn man vorm Geschäfte steht: Mensch hier biste richtig.

Auch der Fußball ist hier groß, Dank dem Trainer Dietel,
wenn Motor so weiter stürmt, gewinnt die noch den Titel.
Fußballhochburg Hermsdorf hier, alle haben schon Sorgen,
bring wir ihn das Fürchten bei, werdens 'n schon besorgen.

So nun endet mein Bericht, der Schutzmann guckt schon affig,
muss nun fort sonst bin ich dran, das es ankam hoff ich.
Macht in Hermsdorf weiter so, all ihr fleißigen Leute,
brauche nicht mehr orgeln denn, weil ihr baut das Heute.

Dass ich nicht mehr orgeln kenn, liegt mir schwer im Herzen,
wenn ich fing zu orgeln an, dacht ich nie an Schmerzen.
Hab georgelt früh und spät, kannt fast keine Pause,
selbst wenn früh der Hahn schon kräht, orgelt ich zu Haue.

Meine Orgel werd ich nun dem Museum schenken,
und die Kurbel werd ich dann im Raudenbach versenken.
Denn das weiß ein jeder Manne, selbst der dümmste Bengel,
wenn man nicht mehr orgeln kann, was nützt da der Schwengel.

Und zum Schluss ihr lieben Leut, was nützt all das Grämen,
da ich nicht mehr orgeln darf, muss ich Abschied nehmen.
Ich zieh hin, kehr nie zurück, behaltet mich im Herzen,
wie ich alter Orgelmann, ging von euch mit Schmerzen.